Emotional schwieriges Tandem-stillen

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Missylissy
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Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Missylissy »

Hallo,

ich bin neu hier. Soweit ich weiß, gibt es wohl ein Unterforum zum "Langzeit"-stillen, wo das Thema reinpassen würde, auf das habe ich aber noch keinen Zugriff.

Ich bin gerade etwas überfordert mit der Tandem-Still-Situation.

Der Knirps kam vor 2,5 Jahren zur Welt. Er war von Anfang an ein High need Baby, hat sehr viel geschrien und über Monate gefühlt ununterbrochen gestillt. Zugenommen hat er dabei normal. Stillen und tragen war für ihn von Anfang an für lange Zeit seine einzige Strategie zur Regulierung.
Tagsüber schlafen ging auch lange nur mit Stillen im TT, die abendliche Schreistunde(n) hat sich erst mit 8 Monaten langsam beruhigt.

Beikost hat er nur zögerlich angenommen, im Rückblick haben wir da wohl auch zu viel Druck gemacht. Er hat lange einen Großteil seines Energiebedarfs mit Mumi gedeckt.
Vor einem Jahr kam er in die Kita, die Eingewöhnung lief super einfach.
Anfangs hat er nach den abholen auf dem 200m Heimweg immer unbedingt Milch gewollt. Das hat sich nach und nach gegeben, manchmal ist ihm sogar erst am frühen Abend das stillen eingefallen.
Ich wurde dann bald wieder schwanger, hatte weniger Milch und die Stillfrequenz ist von ihm ausgehend deutlich gesunken.
Ich habe ihn immer nach Bedarf gestillt. Grenzen hat er da kaum bekommen, ich hab fast immer und überall gestillt, wenn er es wollte.
Nachts hat er etwa 2 Nächte durchgeschlafen seit seiner Geburt. Ansonsten hat er immer Milch zum (wieder-) einschlafen bekommen.

Ich wollte ihn in der Schwangerschaft nicht abstillen und war auch froh, dass er es nicht selbst getan hat. Ich habe gelesen, Tandem-stillen sei ein gutes Mittel gegen Eifersucht unter den Geschwistern. Außerdem soll er so lange stillen dürfen, wie er es möchte.

Vor 8 Wochen wurde unsere Tochter zu Hause geboren.
Knirps wollte am ersten Tag dann nur einmal zum einschlafen stillen. Mit dem Milcheinschuss ging es aber los, dass er extrem viel stillen wollte. Tagsüber und auch nachts, da kommt er wieder viel öfter.
Ich weiß, er ist gerade sehr beschäftigt mit der neuen Situation und sucht Trost. Dabei ist er so fordernd und akzeptiert an manchen Tagen kein Nein und bricht völlig zusammen, wenn er nur kurz warten soll. Er schauspielt auch neuerdings, er hätte ein Aua, um Milch zu bekommen.
Mit seiner Schwester geht er zum Glück meist lieb um, interessiert sich aber auch nicht besonders für sie. Jungs halt...

Ich habe mir das Tandem Stillen viel schöner vorgestellt, als es gerade ist. Es ist irgendwie unangenehm, wenn beide gleichzeitig stillen, ich möchte den Knirps dann manchmal am liebsten wegstoßen.
Stillt er allein, ist es besser auszuhalten, aber da merke ich eine starke Ungeduld in mir.
Immerhin konnte ich ihm das Knibbeln an der Brust abgewöhnen.
Über meine ablehnenden Gefühle ihm gegenüber bin ich total erschrocken.
Außerdem bin ich wahnsinnig erschöpft. An vielen Tagen bin ich gefühlt wie an die Couch geklettet, weil ständig ein Kind stillen will. Und die Nächte geben mir den Rest. Die Maus schläft manchmal schon einigermaßen ruhig, aber der Knirps kommt, wenn es gut läuft, 3-4 Mal, manchmal auch locker 10 mal und jedesmal total jammernd, manchmal direkt schreiend.
Ich bin dann wahnsinnig genervt von seiner Bedürftigkeit und werde innerlich total wütend. Meist schaffe ich es, das Gefühl bei mir zu behalten, aber manchmal bekommt er es verbal ab. Das tut mir dann furchtbar leid.

Ich weiß nicht, wie lange ich das durchhalte. Jetzt so schnell nach der Geburt der Schwester direkt abzustillen halte ich für eher kontraproduktiv, das verunsichert ihn wahrscheinlich noch mehr. Ich wünschte, ich hätte ihn schon während der Schwangerschaft nachts abgestillt.

Gibt es hier Mamas, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben?
Wie hat sich das bei euch entwickelt? Wie seid ihr damit umgegangen?

Auf erbauenden Austausch hoffend
Lisa
Lisa mit Knirps (01/20) und Maus (06/22) :3:
carolina
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von carolina »

Bei uns war das ähnlich und ich hab den Großen auch ca. 2 Monate nach der Geburt des Mittleren nachts abgestillt - der Große wollte nachts öfter stillen als das Baby, ich war total fertig. Ging dann auch echt gut mit dem nachts abstillen. Ich glaube nicht, dass ihn das irgendwie traumatisiert hat. Tandemstillen hat Vorteile, kann aber auch echt zehren - man muss das nicht toll finden und ab einem gewissen Alter kann man meiner Meinung nach auch beherzt das ältere Kind teil- oder ganz abstillen. Bei uns hat es auf jeden Fall die Situation sehr entspannt und auch mit den negativen Gefühlen und dem Genervtsein meinerseits echt geholfen. Das ist auch wichtig!
Mit der wilden Bande 2010, 2013 und 2015.
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Missylissy
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Missylissy »

Danke für die Antwort.
Hast du dann nach der Gordon-Methode abgestillt?
Ich stelle es mir schwierig vor, wenn er sieht, dass die Kleine weiter gestillt wird.
Habe schon versucht, ihm zu sagen, die Brust brauche eine Pause. Damit war die Nacht aber vorbei, da er dann einen totalen Zusammenbruch hatte, also ganz furchtbar geweint, bis er kaum noch atmen konnte. Da hab ich ihn doch wieder gestillt.
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Sommermama2017 »

Ich würde das auf jeden Fall tagsüber schon vorher ansprechen und ankündigen, nicht erst plötzlich nachts verweigern.

