Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Fragen und Antworten rund um das Thema Stillen

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Muddi
gut eingelebt
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Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Muddi »

Hallo,

seit einiger Zeit schon lese ich still im Forum mit und hoffe, dass ich nun mit meinem Anliegen hier auch richtig bin.

Das wichtigste zuerst : Ich habe eine tolle Stillberaterin vor Ort, die mir hilft. Ich will also die kostbare Zeit der Stillberaterinnen hier, die eine großartige ehrenamtliche Arbeit leisten, nicht verschwenden. Ihr tollen Frauen habt hier ja mehr als genug zu tun!
Ich suche nach ein bisschen Zuspruch, Motivationsschüben und dem ein oder anderen Tipp von Mamas, die vielleicht mal in der gleichen Situation waren.
Ich hoffe, das ist an dieser Stelle in Ordnung.

Ich bin 32 und bin glückliche Mama von meinem Sohn F, morgen 14 Wochen alt.
In Kurzform geht es darum, ein pumpgestilltes Kind zurück an die Brust zu bekommen.

Die Langfassung:
Schon die Schwangerschaft war turbulent und wir waren froh, dass F. nur zwei Wochen zu früh gekommen ist.
Leider begann direkt danach unser Still-Drama und dank diesem Forum weiß ich, dass unsere Geschichte leider keine Ausnahme ist.
Ich versuche mich möglichst kurz zu halten.
Im Krankenhaus fühlte ich mich leider nicht besonders gut beraten, was das Stillen angeht. Wenn ich jemanden zu Hilfe rief, musste ich mir eigentlich jedes mal anhören, dass das bei meinen flachen Brustwarzen ja auch extrem schwierig sei und obwohl ich anfangs noch dachte "Ach was, das schaffen wir schon!", haben sie mir am zweiten Tag erfolgreich ein Stillhütchen aufgeschwatzt. Die Male, die ich also ohne gestillt habe, kann ich an den Fingern abzählen.
Im Krankenhaus wurde F. in der zweiten Nacht auch schon mit Pre-Milch zugefüttert. Ich hatte eine Schwester gerufen, weil er so weinte und ich nicht wusste, was ich tun soll. Ich hatte ihn doch immer wieder angelegt. Die Schwester sagte mir dann, ich hätte scheinbar keine Milch mehr, der arme Junge sei total ausgehungert. Spätestens da war mein Selbstbewusstsein dahin und ich fühlte mich völlig unfähig, meinen Sohn zu ernähren.

Zuhause wurde es leider nicht besser. Wunde und offene Brustwarzen und Vasospasmen machten mir das Leben schwer. Ich hoffte nur noch auf den Milcheinschuss, ab da sollte es doch einfacher werden. F. wurde weiterhin mit der Flasche zugefüttert und bekam Pre-Milch, obwohl sein Gewicht nie Anlass zur Sorge machte. Tatsächlich wussten wir uns einfach nicht zu helfen, wenn er nachts vor Hunger schrie, obwohl ich schon seit vier Stunden unter Schmerzen am Stillen war.
Da ich auch sonst viel Stress hatte, brachte der Milcheinschuss aber auch noch eine deftige beidseitige Brustentzündung mit sich. Ich bekam eine Milchpumpe verschrieben. Seit diesem Zeitpunkt bin ich am Pumpen.
Ich versuchte weiter tapfer anzulegen, hätte aber jedes Mal schreien können, wenn F andockte. Das Anlegen war aber laut zwei Hebammen super. Hinzu kam, dass ich, wie so viele andere auch, das Gefühl hatte, viel zu wenig Milch zu produzieren.
Mein kompletter Tag bestand nur noch aus den Versuchen anzulegen, aus Pumpen, Stillprotokollen und aus Maßnahmen, die Milchproduktion zu erhöhen. In meinem Kopf drehte sich alles um Milch und dass ich es einfach nicht hinbekam. Es ging mir sehr sehr schlecht, dabei wollte ich doch nur meinen Sohn und die gemeinsame Elternzeit mit meinem Freund genießen.
Etwa 2 Wochen nach der ersten Entzündung, kam sie beidseitig wieder. Ich entschied mich noch einen letzten Schritt zu versuchen, bevor ich aufgab und ging zu einer Stillberaterin. Diese half mir wirklich gut, nahm mir meine Schuldgefühle und zeigte mir meine Optionen auf. Aus meinem "Ich pumpe immer nur 30ml ab, das ist so deprimierend", machte sie ein "Sehen Sie mal, die Hälfte des Tagesbedarfs Ihres Sohnes decken Sie mit der Muttermilch ab. Das ist toll!" Sie sagte uns auch, dass Fs Zungenbändchen zu kurz sei.
Ich entschied mich am Ende für das Pumpstillen. F sollte die gute Muttermilch bekommen und eine entspanntere Mutter. Stillprotokolle wurden abgeschafft und ich machte nichts mehr nur für die Milchproduktion. (Nur alkoholfreies Hefeweizen trinke ich bis heute immer mal wieder, weil ich es mag ;))
Die Stillberaterin hatte offensichtlich bei mir die richtigen Worte gefunden, denn prompt fing die Milch an zu fließen (und das obwohl noch eine dritte Brustentzündung dazu kam).
Heute pumpe ich in 24 Stunden 5x und komme auf etwa 900ml Milch. F wird also komplett mit Muttermilch ernährt, wofür ich sehr sehr dankbar bin, wenn auch durch die Flasche.
Der Tiefkühler ist gefüllt und mein Selbstbewusstsein gewachsen. Die Brustwarzen sind endlich verheilt und die Vasospasmen dank Magnesium auch Vergangenheit. Das Zungenbändchen wurde vor vier Wochen gelasert und auch das half mir zu verstehen, dass ich nicht einfach nur zu doof zum Stillen war. Das hintere Zungenbändchen war stark verkürzt. Es konnte einfach nicht gehen.
Ich hatte eigentlich meinen Frieden mit der Situation geschlossen.

