Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

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deidamaus
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von deidamaus »

Hallo amaryllis,

ich melde mich heute Abend bei dir, falls noch Beratungsbedarf besteht.

Liebe Grüße
deidamaus
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amaryllis
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von amaryllis »

Hallo ihr Lieben,

bitte entschuldigt, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Da ich vermutete, dass Stress einen entscheidenden Einfluss auf mein bzw. unser Problem hat und meine innere Anspannung durch die Aussicht auf die völlige Kontrolle aller Ausscheidungen, Stillmahlzeiten und Gewichtsveränderungen meiner Tochter wuchs und wuchs, entschied ich mich, mich für eine Zeit komplett aus der digitalen Welt zurückzuziehen und meine Schwierigkeiten analog anzugehen. Das Handy kam also in den Schrank.

Zunächst lief es noch ziemlich bescheiden. Ich habe zwei Wochen lang wirklich alles versucht, um meine Milchmenge in Schwung zu bringen und irgendwie hat nichts so wirklich gefruchtet. Ich hatte ja auch den Eindruck, dass mein Milchspendereflex nicht mehr richtig "funktioniert" bzw. wenn überhaupt erst sehr spät einsetzt. Wechselstillen, ständiges Anlegen, Brustkompression, Hautkontakt, regelmäßiges Abpumpen inklusive Power-Pumpen (was weiterhin nicht fluppte), Bockshornkleetabletten, Stilltee, Massagen, Wärmeauflagen... Das volle Programm war nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Auch meine Anlegetechnik, das Zungenbändchen und mein Brustdrüsengewebe ließ ich von einer IBCLC kontrollieren.

Als das Gewicht 2,5 Wochen nahezu unverändert blieb war ich total frustriert. Am Tiefpunkt wurde mir klar, dass ich dabei war die einzigartige erste Zeit mit meiner Tochter durch Frust und Gedankenspiralen zu verpassen, nur weil ich mich an dem Ideal der stillende Mutter festklammerte. Ich kaufte PRE und entschied mich nach Rücksprache mit der Kinderärztin am nächsten Tag zuzufüttern. Meine Kinderärztin war zum Glück super entspannt und drängte mich zu keinem Zeitpunkt, sondern überließ mir die Entscheidung. Ich knallte die Pumpe in die Ecke und nahm mir vor, all den Firlefanz zu lassen. Wenn es nicht sein soll, soll es eben nicht sein. Abends löffelte ich meinem Kind die letzten hart erpumpten Tropfen Muttermilch und schaute mir mit meinem Mann zum ersten Mal wieder einen guten Film an.

Von da an ging es bergauf. Am nächsten Tag lief das Stillen besser, sodass ich mich entschied mit dem zufüttern noch einen Tag zu warten. Von Tag zu Tag wurde es besser und ich kam nur vereinzelt wieder in diese "Warten-auf den-Milchspendereflex-Spirale".

Mein Mann brachte mich dazu wieder mehr meiner Intuition und weniger irgendwelchen Anleitungen zu vertrauen. Je gelassener ich bleibe, desto ruhiger wird mein Kind. Ich achte nun auch nicht mehr akribisch auf ihre Trinkdauer bzw. versuche ich nun zumindest nicht mehr sie künstlich zu beeinflussen/zu verlängern. Auch versuche ich meine Tochter nicht mehr zum trinken zu animieren, nur weil tagsüber zwei Stunden und nachts drei Stunden rum sind. Das endete nämlich regelmäßig in Frust, da sie einfach nicht trank, egal welche Technik ich anwendete. Sie trinkt mittlerweile grob zwischen 4 und 20 Minuten und lässt dann los. Sie meldet sich nachts alle 3-6 Stunden und tagsüber ist zwischen Clustern und drei Stunden Pause alles dabei. Ich manipuliere während sie trinkt nun auch nicht mehr an meinen Brüsten herum (z. B. durch Kompression), dadurch trinkt sie, so mein Eindruck, entspannter und mehr nach ihrem Rhythmus. Sie trinkt wie sie will und macht Pausen wie sie will. Es war für mich gar nicht so leicht, ihr einfach zu vertrauen und die Kontrolle abzugeben, da ich ja ständig Angst vor ineffektiver Brustentleerung und infolgedessen einer Abnahme der Milchmenge hatte.

Ich glaube eine Schlüsselerkenntnis war für mich auch, dass sie halt einfach nicht jedes Mal trinkt, wenn sie an meine Brust will. Sie nuckelt manchmal nur (und saugt nicht richtig) und irgendwie glaube ich mittlerweile, dass sie das extra macht und es nicht an meinem gestörten Milchspendereflex liegt. Können Babys gezielt ausschließlich non-nutritiv saugen oder kommt "normalerweise" immer irgendwann ein Schwall Milch mit? Ich habe nämlich schon häufiger von Babys gelesen, die nur nuckeln wollten und sich dann über die Milch "ärgerten".