Er ist schon so alt, er könnte eigentlich schon verstehen, dass das Baby viel kleiner ist und nur Milch trinken KANN, deswegen darf sie auch nachts.
Liebe Grüße von Sommermama mit L. 07/17 und A. 01/21
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Kohlmeise
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Kohlmeise »

Missylissy hat geschrieben: 12.08.2022, 10:49

Außerdem bin ich wahnsinnig erschöpft. An vielen Tagen bin ich gefühlt wie an die Couch geklettet, weil ständig ein Kind stillen will. Und die Nächte geben mir den Rest. Die Maus schläft manchmal schon einigermaßen ruhig, aber der Knirps kommt, wenn es gut läuft, 3-4 Mal, manchmal auch locker 10 mal und jedesmal total jammernd, manchmal direkt schreiend.
Ich bin dann wahnsinnig genervt von seiner Bedürftigkeit und werde innerlich total wütend. Meist schaffe ich es, das Gefühl bei mir zu behalten, aber manchmal bekommt er es verbal ab. Das tut mir dann furchtbar leid.
Dein Sohn spürt Deine negativen und ablehnenden Gefühle auf jeden Fall trotzdem, auch wenn Du es nicht verbalisierst. Und zumindest bei meinen Kindern ist es so, dass, je mehr ich nonverbal signalisiere, dass ich meine Ruhe brauche, desto mehr klammern sie - weil sie das verunsichert. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei Deinem Sohn genauso ist.

Nun stille ich schon lange nicht mehr, aber mein Großer ist zB ein absoluter Kampf-Kuschler. Auch mit fast 9 würde er am liebsten ganz fest an mich gekuschelt in meinem Arm liegend einschlafen. Aber es ist mir zu viel. Ich möchte das nicht. Auch beim Vorlesen mag ich es, wenn die Kinder nah bei mir sitzen, aber nicht, wenn ein Kind halb auf mir drauf liegt und am liebsten in mich reinkriechen würde. Mir fällt das auch total schwer, meine Grenze da zu wahren, weil ich meinen Großen nicht abweisen möchte. Aber je mehr ich "unauffällig" weggerückt bin um ein paar Zentimeter für mich zu gewinnen, desto mehr hat er geklammert. Das einzige was hilft, ist eine klare Ansage, dass mir das zu nah ist und zu zeigen, was für mich in Ordnung ist. Das tut mir zwar in der Seele weh, aber auf der anderen Seite ist es auch so, dass ich mich da im weitesten Sinne als Vorbild für meinen Sohn sehe, eigene körperliche Grenzen zu wahren.

Dass Du jetzt nicht auf einmal komplett abstillen möchtest, kann ich verstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass es wirklich eine deutliche Erleichterung für Dich ist, wenn Du nachts abstillst. Ich würde das, wie oben schon jemand schrieb, tagsüber ankündigen und dann durchziehen. Dein Sohn wird darüber wahrscheinlich sehr traurig und frustriert sein. Und das darf er auch!

Und, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, es ist ja jetzt schon nicht nur entspannt und schön für Deinen Sohn in der Nacht, weil er NATÜRLICH merkst, dass Du es eigentlich nicht möchtest.
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von carolina »

Ich hab ohne Methode nachts abgestillt. Ich hab es ihm gesagt und dann halt gemacht und ihm als Alternative singen und kuscheln angeboten.
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Kohlmeise
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Kohlmeise »

Ich würde im Alter Deines Sohnes auch nicht mehr nach Gordon nachts abstillen o.Ä. Du kannst ja mit ihm reden.
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Missylissy »

Kohlmeise hat geschrieben: 12.08.2022, 13:16
Dein Sohn spürt Deine negativen und ablehnenden Gefühle auf jeden Fall trotzdem, auch wenn Du es nicht verbalisierst. Und zumindest bei meinen Kindern ist es so, dass, je mehr ich nonverbal signalisiere, dass ich meine Ruhe brauche, desto mehr klammern sie - weil sie das verunsichert. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei Deinem Sohn genauso ist.
Da hast du sicher recht, er spürt das. Kinder haben da deine Antennen. Und auch, dass er dann noch mehr klammert, stimmt wohl, wenn ich darüber nachdenke.

Eure Kommentare machen mir schon Mut, das mit dem nächtlichen abstillen durch zu ziehen. Ich überlege nur, wann ich dafür Energie finde :lol:

Kognitiv verstehen wird er es. Nur wie seine Reaktion nachts dann aussieht, da fürchte ich mich schon etwas davor. Wie gesagt, er hat sich vom ersten Tag an nicht wirklich selbst regulieren können und tut sich da noch immer schwer.

Was haltet ihr von einem Nachtlicht als Signal, um die Stillpause anzuzeigen?
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von Missylissy »

carolina hat geschrieben: 12.08.2022, 13:19 Ich hab ohne Methode nachts abgestillt. Ich hab es ihm gesagt und dann halt gemacht und ihm als Alternative singen und kuscheln angeboten.
Wie lange hat das dann gedauert, bis das gereicht hat, um so wieder einzuschlafen?
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Re: Emotional schwieriges Tandem-stillen

Beitrag von carolina »

Zwei oder drei Nächte glaube ich. Ist schon was her :wink:
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