Der Pferde-Fred

[Francisam]

Ich finde zum Beziehungsaufbau spazieren gehen im Gelände besten. Man kann kleine challenges einbauen, klettern, gymnastizieren. Oder Freiarbeit in der Halle oder auf dem Platz. Wenn du da keine Erfahrung hast , würde ich aber eine gute Trainerin aus dem horsemanship Bereich empfehlen.

Und ich glaube ich würde das Pferd, wenn es meins wäre, in den Offenstall stellen. Das trägt ja ungemein zur Gelassenheit bei. Ebenso 24/7 Heu , damit möglichst wenig Stress existiert. Und dann raus in Wald also so würde ich vorgehen. Muss ja nicht unbedingt dein weg sein , hier hat's gepasst.

Das ist exakt das, was ich plane Gut zu hören, dass du damit so gute Erfahrungen gemacht hast! Ich bin auf der Suche nach einem Offenstall mit viel Bewegungsmöglichkeit und idealerweise mit kleinem Reitplatz dabei. Nicht zu weit entfernt, so dass ich mindestens zweimal pro Woche hin kann. Er geht jetzt ab morgen hier auf die Weide, da sehe ich dann auch endlich mal, wie er wirklich mit anderen Pferden ist. Bis jetzt war immer ein Zaun dazwischen.

Ich war schon öfters mit ihm im Gelände spazieren. Es ist eine Herausforderung, weil er einen sehr raumgreifenden Schritt hat. Er ist 1,70m groß und tritt im Schritt mehr als zwei Hufbreiten über. Da muss man sich ranhalten. Aber vor allem habe ich das Gefühl, dass er den Menschen nicht so richtig als Lebenwesen und Chef wahrnimmt. Er ist lieb und arbeitet nicht gegen einen, aber er ist mit seiner Aufmerksamkeit mindestens so viel bei den Greifvögeln im Himmel oder bei dem Traktor 5 Felder weiter wie bei einem selbst. Genau daran möchte ich jetzt gezielt arbeiten. Eine entsprechende Trainerin habe ich auch schon überlegt... vielleicht google ich mal. Bevor ich mich weiter vorwage ins Gelände, möchte ich da etwas weiterkommen mit ihm.2

Kannst du Bücher oder Videos oder so empfehlen zum Thema?

Insgesamt ist er noch etwas angespannt. Er war jetzt 4 Monate weg und er hat den Hof definitiv wiedererkannt. Aber gestern sind ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als er ein freilaufendes Fohlen gesehen hat, und heute beim Longieren hat er ein anderes Pferd wiehern gehört und ist total abgegangen. Hat gewiehert, gebockt und ist 20 Runden um mich rumgezischt. Danach wars wieder gut.

Schau dir mal Anne Krüger-Degener an, deren Konzept heißt Harmonilogie oder so ähnlich.

[Elena]

Vielleicht bin ich (zu) schissig, aber ich würde mich auf das Pferd nicht mehr draufsetzen.
Zwei so massive Ausbrüche, die sich vorher nicht angekündigt haben, wären mir Warnung genug.

Es ist was anderes, wenn ein Pferd phasenweise frech bis hin zu außer Kontrolle ist, und man an irgendeinem Punkt merken kann, dass sich da was anbahnt. So war meiner auch über Jahre. Aber da hab ich eigentlich schon beim Putzen und spätestens beim ersten Antraben gespürt, dass heute einer der Tage ist, an dem ich auf ner tickenden Zeitbombe sitze - und konnte entsprechend reagieren. (Entweder absteigen und ablongieren, oder jemand anderen draufsetzen, oder meinen ganzen Mut zusammennehmen und galoppieren, galoppieren, galoppieren).

Aber das ist bei Elenas Pferd ja gar nicht der Fall.
Insbesondere mit der unklaren/unerklärlichen/dubiosen Vorgeschichte müssen doch alle Alarmglocken klingeln. Es mag 99 mal völlig unauffällig laufen und beim 100. Mal rammt der wieder jemanden ungespitzt in den Boden, sei es im Wald, auf dem Platz oder mit Longe dran.

Genau das.

Es gibt super viele Möglichkeiten, ne gute Zeit mit Pferd zu verbringen. Freiarbeit (bei uns findet im Juni ein Workshop mit Franziska Selsam statt, die muss super sein), Spazieren gehen/wandern, geführte Trails, (Doppel-)Longe, Handarbeit…
Aber reiten würde ich das Tier nicht mehr.