Vor zwei Wochen, als das Zungenbändchen verheilt war, überkam mich aber dann der Wunsch des Stillens. Wenn wir das Milch-Drama geschafft haben, sollte doch die "Rückkehr" zum Stillen ein Klacks sein? Ich fand dieses Forum und die Erfolgsgeschichten machten mir Mut. Es geht mir gar nicht ums Vollstillen, auch nur ein Teil wäre zu schön um wahr zu sein.

Ich werde bei diesem Wunsch des Stillens auch wieder von meiner Stillberaterin begleitet, die mich darin bestärkt, auf mein Bauchgefühl zu hören und nicht zu verkopfen(das kann ich nämlich gut, sobald Listen geführt werden und ich Dinge vergleichen kann) und soll es einfach immer wieder probieren und viel nackt kuscheln. Mehr haben wir nicht besprochen und ich sehe sie in zwei Wochen wieder.
Seitdem hat sich ein bisschen was getan.
Während F sich am Anfang gar nicht für die nackte Brust interessiert hat, findet er sie inzwischen ganz witzig. In guten Momenten leckt er beim Kuscheln mal dran oder nimmt sie auch in den Mund, saugt aber nicht.
Ich biete F immer wieder meine Brust mit Stillhütchen an, versuche dabei entspannte Momente zu finden, im Idealfall sollte F im Halbschlaf sein.
Highlight war am Sonntag vor einer Woche, als F 15 Minuten aus einer Brust getrunken hat, bis er satt war. :) Gefühlt werden die Versuche seitdem aber immer schlechter. Zwischenzeitlich hat er es ein paar Minuten versucht und fand es dann doof, inzwischen brüllt er, sobald er die Brust mit Hütchen nur sieht. In der Regel ist das Hütchen auch schon mit Milch gefüllt und F müsste nur einmal saugen, um zu einem Erfolgserlebnis zu kommen. Leider tut er das nur nicht mehr. Erschwerend kommt hinzu, dass er scheinbar das Zahnen anfängt und damit viel zu tun hat. Er hat in den letzten Tagen deswegen viel geweint und geschrien und in solchen Situationen brauche ich es nicht mal versuchen. Wenn er meine Brust anbrüllt, geht das ja durchaus auch an meine Psyche und auch meine Verzweiflung ist natürlich kontraproduktiv.

Fazit:
Ich weiß, ich habe genug Milch und dass mein MSR nicht lange auf sich warten lässt. Ich weiß, dass F das auch noch kann, das hat er ja bewiesen.
Aber ich weiß aber nicht, wieso die Versuche immer schlechter werden. Ist es womöglich das Zahnen und damit hoffnungslos? Und ich weiß erst recht nicht, was ich da noch versuchen könnte. Derzeit probiere ich, mit einer Spritze Milch in seinen Mund tropfen zu lassen, sobald er das Hütchen im Mund hat, damit er auf die Idee kommt zu schlucken und zu saugen. Bisher ohne Erfolg.
Habt ihr noch Ideen, wie ich ihn dazu motivieren kann?
Ich habe natürlich auch schon an ein BES gedacht, aber dazu müsste er ja auch erstmal sicher saugen oder nicht? Es liegt ja auch nicht an fehlender Milch.

