Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

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revolte
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von revolte »

Wow... soviel Ressonanz...
Danke...
Also sie hat auch einen Sauger und auch ein sehr stark ausgeprgtes Saugbedürfnis..und selbstverständlich habe ich vorher auch die Saugermethode ausprobiert.. Alles für die Katz! Sie ließ sich mit Wasser/Tee auch nicht strecken und hatte wirklich Hunger! Dazu uss ich agen, dass sie ein sehr aktives Kind ist und schnell wächst!
Mit der 1er nahrung bin ich auch unsicher... Meine hebamme hatte mir schon in den ersten Wochen dazu geraten auf die 1er umzusteigen und die KiÄ auch bereits vor 1 1/2 Monaten.. ich hab mich ewig dagegen gesträubt und dachte eben bei Muttermilch hätte man auch nicht die Kontrolle wieviel sie trinkt..
Die KiÄ sagte dann aber eben, dass das ne Belastung für die Nieren ist, was mich dann doch dazu bewegt hat endlich umzusteigen. Und ich muss sagen..sie scheint das erste Mal in ihrem Leben satt zu sein :roll: .. Sie trinkt jetzt 750ml und der Sauger ist wie je und eh so 10 Stunden am tag im Einsatz :shock:
Die böse 1er Milch.. ach..leidiges Thema.. aber ich werd mich nochma bei ner Stillberaterin schlaumachen..danke!
Wir füttern Beba, da hat es zumindest de Vorteil, dass sie außer Lactose keine weiteren Zuckerarten beinhaltet.

Das nächste Kind wird auf jeden Fall gestillt... Was wir für ne Nahrungodyssee hinter uns haben mit bauchweh und spucken und und und. Und dieses Reisetaschenohänomen kenn ich nur zu gut... vor allem dann besonders störend wenn man mit TT unterwegs ist..da ist man mit Riesenrucksack auf den Schultern auch nicht mehr so wendig ;)
revolte mit Zahnlückenpiratin (10/2010), Herr Neunmalklug (10/2012) und Schnecke (05/2016)
jusl
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von jusl »

Hallo revolte,
herzlich willkommen hier im Forum!

Eh hier wieder eine Diskussion um die verschiedenen Säuglingsmilchnahrungen entbrennt ;-), bitte ich um Beachtung folgender Grundinformationen:


Pre und 1er sind sind sog. Anfangsnahrungen, die der Diätverordnung unterliegen und als Muttermilchersatz für die ausschließliche Säuglingsernährung geeignet sind (im Gegensatz zu Folgemilchen, erkennbar an "2" oder "3" auf der Packung, die KEIN Muttermilchersatz sind und nur als Milchanteil im Rahmen einer Mischkost angeboten werden dürfen).

PRE ist für die meisten Babys durch die gesamte Fläschchenzeit hindurch geeignet; ein Wechsel zu anderen "Zahlen" hat normalerweise keine Vorteile.
1er Milch macht bei Kindern Sinn, die von PRE übermäßig zunehmen und/oder beim Füttern nach Bedarf mit PRE dauerhaft deutlich über einen Liter täglich trinken (das ist nämlich nicht gut für die Nieren, wenn dauerhaft zu große Flüssigkeitsmengen bewältigt werden müssen). Dann kann ein Wechsel auf 1er sinnvoll sein, nämlich weil davon i.A. weniger getrunken wird. Das Alter des Babys spielt dabei praktisch keine Rolle. (Ein Wechsel von Pre zu 1er, weil das Baby schlecht zunimmt, ergibt dementsprechend KEINEN Sinn!.. 1er sättigt bei gleichem Kaloriengehalt schneller durch Zusatz von Stärke, d.h. Babys trinken davon i.A. weniger, was bei schlechter Gewichtszunahme NICHT ERWÜNSCHT ist. Allerdings wird die frühe Gabe von Stärke-haltiger Anfangsnahrung im Zusammenhang mit späterer Übergewichtsneigung im Kindes- und Erwachsenenalter diskutiert. Deshalb sollte nur in begründeten Fällen zu Stärke-haltiger Anfangsnahrung gewechselt werden.)

