Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

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dingsda
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Re: Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

Beitrag von dingsda »

ich finde nicht, dass "breast is best" schuld ist. das ist ein slogan, soll einprägsam sein, aber medizinisches personal sollte doch ein kleines bisschen mehr gelernt haben als "lassen sie die brüste einfach raushängen, dann ist alles gut". ein neugeborenes nicht zu wiegen ist doch einfach nur dämlich. aber hätte das nicht auch ein flaschenkind genau so gefärden können, wenn die mutter z.b. zu arm wäre und deshalb das pulver verdünnt hätte um länger was davon zu haben?

das der arzt vor der geburt nen fehler gemacht hat, würde ich jetzt aber mit den wenigen informationen nicht sagen. wir wissen ja nicht was für eine anomalie ihre brüste haben, der arzt sagte was von 10-20% der frauen hätten diese anomalie. können wirklich soviele frauen von natur aus nicht stillen? und ob die diagnose des zweiten arztes richtig war? im nachhinein zu sagen "mit solchen brüsten ist es kein wunder" ist recht leicht, ob es wahr ist...
könnte auch sein, dass sie schlicht zu selten gestillt hat, weil ihre tochter so ruhig war und sich nicht von selbst gemeldet hat.

alles in allem finde ich den artikel ätzend. dieser ganze vergleich mit diesem experiment, dieser Pathos, die obrigkeit, die den armen frauen das stillen aufdrängt...
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ixcacienfuegos
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Re: Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

Beitrag von ixcacienfuegos »

Dingsda, es ist aber manchmal wirklich so! Stell dir vor, du bist im KH und das Kind nimmt zu viel ab und muss zugefüttert werden und dann drückt dir die Säuglingsschwester,die die Pre bringt, einen dummen Spruch a la "wenn Sie es ordentlich versucht hätten, wäre das nicht passiert. Aber wahrscheinlich wollen Sie ja gar nicht." Sowas gibt's und natürlich fühlen sich die Mütter dann unter Druck gesetzt.
LG, ixca mit Minikind (*10/14) und Maikäferchen (* 05/18)
weresa
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Re: Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

Beitrag von weresa »

Also ich finde das ist mal ein schwarz- weiß denken.
Gibt es nicht beide extreme? Und sind nicht beide extreme ätzend? Wenn jemand gesagt hätte - Hey das wird eh nix stillen sie mal ab da kommt eh nix bei rum... oder man zum puren zufüttern überredet wird - es gibt ja auch da genug Geschichten; das fände ich persönlich auch überhaupt nicht gut. Da fühlt man sich doch auch inkompetent und schlecht als junge Mutter.

Ich sehe nichts schlechtes daran zu sagen "Breast is best - aber manchmal braucht eben auch die ein bisschen Starthilfe oder Beihilfe bis zur Beikost." Wer in dem Beruf ist sollte doch reflektiert genug sein jungen Müttern ein "grau" bieten zu können.

Mir erscheint der Artikel einfach als Wutrede durch leider schlechte Erfahrungen. Den Vergleich mit diesem Experiment finde ich auch ziemlich unverhältnismäßig... da stimme ich Dingsda zu.
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dingsda
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Re: Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

Beitrag von dingsda »

ixcacienfuegos hat geschrieben: 20.02.2019, 05:40 Dingsda, es ist aber manchmal wirklich so! Stell dir vor, du bist im KH und das Kind nimmt zu viel ab und muss zugefüttert werden und dann drückt dir die Säuglingsschwester,die die Pre bringt, einen dummen Spruch a la "wenn Sie es ordentlich versucht hätten, wäre das nicht passiert. Aber wahrscheinlich wollen Sie ja gar nicht." Sowas gibt's und natürlich fühlen sich die Mütter dann unter Druck gesetzt.
aber das ist in meinen augen wieder ein beispiel für eine inkompetente und unsensible betreuung (im Krankenhaus). das ist nicht schuld von "breast is best" sondern vom gesundheitssystem, wo keine zeit für den patienten bleibt (auch ohne stillprobleme wollte ich nach der geburt einfach nur weg von diesen schrecklich unsensiblen menschen im krankenhaus), kein geld für stillberatung (außer durch hebammen, die oft gar nicht dafür ausgebildet sind). das ist das übel und sollte geändert werden und nicht dass wir jetzt das "breast is best" abschaffen und ersetzen durch "pre ist gleichwertig mit stillen", denn so ist es nun mal nicht.