Ja, das ist jetzt auch mein Plan. Ich möchte nicht kategorisch ausschließen, dass ich mich nochmal draufsetze, aber wenn, dann unter komplett veränderten Umständen. Andere Haltung, entspannteres Pferd und vor allem eine Beziehung zum Pferd. Momentan denke ich, dass ich mich nicht mehr draufsetze. Aber das muss ich ja jetzt gar nicht entscheiden. In jedem Fall muss ich viel mit ihm arbeiten, und das tue ich jetzt.

[Elena]

Schau dir mal Anne Krüger-Degener an, deren Konzept heißt Harmonilogie oder so ähnlich.

Danke!

[Alpaka]

Du könntest Mal googlen:

"7 Games, Pat parelli " . Das ist ein guter Start wie ich finde. Praktische Übungen, kann man schnell einsteigen. Dazu gibt es auch Bücher. Generell "Natural horsemanship"

Freiheitsdressur, "kenzie dyslie", YouTube nur als Impression und vielleicht Ziel, ich denke das sollte man nicht einfach so nachmachen ohne Vorbereitung

TOP: "denn Pferde lügen nicht " von Mark Rashid. Der hat noch mehr , super ! Stichwort "passiv leader" hat mich hier nachhaltig beeindruckt. Bei ihm geht's viel um Rollenverständnis und generelle Haltung im Umgang mit Pferden

[Alpaka]

Mark Rashid, ein gutes Pferd hat niemals die falsche Farbe

[Alpaka]

Ich bin da gedanklich Grade hängen geblieben bei deinem Chaos Pferdchen

Du schriebst Grade auch , er war bisher nur alleine auf der Wiese , steht in einer Box , geht an der longe ziemlich steil , ... Du hast ja schon geschrieben, dass du auch die Haltung verbessern möchtest. Ich kann mir vorstellen, dass das wirklich viel bringt.

Ich Stelle mir den Kerl Grade so vor : voller Energie, wenig Vertrauen in den Menschen (ihr habt ihn ja nicht lange , vorher scheinbar öfter Halter wechsel, verschiedene Trainingsmethoden, man weiß ja nie ) , dann machte er wie du schriebst ja bei der Situation neulich auch 40 Minuten training gut mit , und dann Peng !Konnte! er sich nicht mehr zusammenreißen....

Vielleicht ist die Sprache, Kommunikation der Schlüssel. Hätte er die Möglichkeit gehabt, zu sagen, jetzt geht's nicht mehr , Schluss für heute , hätte er es vielleicht getan. Weißt du was ich meine ?

Freiarbeit könnte da echt ein Schlüssel sein.
Freiwilliges Mitarbeiten. Sich als Mensch so interessant machen, dass er Interesse bekommt. Sich als positive Herde Chefin präsentieren- "ich hab den Plan , der Plan ist cool , es wird uns gut gehen..". (Da bin ich gedanklich wieder bei Mark Rashid) . Dabei gegenseitig kleinste Zeichen sehen und verstehen lernen.

Was passiert, wenn du mit ihm in die Halle geht und er machen kann , was er möchte?

[Elena]

Was passiert, wenn du mit ihm in die Halle geht und er machen kann , was er möchte?

Er rast buckelnd 10 Runden im Kreis und ich habe Angst, dass er sich die Beine bricht. Ich habe allerdings normalerweise nicht die Möglichkeit, ihn dort laufenzulassen, das gibts hier nur im Winter einmal pro Woche. Und da verhält er sich so. Nur einmal war er ruhig, da hatte ich kurz vorher viel mit ihm gearbeitet. Da trabte er eine Runde und wälzte sich dann.

Ich verspreche mir auch viel von einer Änderung der Haltung. Ich habe ihn wieder hierher geholt, weil ich direkt vor Ort bin und die Möglichkeit habe, täglich mit ihm zu arbeiten und ihn besser zu beobachten. Ich weiß noch gar nicht, wie er Weide vom Darm her verträgt zum Beispiel. Und wie verträglich er mit anderen Pferden auf der Weide ist, wie er in der Rangordnung so ist etc. Bevor ich das nicht etwas einschätzen kann, finde ich es schwierig, einen Offenstallplatz für ihn zu suchen.

Momentan ist er noch angespannt, das merkt man. Er hat den Stall wieder erkannt, aber es ist trotzdem aufregend. Ich lasse ihn sich jetzt ein paar tage eingewöhnen, dann geht er auf die Weide, und dann sehen wir weiter.

Schon mal vielen Dank für deine Literaturtips. Ich habe auch eine Trainerin gefunden, die direkt im Nachbarort wohnt, vielleicht wäre das einen Versuch wert.