Kurz gesagt: 1er ist KEINE Folgemilch, sondern zählt zu den Anfangsnahrungen. Pre und 1er haben exakt oder beinahe exakt den gleichen Brennwert (=kcal) und unterscheiden sich im wesentlichen dadurch, dass bei 1er etwas Stärke zugesetzt ist. 1er sättigt entsprechend etwas mehr bzw. schneller. Deshalb kann es -abgesehen von einer dauerhaft deutlich zu großen Flüssigkeitsmenge - auch wegen des Energiegehalts sinnvoll sein, bei sehr dicken künstlich ernährten Babys auf 1er plus Schnuller umzusteigen, statt Pre nach Bedarf zu geben.

Folgemilchen ("2", "3", "Kindermilch",...) sind wegen ihrer Zusammensetzung hinsichtlich Vitaminen und Mineralstoffen NICHT zur alleinigen Säuglingsernährung geeignet, sondern AUSSCHLIESSLICH als (kleiner) Milchanteil im Rahmen einer abwechslungsreichen Mischkost. Sie enthalten darüberhinaus häufig überflüssige Stoffe (wie Aromen, Stärke, Haushalts-, Malz- oder Fruchtzucker).
Wenn ein Kind allerdings bereits ausgewogenene Mischkost zu sich nimmt, ist Folgemilch schlicht überflüssig, denn dann tut's genauso gut auch Joghurt oder Käse (und Stillkinder, die neben Muttermilch eine ausgewogenene Mischkost zu sich nehmen, brauchen selbstverständlich überhaupt keine weiteren Milchprodukte). Dementsprechend haben Folgemilchen unterm Strich keine Vorteile fürs Kind.

Zusammenfassend: so lange ein nicht gestilltes Baby ausschließlich oder überwiegend Milch bekommt (im gesamten ersten Lebensjahr wäre Muttermilch als Hauptnahrungsmittel vorgesehen, ab ca 6 Monate ergänzt mit fester Nahrung), sollte dies eindeutig eine Anfangsnahrung sein (= Pre oder 1er). Im Rahmen einer Mischkost hingegen, wenn der Milchanteil an der Gesamternährung erheblich gesunken ist, ist es schlichtweg egal, WELCHE Milchprodukte das Kleinkind bekommt - dies kann weiterhin Anfangsnahrung sein, oder eben Folgemilch, oder natürlich einfach Trinkmilch, Joghurt, Käse usw.

Wichtiger Hinweis: In Saugflaschen gehört ausschließlich MILCH (oder Wasser, insb. in der Zeit, in der ein Kind von den nächtlichen Milchflaschen entwöhnt wird), kein BREI. Brei in Flaschen erhöht das Risiko für Zahnschäden noch weiter, und Babys nehmen auf diese Weise meist deutlich mehr Brei auf, als wenn sie ihn normal löffeln würden, was ungünstig ist. Außerdem sollte Brei nicht gleich "eingesaugt und runtergeschluckt" werden, sondern länger im Mund bleiben, sonst fehlt schlicht ein Verdauungsschritt, warauf einige Babys mit Bauchschmerzen reagieren.
Schorlen, Fruchtsaft, kohlensäurehaltige Flüssigkeiten und Tee (der so sauer wie Fruchtsaft sein kann!) sollten wegen des hohen Risikos von Zahnschäden niemals per Saugflasche angeboten werden.

Zu guter Letzt: Bei der Zubereitung von künstliche Säuglingsmilch ist es unbedingt notwendig, sich streng an die Zubereitungsvorschrift zu halten, die auf der jeweiligen Packung zu finden ist. Dies betrifft insbesondere:
* die allgemeinen Hygienevorschriften (Händewaschen, abgekochtes Wasser, steriliserte Fütterutensilien),
* die genaue Temperatur des Wasser, in der das Milchpulver gelöst werden soll (zu heißes Wasser zerstört die hitzeempfindlichen Vitamine, zu kaltes Wasser verschlechtert die Löslichkeit, d.h. sowohl zu kaltes als auch zu heißes Wasser begünstigt Nährstoffmangel)
* die genaue Dosierung mit dem beiliegenden Messlöffel (je nach Anleitung gehäuft oder mit Messerrücken abgestrichen, und die Anzahl der Messlöffel darf niemals auf eigenen Faust verändert werden - mit einer einzigen Ausnahme: Entwöhnung von nächtlichen Milchflaschen im Kleinkindalter (NACH dem 1. Geburtstag) bei Kindern, die bereits am Familientisch mitessen - hier darf nach und nach weniger Pulver zugegeben werden, bis irgendwann nur noch pures Wasser in der Flasche ist).