Ich wünsche mir das Stillen wirklich sehr, allerdings ist meine absolute Priorität, dass F seine Muttermilch bekommt. Und das ist ja gesichert.

Wer auch immer hier an Ende angelangt ist: Danke fürs Zuhören :)
Reh
Homo sapiens SuTtensis
Beiträge: 12376
Registriert: 30.04.2018, 11:24

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Reh »

Willkommen hier im Forum!

Nach dem, was ich so mitbekommen habe beim Lesen hier, muss er für das BES nicht zwingend richtig an der Brust saugen können, man kann es wohl auch so einstellen, dass die Milch einfach raus läuft, tropft, oder was man braucht.

Was ich auch in Erinnerung habe, von Beratungen hier zum Thema zurück an die Brust, ist, dass man möglichst unterschiedliche Sauger verwenden sollte, Flasche nur von engen Bezugspersonen geben lassen, und möglichst in Stillposition, evtl sogar neben der nackten Brust.

Hat dir die Stillberaterin vor Ort noch mehr Tipps und Hinweise gegeben?

Vllt magst du auch mal die Threads von anderen Betroffenen durchsehen, vllt finden die dich aber auch einfach ;)

Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück bei deinem Weg!
5 * im Herzen, Rehlein 02/18, Rehkitz 07/20, Reh-Mini 03/23

Ich kann Groß- und Kleinschreibung, mein Handy nicht immer...
Glyzinie
ist nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1185
Registriert: 05.02.2017, 11:51

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Glyzinie »

Guten Abend!

Als Erstmama muss man sich auch von dem Gedanken lösen, dass jedes Weinen Hunger ist. Es kann auch gut sein, dass dein Sohn aus anderen Gründen weint.

Weitere Tipps und Erfahrungen findest du vielleicht unter "Sauverwirrung".
Mit eiligem Piffi (11/2016)
Muddi
gut eingelebt
Beiträge: 44
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Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Muddi »

Reh hat geschrieben: 15.07.2019, 17:36 Willkommen hier im Forum!

Nach dem, was ich so mitbekommen habe beim Lesen hier, muss er für das BES nicht zwingend richtig an der Brust saugen können, man kann es wohl auch so einstellen, dass die Milch einfach raus läuft, tropft, oder was man braucht.

Was ich auch in Erinnerung habe, von Beratungen hier zum Thema zurück an die Brust, ist, dass man möglichst unterschiedliche Sauger verwenden sollte, Flasche nur von engen Bezugspersonen geben lassen, und möglichst in Stillposition, evtl sogar neben der nackten Brust.

Hat dir die Stillberaterin vor Ort noch mehr Tipps und Hinweise gegeben?

Vllt magst du auch mal die Threads von anderen Betroffenen durchsehen, vllt finden die dich aber auch einfach ;)

Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück bei deinem Weg!
Danke dir für die schnelle Antwort! Das mit dem BES ist ja spannend, dann könnte das natürlich eine Maßnahme sein, wenn ich dafür noch nicht zu spät bin?

Unterschiedliche Sauger kenne ich als Tipp, die Flasche geben nur ich und mein Freund und an nackter Brust versuche ich auch regelmäßig zu füttern.

Die Beiträge, die ich bisher gefunden habe, waren dann von Babys, die relativ problemlos getrunken haben, nur vielleicht nicht immer oder zu wenig. F tut es ja leider gar nicht mehr. Es bleibt da auch die Verwunderung, wieso er das erst gemacht hat und dann nicht mehr.

Wenn ich aber nur hier im Forum besser hätte suchen müssen, freue ich mich auch da über Tipps, was das richtige Stichwort wäre. Ich will hier keinen Beitrag aufmachen, wenn es meine Infos so schon gegeben hätte.

