Unter der 3. Perzentile, aber fittes Kind, Ärztin besorgt

[Jia]

Wir hatten dasselbe Theater auch. Beide Mädchen waren/sind zu klein und zu leicht für ihr Alter, schon seit den ersten Monaten. Und ja, weil bei den medizinischen Datenbanken automatisch ein Warnfeld aufploppt, wenn die 3. Perzentile unterschritten ist, war das ein Dauerthema bei jeder U. Bei uns ist das allerdings schlicht genetisch bedingt. Ich selbst war eindeutig beim Wachstum entwicklungsverzögert, einfach immer ein Stück hinter den Altersgenoss:innen hinterher. Dafür bin ich gewachsen bis 22 (wie schon mein Vater auch) und jetzt mit 1,6m keine Riesin, aber akzeptabel gross. Zum Glück hatte meine Mutter meine Wachstumsdaten aufbewahrt, das hat die diversen Ärztinnen jeweils beruhigt. Kurz abgeklärt, ob irgendeine Unverträglichkeit oder sowas die Entwicklung beeinflusst, wurde trotzdem, alles negativ. Und natürlich haben wir die Kinder zumindest in den ersten 2 Jahren entsprechend hochkalorisch ernährt, die Grosse hat eine Weile gerne Butter pur gegessen, am Gewicht hat es trotzdem nichts geändert, das wurde alles direkt in Bewegung umgesetzt... Nun ja, Abklären ist sicher nicht falsch, aber wenn nichts rauskommt, dann ist es eben so. Es gibt halt eben auch kleine und leichte Kinder, das ist die natürliche Bandbreite.

[Zimt]

Ich hab jetzt einen Brief erhalten. Das mit der Telefonsprechstunde hat bisher nicht geklappt.

In dem Brief steht, ich soll Breie mit Fett oder Öl anreichern (ist Öl nicht gleich Fett?) und Stllmahlzeiten durch breiige oder feste Nahrung ersetzen. "Der primäre Kalorienbedarf sollte über feste Nahrung undBreie gedeckt werden, Stillen als Zusatz."

Also wie ich vermutet habe.

Heute waren wir zum Impfen und die Kinderärztin, die diesen Brief auch erhalten hatte, fragte nach der Anzahl der Stillmahlzeiten, ob wir immer noch so oft stillen würden. Ja, tun wir (allein nachts bestimmt vier- oder fünfmal). Ich soll unbedingt reduzieren! Er ist doch jetzt so alt, dass er das nicht mehr braucht!


Ich mag diese Denke nicht, dass Stillen durch feste Nahrung ersetzt werden soll. Er isst normal am Familientisch mit und bekommt kaum noch Brei. Er isst, wenn wir essen. Zusätzlich stillen wir. Und ja, das auch gerne 8-10 x am Tag. Davor, danach, munter durcheinander- meistens aber zum Einschlafen.

Wir stillen morgens nach dem Aufwachen.
Vormittags zum Einschlafen.
Manchmal nach dem Mittagsschlaf zum Aufwachen.
Nachmittags vor längeren Unternehmungen oder danach.
Abends vorm Einschlafen.
Gegen 22:00, wenn er nochmal wach wird.
Und nachts mehrals im Halbschalaf.

Spoiler: Wir stillen nicht direkt vorm Essen.


In vier Monaten sollen wir nochmal wiederkommen.

[Lösche Benutzer 27615]

Ich glaube, dass mit Fett Streichfett, also Margarine und Butter gemeint ist. In vier Monaten kann sich auch viel tun. Die vier Monate bis zum nächsten Termin sollten euch aber zeigen, dass prinzipiell alles in Ordnung ist.

[Jia]

Unter diesen Umständen ist hochkalorische Nahrung sicher nicht verkehrt, aber extra auf Brei wechseln, wenn er lieber feste Nahrung möchte, würde ich jetzt nicht. Das Ziel ist ja, dass das Kind am Tisch mitisst. Und da gibt es genügend Möglichkeiten, ein paar zusätzliche Kalorien unterzuschmuggeln. Avocado beispielsweise gibt zwar ein ziemliches Gematsche, wurde aber damals gerne genommen als Snack. Lachs war auch beliebt, ebenso wie falscher Kaviar/Fischrogen, da gibt es reichlich gute Fettsäuren. Nussmus geht auch als reichhaltiger Brotaufstrich, wenn er gerne Brötchen mag (kann er auch ablutschen und dann neu bestreichen). Meine Grosse hat in diesem Alter auch gerne Butter pur gegessen. Vielleicht kannst du noch etwas stärker auf Zwischenmahlzeiten achten, das vergessen wir Erwachsene gerne mal. Und bei aktiven Kindern ist es auch gerne so, dass Stillen bevorzugt wird, weil es schneller geht, da kann es helfen, gezielt Snacks in Pausenzeiten anzubieten. Aber weniger stillen würde ich nicht, wenn keine genaueren Gründe vorliegen, die dagegen sprechen. Bisher scheint es ja schlicht eine (unbegründete, altbackene) Empfehlung zu sein, keine fundierte Beratung aufgrund eines medizinischen Befundes oder einer genaueren Analyse seiner Nahrungsaufnahme.

[ShinyCheetah]

Ich bin ja immer für Ehrlichkeit. Aber in so einem Fall würde ich eiskalt lügen beim nächsten Mal.

