Stillen-und-Tragen.de

Hallo Frau Schmitt,

Danke für deine Nachricht, es tut schon gut, sich ein wenig auszutauschen und auszuheulen
Ja, mein Sohn ist total gut drauf eigentlich, brabbelt viel, schaut lange aus der Terassentür, kaut seine Finger. Er schläft noch etwa 4x am Tag. Fast immer trage ich ihn in der Trage bis er schläft, manchmal auch im Kinderwagen. Ich mache immer einen Spaziergang dabei, im Haus klappt es nicht. Aber das ist ok. Dann zuhause setzte ich mich mit ihm auf die Couch und stille ihn. Wenn er dann direkt gut trinkt, lege ich ihn danach ab (manchmal in die Federwiege), dann schläft er noch ein wenig länger. Wenn er nicht gut trinkt und es zeitlich hinhaut, bleibe ich mit ihm die ganze Schlafphase auf dem Sofa sitzen in der Hoffnung dass er irgendwann richtig trinkt. (Das klappt nicht immer, manchmal nuckelt er nur) Ich schaffe es manchmal noch einen MSR mit der Hand auszulösen. Als er 6,5 Stunden nichts getrunken hat, hat er auch ein Nickerchen im Auto gemacht. Also er war nicht die ganze Zeit wach. Klar, nach einiger Zeit ohne stillen wird er knatschig, dann versuche ich ihn anzulegen, aber er macht sich steif und schreit. (Ich traue mich schon kaum mehr es wach zu versuchen, weil ich mich so abgelehnt fühle und es schmerzt ihn hungrig die Brust anschreien zu sehen) Also Trage und in Schlaf. Es macht mich fertig dass unsere Beziehing da so gestört ist. Ich bin da richtig hilflos.

Ja, das mit dem Abhalten hatte ich gelesen und auch öfters schon versucht. Für uns war es leider nicht die Lösung.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und lieben Dank fürs Lesen.

Hallo Junikind2024,
Wenn die Gewichtszunahme und das Allgemeinbefinden deines Kindes gut sind (was sie sind), dann darfst du dich entspannen und die Zeit mit deinem Schatz in vollen Zügen genießen! Du darfst dir und deinem Körper vertrauen, dass du dein Kind ausreichend ernähren kannst. Vertrau auch deinem Kind, das er sich holt, was er braucht. Er weiß ja, wie man die Milch da rausbekommt.
Wenn er dir gar nicht unzufrieden vorkommt, was ist es, das dir Sorgen bereitet? Jeder Mensch ist doch anders, es steht doch nicht fest, dass man zum stillen immer wach sein muss.
DU machst das richtig klasse.
Und die kriegen auch milch aus der Brust, wenn nicht grade der extreme msr losgeht. Auch beim "nur nuckeln" kommt milch, das ist manchmal mehr als man denkt!
Ich schicke dir ganz viel positive Gedanken. Du bist eine tolle Mama!!!