Die Stillberaterin hat wenig konkrete Tipps gegeben, damit ich bei meinem Bauchgefühl bleibe. Wie gesagt neige ich sonst auch schnell zum Verkopfen 😇 Und dann geht gar nix mehr!
Aber ich soll F klar kommunizieren, was ich von ihm möchte. Ihm das zu sagen ist ja leicht, aber bei der Körpersprache hapert es. Denn wenn er so brüllt, breche ich die Versuche ja ab und werde unsicher.
Leominor
alter SuT-Hase
Beiträge: 2484
Registriert: 22.03.2018, 15:59

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Leominor »

Hallo und herzlich willkommen!

Toll wie du für deinen Sohn gekämpft hast und auch weiter kämpfst! Und schön, dass du professionelle Unterstützung vor Ort hast! Das ist wirklich wichtig, dass dir jemand hilft!

Ich hab gerade mal mit den Begriffen Rückführung Brudt die Suche benutzt. Da kommen einige Treffer. Vielleicht ist da was für dich dabei?!

Ich wünsche euch viel Erfolg!
Leominor mit dem kleinen Tigermädchen (12/17) und dem kleinen Bärenjunge (2/20)
Leominor
alter SuT-Hase
Beiträge: 2484
Registriert: 22.03.2018, 15:59

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Leominor »

Rückführung Brust sollte das heißen, sorry!
Leominor mit dem kleinen Tigermädchen (12/17) und dem kleinen Bärenjunge (2/20)
Muddi
gut eingelebt
Beiträge: 44
Registriert: 30.06.2019, 16:43

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Muddi »

Ich komme mir grad selten dämlich vor, weil ich auf die offensichtlichen Such - Begriffe nicht gekommen bin. 🙈
Danke für eure Hilfe!
Mondenkind
Forumsleitung
Beiträge: 29468
Registriert: 25.09.2008, 17:33

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Mondenkind »

Hallo, schön, dass Du hergefunden hast. Ich melde mich heute oder morgen bei Dir. Schau doch schon mal in die Linksammlung Stillwissen, dort findest Du schon einiges, die Suchfunktion hast Du ja lobenswerter Weise auch schon bemüht.

Ich möchte nur, trotz Zeitnot, hierdrauf kurz eingehen:
Reh hat geschrieben: 15.07.2019, 17:36 Nach dem, was ich so mitbekommen habe beim Lesen hier, muss er für das BES nicht zwingend richtig an der Brust saugen können, man kann es wohl auch so einstellen, dass die Milch einfach raus läuft, tropft, oder was man braucht.
So ist das nicht vorgesehen! Bitte beachtet diesbezüglich unsere Regeln fürs Stillforum. Stillhilfsmittel sind Moderatorensache. Danke!
Liebe Grüße, Mondenkind, Modteam Stillberatung

Sei ein Mensch! M. Reif

Mondenkind mit K1 (3/08) und K2 (3/11)
Lili
gut eingelebt
Beiträge: 47
Registriert: 05.04.2019, 10:33
Wohnort: Baden

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Lili »

Hallo Muddi,
Ich habe gerade deine Geschichte durchgelesen und habe mich sofort wiedergefunden. Bei uns lief es ähnlich und der Stress den ich mir selbst gemacht habe hat dazu geführt, dass die Milch ausblieb. Im Gegensatz zu dir hab ich es nicht rechtzeitig geschafft meinen Kopf "auszuschalten" und habe leider viel zu wenig Milch. Dafür trinkt mein Kleiner mit BES fleißig an der Brust. Toll dass du so viel Milch hast und dass du bis jetzt durchgehalten hast damit dein Sohn weiterhin Muttermilch trinken kann. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie anstrengend Pumpen, Fläschchen geben, Spülen, Sterilisieren und dann das ganze von Vorne sind. Nebenbei muss dann noch alles andere laufen. Du machst das super! Nachdem was ich hier im Forum mitbekommen habe kann dir ganz bestimmt geholfen werden! Ich wünsch dir ganz viel Erfolg.

LG
Lili

Mit dem kleinen Flips
Mondenkind
Forumsleitung
Beiträge: 29468
Registriert: 25.09.2008, 17:33

Re: Tipps und Motivation beim Projekt "wieder stillen"

Beitrag von Mondenkind »

Ich sehe jetzt grad, Du hast ja jemanden vor Ort und suchst vor allem Austausch mit anderen Müttern. Das ist natürlich völlig ok. Falls ich doch moderativ tätig werden soll, einfach Bescheid sagen.
Liebe Grüße, Mondenkind, Modteam Stillberatung

Sei ein Mensch! M. Reif

Mondenkind mit K1 (3/08) und K2 (3/11)
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