[Binchen86]

Elena, hatte er denn in der Zeit, die er jetzt bei euch war regelmäßig die Gelegenheit, sich so richtig auszutoben?
In eurem Stall hatte er eine Box ohne Paddock, richtig? Und bei der Bereiterin eine Paddockbox (aber toben kann man da auch nicht)?

Also nicht auspowernde Arbeit, sondern einfach nur Rennen und so? Du schriebst etwas von ein Mal in der Woche in der Halle, sonst nichts?

Wenn das der Fall ist, kann ich mir echt gut vorstellen, dass eine veränderte Haltung da sehr viel zur Ausgeglichenheit beiträgt.
Mein Pony war auch ein Pulverfass, wenn er Mal ein paar Tage in die Box musste. Er war Hufrehepatient und kaum waren die akuten Schübe vorbei, war die Box das Grauen für ihn.

[SingtoMe]

Oh mist, hatte grad nen Text am Handy getippt und dann war ich ausgeloggt. Daher erstmal nur ein Foto. Wir waren heute mit der Besitzerin unseres pflegeponys Kutsche fahren es passt echt gut mit uns allen. Sind oft gemeinsam am stall, sie dann mit der anderen Stute.

Oh wie schön! Das heißt, eins der beiden Ponys vor der Kutsche ist euer Pflegepony?

Wir haben heute unser Buckelpferd "nach Hause" geholt, in den Stall in unserer direkten Nachbarschaft. Jetzt hat er zwar keine Paddockbox mehr, aber da er ja vermutlich ohnehin bald auf die Wiese geht und dort im Stall ab morgen auch die Weiden offen sind, ist das okay. Er hat sich lieb abholen lassen heute, ist gut in den Hänger rein uns wieder rausgegangen, war natürlich aufgeregt, aber ich glaube, er hat den Hof wiedererkannt. Morgen fange ich an, etwas mit ihm zu arbeiten.

Ja genau, der Fuchs ist unser pflegeponystute. Die andere stute ist ihre Tochter. Unsere ist ein shetty-isi-mix, 22 Jahre alt.

Wünsche dir viel Erfolg mit dem Pferd. Kann verstehen, dass du dich nicht mehr drauf setzen willst. Würde ich auch nicht, zumindest nicht bis vertrauen aufgebaut wurde. Wir haben ja auch Verantwortung für unsere Kinder, aber auch früher wäre ich da vorsichtig gewesen. Mich würde die medizinische Abklärung ja bitzeln. Aber ich mach ja auch grad die osteo Ausbildung. Ich finde so heftiges buckeln "aus dem nichts" schon auffällig. Aber ich bin auch kein Experte. Geht mal euren weg weiter, da wird sich bestimmt einiges bewegen. Der plan hört sich gut an! Liebe grüße

[Elena]

Elena, hatte er denn in der Zeit, die er jetzt bei euch war regelmäßig die Gelegenheit, sich so richtig auszutoben?

Nicht so wirklich. Wir hatten anfangs keinen gut passenden Sattel, und da er mit einem geliehenen Sattel so empfindlich war, haben wir dann nur longiert. Das aber relativ gründlich. Aber die Weiden waren schon zu, als er zu uns kam, und er ging zwar täglich auf den Paddock, aber die sind zu klein zum Rennen. Wälzen und Rumstehen geht, 3 Bocksprünge machen auch, aber das wars. Andererseits wurde er beim Verkäufer auch so gehalten.

In eurem Stall hatte er eine Box ohne Paddock, richtig? Und bei der Bereiterin eine Paddockbox (aber toben kann man da auch nicht)?

Genau, bei uns eine Box ohne Paddock, aber täglich Paddockgang (aber eben kleiner Paddock). Bei der Bereiterin eine wirklich großzügige, helle, tolle Box mit kleinem Paddock (nochmal so groß wie die Box), dazu täglich Führmaschine und nochmal eine Zeit auf einem größeren Paddock (aber auch nicht wirklich zum Austoben). Da hat er aber auch richtig gearbeitet.

Also nicht auspowernde Arbeit, sondern einfach nur Rennen und so? Du schriebst etwas von ein Mal in der Woche in der Halle, sonst nichts?

Genau. Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht passt für ihn. Ich hätte ihn am liebsten von Anfang an draußen gehabt. Das Problem ist, dass nur dieser eine Hof für meine Kinder eigenständig zu erreichen ist und wirklich nah ist (gut 1 km entfernt). Ich kann und will sie nicht täglich mit dem Auto zum Pferd kutschieren. Aber zu DIESEM Pferd müssen meine Kinder ja gar nicht mehr alleine hin, also kann er nun auch den perfekten Platz etwas weiter weg bekommen.

Danke für euren Zuspruch und Input. Ich halte euch auf dem Laufenden.