Hey Junikind2024, ich wollte schon lange schreiben, aber finde keine Zeit. Mir kommt eure Situation sehr bekannt vor, obwohl es bei uns doch etwas anders war. Mein Baby hat ebenfalls hauptsächlich schlafend getrunken. Ich konnte sie allerdings wach anlegen, sie hat dann sofort die Augen geschlossen und ist eingeschlafen und hat dann schlafend getrunken. Ich habe sie über Stunden tagsüber und nachts schlafend gestillt. Sie hat immer wieder den MSR ausgelöst und ein wenig getrunken. Ich denke man kann sich das nur sehr schwer vorstellen, wenn man es nicht erlebt hat. Wenn sie wach getrunken hat, hat sie sehr kurz getrunken und danach geweint. Ich hatte also permanent das Gefühl, dass sie hungrig ist. Ich habe lange eine sehr geringe Menge zugefüttert, aber die ganze Geschichte ist zu lang. Ich hatte nie das Erlebnis , dass sie gut und lange trinkt und dann zufrieden ist. Du siehst, es ist anders, und doch verstehe ich die Verzweiflung sehr gut. Ihre Gewichtszunahme war immer normal. Ich war bei 5 Stillberaterinnen. 4 davon waren IBCLCs. Bei einer Logopädin. Bei einer Kinderosteopathin und beim Chiropraktiker. Meine Kinderärztin hat mich auch unterstützt. Nur meine Hebamme hat mich nicht unterstützt, was die Situation am Anfang sehr schwer gemacht hat. Niemand konnte mir jemals eine befriedigende Erklärung für ihr Verhalten geben. War es die Speicherkapazität der Brust, war es die Milchmenge, da ich nur mit der rechten Brust stille, war es der MSR, war es ihr Saugverhalten oder eine Trinkschwäche. Ich habe es nie verstanden. Mit 5 Monaten habe ich versucht mit der Beikost zu beginnen. Mit 7 Monaten war sie dann soweit und hat zum ersten Mal etwas probiert. Dann ging es schnell und sie konnte bald gut alleine essen. Ich habe immer weiter gestillt, stündlich. Mit ca. 6 Monaten hat sie mit dem schlafenden Trinken aufgehört (außer natürlich in der Nacht). Sie ist jetzt ein Jahr alt. Sie trinkt immer noch kurz und häufig am Tag, sie isst alleine und sehr gut. In der Nacht trinkt sie noch ein paar Mal, aber schläft auch 5-6 Stunden am Stück. Sie war immer ein zufriedenes, aufgewecktes, schnelles Baby, nur das Stillen war ein Problem. Solange die Gewichtszunahme stimmt, sieht aber eigentlich niemand ein Problem. Mit der Verzweiflung ist man ziemlich alleine, da man selbst dieses "Leid" des Kindes permanent aushalten muss und die Verantwortung für die Ernährung trägt. Windeln habe ich auch gewogen. Es waren nie mehr als 400 g (also die Untergrenze, wenn man nachliest), häufig waren es um die 380 g. Eine Stillberaterin hat mir nur gesagt, dass ich unbedingt aufhören soll, die Windeln zu wiegen, da mein Kind nicht nierenkrank sei. Die Kinderärztin hat mir ebenfalls wiederholt bestätigt, dass sie gesund ist und sich hervorragend entwickelt. Ratschläge habe ich keine. Ich weiß nicht, was du ändern könntest. Ich weiß nur, dass sich alles früher oder später verändert. Dein Baby wird irgendwann essen und auch Wasser trinken und wie das Stillen sich verändert, wirst du sehen. Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht.

Hallo Maria 89
Lieben Dank für deine netten Worte, es tut total gut sowas aufbauendes zu lesen. Das Vertrauen dass er sich nimmt was er braucht, das habe ich leider nicht. Du hast gefragt was mir Sorgen bereitet: dass ich meinen Sohn nicht lesen kann, dass ich nicht weiß ob er Hunger hat, dass unsere Beziehung da so gestört ist, so gar nicht innig und schön. Außerdem sind Termine außer Haus extrem anstrengend. Wenn wir mehrere Stunden unterwegs sind, ist es nervenaufreibend nicht zu wissen wie ich es schaffen soll den kleinen zu stillen.
Ich danke dir für deine liebe Nachricht !!

Liebe Juliv

Danke für deine Nachricht, es war sehr interessant deine Geschichte zu lesen. Ich habe sie auch meinem Mann vorgelesen, und der meinte nur: ja, sag ich doch. Es ist nicht für immer.
Das sollte ich mir vielleicht öfter klar machen. Es bleibt nicht ewig so anstrengend.
Darf ich dich fragen, ob du Frieden geschlossen hast mit eurer Stillbeziehung? Es ist zwar nicht so ein Kampf wie bei uns, aber trotzdem auch nicht die Idealvorstellung von: lange und ausgiebig innig trinken und kuscheln
Ich hoffe so sehr darauf, dass unsere Stillbeziehung noch irgendwann schön wird. Kurz trinken ohne Geschrei wie bei euch fände ich schon suuuuuuper. Das hält mich auch vom abstillen ab (neben dem, dass er nicht die Flasche will): die Hoffnung auf eine schöne stillbeziehung. Ich will nicht, dass es so endet, in Schweiß und Tränen..