Das Gewicht ging endlich wieder rauf und ich bin endlich wieder entspannter. Abpumpen klappt mittlerweile zumindest nachts oder am frühen morgen etwas besser. Ich Pumpe dann links mit der Handpumpe und/oder streiche aus, während die kleine rechts trinkt. So bekomme ich immerhin 50-60ml. Die friere ich ein für den Fall, dass es mal wieder "nicht klappt". Das nimmt mir den Druck. Mit dem Symphony Doppelpumpset bekomme ich nach wie vor nur wenige Tropfen. Die Maschine ist einfach nicht mein Ding.

So, bitte entschuldigt diese Litanei, aber ich wollte euch, die so schnell auf meine Verzweiflung reagiert haben, nochmal ein Update geben, wie es mit uns weiterging.

Viele herzliche Grüße an euch alle!
Fühlt euch gegrüßt von amaryllis und der kleinen Schnute (*06/20).

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Gargantula
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von Gargantula »

Das klingt doch gut und stimmig. Toll, dass ihr jetzt ziemlich entspannt stillen könnt.
Liebe Grüße
Gargantula

Mit Mupfelchen aka Derwisch-Baby 🏕️

🧚‍♀️02/20
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deidamaus
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von deidamaus »

Es freut mich, dass ihr beide jetzt den richtigen Weg für euch gefunden habt.

Und ja, Babys können so saugen, dass kein MSR ausgelöst wird. Bei manchen Mutter-Kind-Paaren dauert es eine (lange) Weile, bis es funktioniert (meist haben die Mütter einen starken MSR und/oder zu viel Milch), aber ansonsten können Babys das Auslösen des MSR schon sehr genau beeinflussen (darüber steuern sie ja auch die Zusammensetzung der Milch d.h. ihren Fettgehalt).

Liebe Grüße
deidamaus
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amaryllis
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von amaryllis »

Das ist gut zu wissen...

Ich dachte nämlich immer, dass sie auf den Milchspendereflex wartet und mein Körper es einfach nicht gebacken bekommt. Ich denke, dass dies teilweise auch tatsächlich der Fall war, insbesondere wenn ich schon mit der Angst, dass es nicht funktionieren könnte an die Sache heranging. Aber oft war sie vielleicht kurz unruhig an der Brust und ist dann nach einiger Nuckelei eingeschlafen. Da dachte ich dann immer, sie wäre hungrig und erschöpft eingeschlafen, weil einfach nichts kommt. :wink:

Da sie das aber nun auch häufig so macht, nachdem sie kurz zuvor wirklich gut getrunken hat, könnte ich mir vorstellen, dass es in solchen Momenten einfach Müdigkeit und der Wunsch nach Entspannung sind. Mit absoluter Sicherheit kann ich es natürlich sagen. Sie ist ist halt schon noch sehr jung. Allerdings scheint mein Milchspendereflex nicht so stark zu sein, da es nie aus der Brust spritzt, wenn der MSR einsetzt, es sei denn ich drücke den Brustwarzenvorhof zusammen. Wenn der Reflex einsetzt, tropft es ohne mechanische Beanspruchung höchstens. Vielleicht kann sie ihn ja deshalb so jung schon so gut steuern.
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Natra
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von Natra »

Was für eine beeindruckende Geschichte! Danke, dass du sie mit uns geteilt hast!
Es ist so schön, zu lesen, dass ihr jetzt ein gutes Team seid und es wieder klappt! Wie du das hinbekommen hast, Hut ab! Ich wünsche euch eine entspannte Stillzeit!
LG, Natra mit Hühnerzwerg (08/16) und Möhrchen (06/19)
amaryllis
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von amaryllis »

Liebe deidamaus,

darf ich dich doch nochmal belästigen? Ich brauche glaube ich nochmal eine Einschätzung, da ich den Eindruck habe, dass mein Baby seit ca. 3 Tagen wieder schlechter trinkt. Oft schluckt sie für 1-2 Minuten, danach scheint der Milchfluss schwächer zu werden und sie schläft ein oder wird unruhig. Dafür kommt sie aber tagsüber fast stündlich.

Abends stillen wir gegen 23 Uhr das letzte Mal und in der Nacht meldet sie sich gegen drei oder halb vier und dann grob gegen halb sieben wieder. Nachts habe ich deutlich mehr Milch als tagsüber und da tankt sie dann auch gute 10 Minuten auf, bevor sie ins Stillkoma fällt.