[Jia]

Ach ja: ich habe damals bei der Grossen mit 14 Monaten abgestillt, weil ich mit den unberechenbaren Stillmengen (tagsüber an manchen Tagen gar nichts, dann wieder gerne 10x) nicht zurecht kam und es mir nach 2 Brustentzündungen gereicht hat (und weil wir zeitnah ein Geschwisterchen wollten). Das Kind hat 14 Tage lang etwas abgenommen, weil die flüssigen Kalorien gefehlt haben, dann hat sie genau das wieder zugenommen, und seither bewegt sie sich stur auf ihrer Kurve, immer noch unter der 3. Perzentile. Das Stillen hatte also auf die tatsächliche Kalorienaufnahme keinen Einfluss, es waren nach dem Abstillen nur Kalorien in anderer Form, nicht mehr davon.

Solange das Kind fit und munter ist, würde ich höchstens ein Blutbild machen lassen (um Eisenmangel etc. ausschliessen zu können), mich aber ansonsten nicht verrückt machen lassen. Es gibt immer Kinder, die leichter sind, nämlich immer 3%, egal wo der Mittelwert liegt, das sagt aber nicht zwingend etwas über deren Gesundheitszustand aus.

[Zimt]

Ich hab noch mehr Neuigkeiten, denn ich hab eben einen zweiten Brief aus dem Briefkasten geholt- von der Ernährungsberatung.

Die sagt interessanterweise etwas völlig anderes als die Ärztin, die die Anamnese gemacht hat und die Befunde erhoben hat und darin steht jetzt auch etwas völlig anderes als ich am Telefon gehört habe.

Seht selbst:

- Kein Wort, dass ich das Stillen reduzieren soll. Das darf so bleiben.

- Vitamin B12, Calcium, Eisen und Zink sind etwas zu niedrig. Das finde ich besonders spannend, da mir bisher versichert wurde, alle Werte seien unauffällig.

- Er soll calciumreiches Mineralwasser mit einem Gehalt von über 150 mg Ca pro Liter trinken, dazu gerne Käse (Gouda, Emmentaler als Beispiel) aufs Brot (kriegt er aber schon angeboten) und darf sowas wie Joghurt, Quark und Pudding als Zwischenmahlzeiten essen (bieten wir eh immer wieder an)

- Er soll mehr Fleisch und Fisch essen, dadurch steigt auch Zink und B12. Dass wir bereits Rindfleisch geben, findet sie gut (wir kombinieren ja, um so etwas vorzubeugen, auch schon von Anfang an Hirse und Obst) und empfiehlt noch Linsen, zum Beispiel als Aufstrich.

- Butter. Öl, Nussmus dazugeben machen wir ja schon. (Die Ärztin war total fassungslos, dass wir Nussmus geben, die Ernährungsberatung findet es gut. )

- Vollkornprodukte, gerne auch Vollkornkekse zu Quetschies dazu.


Ja, krass. Schade, dass das Telefonat nicht geklappt hat, aber schön, dass sie mir einen Brief geschrieben haben.

[Zimt]

Avocado isst er leider gar nicht gerne, die esse dann meistens ich. Aber Lachs ist hier allseits beliebt und kommt immer wieder auf den Tisch.
Kartoffelbrei mit Butter ist hier auch ein Dauerbrenner.

Er steht auch sehr auf Beeren und inzwischen isst er auch Weetabix mit Milch zum Frühstück.

Heute gab es Spaghetti Bolognese zum Abendbrot, da haben wir das Rindfleisch auch gleich erledigt.


Ich würde sagen, dass ich jetzt das beste Argument habe, um NICHT abzustillen: Er braucht doch Calcium!

Ich finde noch einen Gedanken spannend: Vielleicht sollte ICH auch mal meine Nährstoffe checken lassen? Weil wir ja noch viel stillen und dann darüber bestimmt auch nochmal mehr ankommt. Ich nehme zwar Nahrungsergänzungsmittel für Stillende, aber unregelmäßig. Ich vergess Pillen gerne mal.

[deidamaus]

Der Brief von der Ernährungsberaterin gefällt mir. Das passt super gut und ihr macht das klasse. Meine beiden Jungs sind schon ewig an der Grenze zum Untergewicht, trotz reichlich Kalorien im Essen, langem und häufigem Stillen etc. Die sind einfach so und völlig gesund. Wir haben aber auch eine super Kinderärztin diesbezüglich.

Zu den Nahrungsergänzungsmitteln: Wenn du dich ausgewogen ernährst (und das klingt erstmal so), brauchst du nichts, außer du hast einen Mangel. Falls du aber fit bist, spricht jetzt eigentlich nichts dafür.

Liebe Grüße
Deidamaus

[Jia]

Ich hab noch mehr Neuigkeiten, denn ich hab eben einen zweiten Brief aus dem Briefkasten geholt- von der Ernährungsberatung.

Die sagt interessanterweise etwas völlig anderes als die Ärztin, die die Anamnese gemacht hat und die Befunde erhoben hat und darin steht jetzt auch etwas völlig anderes als ich am Telefon gehört habe.

Das klingt aus meiner Sicht sehr viel fundierter und plausibler als die platten Anti-Stillen-Aussagen der Ärztin. In diesem Fall kannst du ja beim nächsten Arzttermin einfach sagen, dass das Essen insgesamt gut läuft und dass du dich an die Empfehlungen der Ernährungsberaterin hältst, und das Stillen schlicht nicht thematisieren, solange das Kind weiterhin wächst und gedeiht.