Das sie mittlerweile trinkt, ohne danach zu weinen, was mich absolut fertig gemacht hat, ist ganz toll. Sie ist mittlerweile wach und guckt mich ziemlich zufrieden an. Das ist erst seit der Beikost der Fall und das auch nicht sofort, sondern es hat gedauert. Ich bin unglaublich dankbar, dass es sich so entwickelt hat. Ich habe sie monatelang täglich gewogen, wovon einem jede Stillberatung abrät, weil es für mich die einzige Möglichkeit war, zu sehen, dass alles in Ordnung ist. Ihr Verhalten beim Stillen hat mir das nämlich nicht gespiegelt. Ich denke nicht, dass ich jemals etwas Anstrengenderes in meinem Leben gemacht habe. Jeden Tag habe ich gewogen und ein Foto vom meist grauen Himmel (über Berlin) gemacht. Irgendwie musste ich diese Geschichte dokumentieren. Das Stillen so eine verrückte Angelegenheit sein könnte, hätte ich nie geglaubt. Aber nicht umsonst gibt es dieses Forum. Es ist ganz toll, dass dich dein Partner unterstützt. Für mich war es auch sehr wichtig immer wieder darüber zu reden, auch ohne zwangsläufig eine Lösung zu finden. Die Stunden, Tage, Wochen und Monate sind lang. Ihr habt schon ganz viel geschafft! Das Normale scheint es beim Stillen nicht zu geben. Es ist viel zu komplex und individuell. Und da man davon normalerweise nichts mitbekommt, leben wir mit völlig falschen Vorstellungen und vielen Frauen, die gar nicht stillen. Eine völlig legitime Entscheidung, wenn es selbstgewählt ist, was häufig nicht der Fall ist. Respekt für alles , was du schon geschafft hast. Ich hab ein bisschen Angst etwas Falsches zu sagen, weil ich nur meinen Fall kenne und keine Stillberaterin bin, die hunderte Fälle gesehen hat. Aber ich denke, dass du gute Chancen hast, dass sich alles nochmal komplett verändert. Das ist nur meine Meinung.

Hallo Juliv

Das ist so schön und auch ermutigend, dass sich eure Stillbeziehung so gebessert hat und wer weiß wie lange sie noch dauert- vielleicht war das erste halbe Jahr, das so anstrengend und zermürbend war, letztlich nur eine kurze Spanne in eurer Stillbeziehung.
Das mit dem täglichen Foto machen ist eine schöne Idee. Ich schreibe wie eine irre Tagebuch mit den Gewichten der einzelnen Windeln.
Heute lief es tatsächlich ganz gut, er hat super in Schlaf getrunken und einmal sogar wach!!! Da hatte mein Mann ihn lange auf dem Arm (er hat sich heut Nachmittag freigenommen) und dann kam er zu mir und hat meine Brust quasi abgefallen- ist dann aber wie deine Tochter direkt weggepennt. So schön! Ich habe es so genossen - auch wenn ich mich nicht zu sehr freuen möchte, damit ich nicht enttäuscht bin wenn es morgen wieder gar nicht klappt. Einen schönen Abend und lieben Dank für deinen Erfahrungsbericht!

Liebe Junikind2024,

erst einmal vielen Dank für deine lieben Worte. Es tut gut, diese sehr spezielle Erfahrung mit jemandem zu teilen, der sie versteht. Es ist ganz toll, dass ihr einen so schönen Moment hattet. Ich habe mich sehr mitgefreut. Ich habe gerne den Podcast „Stillleben“ gehört und kann dir die Folge 22 zum Stillstreik sehr empfehlen. Mein Kind war durch das Zufüttern mit Flasche und später BES ganz bestimmt überfordert und hat die Flasche später auch komplett abgelehnt. Ich habe sie dann beim Stillen immer gelobt und angeschaut, wie in der Folge beschrieben. Du kannst ja gucken, ob du damit etwas anfangen kannst.

Liebe Grüße!