Die kurze "Schluckdauer" tagsüber macht mir Angst... Insbesondere, weil ich ja kaum noch pumpe und fürchte, dass meine Milch wieder abnehmen könnte bzw. abgenommen hat. Außerdem habe ich in den letzten Tagen relativ viel hier im Forum gelesen und die Threads scheinen mich teilweise zu triggern. Ich fühle mich jetzt hilflos und nervös. Ich schicke dir mal die Gewichtsdaten. Stuhl und Urin habe ich nicht mehr gezählt, aber das müsste beides im Rahmen sein.

Ach Mensch, ich komme glaube ich gerade wieder in den Teufelskreis der Angstspirale "ineffektive Brustentleerung führt zu Milchmangel". :cry:

Der MRS lässt dadurch (oder doch durch die wenige Milch?) auch wieder häufiger auf sich warten... Ich nehme jetzt 3 x täglich 10mg Domperidon und seitdem "tropft" die zweite Brust, wenn die Kleine beim Stillen den MSR auslöst. Ich lege sie zwischen 14 und 18 x täglich an, also wirklich bei jedem Zeichen. Meistens trinkt sie aber nur eine Seite und das ist häufig die rechte Brust (die, die besser "läuft") oder sie nuckelt halt nur, ohne zu schlucken.

Die Kinderärztin ist im Gegensatz zu mir super tiefentspannt und fand nicht mal ihre Gewichtstagnation kritisch. Sie meinte, ich solle nicht mehr wiegen und sie will nicht mal mehr am Donnerstag bei der U3 wiegen. Sie sieht erst wieder zur U4 am 10.09. Wiegebedarf. :shock:

Sollte ich mir vielleicht eine andere elektronische Pumpe (z. B. die Ardo Calypso) besorgen und wieder häufiger pumpen, um die Milchbildung anzukurbeln? Die Medela ging halt wirklich gar nicht, deshalb habe ich sie bereits zurück in die Apotheke gebracht.

Ich habe einfach Angst irgendwelche Signale zu übersehen und mir später Vorwürfe zu machen nicht rechtzeitig gegengesteuert zu haben. Ich glaube deine Begleitung würde mir doch gut tun.
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Bönthi
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von Bönthi »

Hallo Amaryllis.
Ist es bei euch aktuell auch so unerträglich heiß? Kann es vielleicht daher kommen, dass deine kleine so häufig und kurz trinkt? Wenn ich das richtig im Kopf habe, wird bei Durst oft nur ganz kurz getrunken, weil der Fettgehalt der Milch bei jedem MSR zunimmt und das ja eher bei Hunger sinnvoll ist. Daher trinken die kleinen bei der Hitze instinktiv kürzer und dafür öfter. Ist zumindest bei meinem so. Der schlägt sich auch seltener so richtig den Bauch voll und mag zwischendurch gar nicht trinken.
mit Zelli, dem kleinen Zellhaufen (02/20)
Safran
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von Safran »

Hallo Amaryllis

Was Bönthi sagt stimmt schon. Bei Hitze wird gern öfter und kürzer getrunken.
Trotzdem ist es wichtig denke ich, dass sich Deidamaus bei dir zurück meldet und du endlich kompetente Beratung /Begleitung bekommst.
Ich weiß nicht, ob Deidamaus heute noch rein schaut(der Thread schien ja nicht mehr akut) , würde an deiner Stelle aber deinen Thread morgen melden.
Das machst du mit dem Ausrufezeichen.

Ich weiß, dass dich das mit den Daten etc. etwas stresst aber ich glaube es ist wichtig zu wissen, mit welcher Waage gewogen wurde( Hebamme, Klinik, Arzt, zuhause) und ich nehme an der erste Wert ist von der Geburt?

Ich wünsche dir ganz bald Erleichterung.
Safran mit Peanut 12/2019
Safran
hat viel zu erzählen
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Re: Gewicht stagniert - Saugverwirrung und/oder zu wenig Milch?

Beitrag von Safran »

11.06 2,98 Geburt (?)
19.06 2,88
09.07 3,42
14.07 3,42
16.07 3,48
17.07 3,45
24.07 3,48
25.07 3,51
27.07 3,51
28.07 3,6
29.07 3,61
30.07 3,64
31.07 3,66
01.08 3,75
02.08 3,75
03.08 3,8
04.08 3,84
07.08 4,0
10.08 4,14
11.08 4,17

Habe deine Werte eben aufgeschrieben, kopier sie und ergänze bzw korrigiere, wo nötig.

Vergiss bei all dem Stress nicht, ab und zu an Babys Köpfchen zu riechen :wink:
Safran mit Peanut 12/2019
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