schau dir die beratung in diesem forum an. ich glaube hier wird schon gelebt, dass stillen besser ist als pre und trotzdem schreiben die beraterinnen hier nicht nur die ganze zeit "pre ist gift, gib das zeug nicht". denn sie wissen nun mal wirklich was sie tun und wie sie beim stillen unterstützen können und darum klappt es hier auch so gut.

wenn jemand halt nicht viel ahnung vom stillen und vor allem den stillproblemen hat, dann denkt er wahrscheinlich wirklich, dass es reicht nur zu sagen, wie viel besser stillen ist und dann klappt das schon, so jemand sollte in einer perfekten welt einfach keine frisch gebackenen mütter betreuen.

mich erinnert das ganze auch ein bisschen an den feminismus, frauenquote und sowas. optimum wäre alle menschen bekommen die selben chancen auf karriere, familie, keine geschlechterklisches. aber wir haben irgendwo beim absoluten gegenteil angefangen und man dreht hier und da an den stellschrauben (z.b. die frauenquote) und es ändert sich soooo langsam. aber wenn wir nicht wenigstens da gedreht wird, würde es sich wahrscheinlich noch langsamer ändern. und viele bleiben immer noch auf der strecke, werden immer noch aufgrund ihres geshclechts diskriminiert (und dürfen dann noch (von anderen frauen) anhören, dass es doch heutzutage schon fast gleichberechtigt ist, wir haben immerhin ne frau als kanzlerin :roll: )
so ist es auch mit der förderung des stillens. eigentlich müsste es mehr unterstützung geben durch medizinisches personal, bezahlt durch die Krankenkasse usw, aber das wird noch ewig dauern bis wir dort ankommen und kann man nicht so leicht beeinflussen. aber zumindest die information, dass stillen besser ist als pre, die können und sollten wir schon verbreiten, auch wenn manche durch die information ein schlechtes gewissen bekommt.
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Re: Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

Beitrag von Regenbogen3141 »

ixcacienfuegos hat geschrieben: 20.02.2019, 05:40 Dingsda, es ist aber manchmal wirklich so! Stell dir vor, du bist im KH und das Kind nimmt zu viel ab und muss zugefüttert werden und dann drückt dir die Säuglingsschwester,die die Pre bringt, einen dummen Spruch a la "wenn Sie es ordentlich versucht hätten, wäre das nicht passiert. Aber wahrscheinlich wollen Sie ja gar nicht." Sowas gibt's und natürlich fühlen sich die Mütter dann unter Druck gesetzt.
Sowas ist natürlich ein Unding, aber wie oft passiert das denn wirklich?
Ich lese auch in anderen Foren mit und bisher erlebe ich ausschließlich und in schockierend hohem Ausmaß das Gegenteil, also dass zum zufüttern gedrängt wird ohne jede Indikation.

Was NICHT bedeutet, dass das von dir beschriebene Szenario irgendwie besser wäre. Im Artikel wurde Ideologie über das Wohl des Kindes gestellt und ja, diese Ideologie wurde dann in dem Falle sehr gefährlich.
Es ist wahnsinnig, aus "Breast is best" zu folgern, dass niemals Pre gegeben werden dürfte. Wer als Health Visitor so denkt, hat seinen Beruf verfehlt.

Sowas darf nicht vorkommen und natürlich soll man diese Schattenseiten der "Breast is best"-Ideologie ansprechen.
Aber ich finde, solche Artikel erwecken den Eindruck, dass quasi jede Frau gegen ihren Willen von der "Stillmafia" zum stillen gezwungen wird, egal wie schädlich das in Einzelfällen ist.
Dabei sieht die Realität, s.o., ja doch ganz anders aus. In Deutschland stillen laut des Bundeszentrum für Ernährung 34% der Frauen mind. 4 Monate voll. Also nur eine Minderheit! Und in England sind die Quoten noch schlechter. Und das sind sicherlich nicht alles freiwillige Entscheidungen der Mütter.
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ixcacienfuegos
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Re: Erfahrungsbericht zum Stillen auf Medium

Beitrag von ixcacienfuegos »

Das ist klar. Aber genau das meine ich : wenn es eine Ideologie ist, ist es schlecht. Und in dem Fall war es so.
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