LG,
Julia
Lumi
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von Lumi »

Ach Mist, entschuldige bitte, hab ich verwechselt. :roll: Wenn die Flaschenernährung im Moment so für euch passt, ist es ok. Und wenn nicht, kannst du ja über eine Relaktation nachdenken. :)
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blueberry
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von blueberry »

Liebe Jusl, vielen Dank! Nach genau diesen Infos, die ich neulich hier schonmal irgendwo las, war ich (erfolglos) auf der Suche gewesen.

blueberry hat geschrieben:Oh, jetzt bin ich grad gar nicht mehr auf dem Laufenden, was 1er-Milch anbelangt, ob man die auch nach Bedarf geben durfte oder nicht :oops: Dazu habe ich hier erst neulich einen Thread gelesen... ich geh nachher nochmal suchen.


@ Revolte: na, dann passt es doch aber gut und Ihr habt Euch viele Gedanken gemacht und seid auf die Bedürfnisse Eures BAbys einfühlsam eingegangen UND habt (denn dauerhaft mehr als 1000ml täglich hab ich auch so als Grenze im Kopf) gute Beratung durch den KiA :) . Ich wollte es nur nicht unerwähnt lassen, weil das bei manchen Babys das Problem sein KANN, wenn Flasche gegeben wird (KANN, nicht muss) :wink: .
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Captainsparrow

Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von Captainsparrow »

Hallo,
unser erster Sohn war auch(unfreiwillig) ein Flaschenbaby und er ist auch ohne ein gesundes und munteres Kerlchen geworden. Ich finde man solle nicht das Gefühl vermitteln dass man seinen Kindern was schlimmes antut, wenn man ihne Flaschenmilch gibt. Ich hate immer das Gefühl dass ich eine schlechte Mutter bis deshalb, und dass ihm die Kuscheleinheiten fehlen. So kam ich zum Tragen, praktisch Dauerkuscheln statt Brustnuckeln-ersatz.
Beim zweiten Kind wollte ich dann unbedingt Stillen, hab mich schon Monate vorher schlau gemacht und hatte dann nach der Geburt sehr gute fachmännische Unterstützung z.B. auch durch die Stillberaterinnen hier (und die hab ich auch echt gebraucht, sonst wär´s wieder nix geworden).
Hmm, ich denke eine Relaktation ist doch eher für Frauen geeignet die schonmal gestillt haben und dann abgestillt haben. Wenn man von vornherein nicht gestillt hat kann ich mir gar nicht vorstellen wie der Körper da in die Gänge kommen soll.
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klimaforscherin
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von klimaforscherin »

blueberry, es gibt bei "Beikost und Familientisch" zwei Threads zu Flaschenmilch mit diesen Infos.
Grüße
klimaforscherin
mit Wetterfrosch 2010 und Schwälbchen 2012

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blueberry
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von blueberry »

chrissi hat geschrieben:Hmm, ich denke eine Relaktation ist doch eher für Frauen geeignet die schonmal gestillt haben und dann abgestillt haben. Wenn man von vornherein nicht gestillt hat kann ich mir gar nicht vorstellen wie der Körper da in die Gänge kommen soll.


Deshalb hieße das dann auch nicht Relaktation sondern (medikamentös) induzierte Laktation - und ja, das ist z.B. auch bei Adoptivmüttern möglich, die niemals schwanger waren. Es geht dabei um die Bindung und das Stillen ansich und nicht um das in dem Fall nicht erreichbare Ziel des etwaigen Vollstillens. Kurzgefasste Infos findet man z.B. hier: klick.

Zufütterung ist bei einer induzierten Laktation fast immer notwendig. Am besten wird das Kind während des Stillens direkt an der Brust zugefüttert. Da Zufüttern bei induzierter Laktation eher langfristig ist, eignet sich eine Brusternährungsset (BES) am besten dafür.


@ Klimaforscherin: Danke - wusste doch,d ass ich das erst neulich gelesen hatte. Hab aber dann wohl das falsche Unterforum durchsucht :roll: :wink:
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revolte
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von revolte »

Danke euch für die zahlreichen Antworten.. habe jetzt mal ein wenig was über Relaktation gelesen.. Wahnsinn.. wusste gar nicht dass sowas möglich ist! Noch abgefahrener finde ich, dass man den Milcheinschuss sogar unabhängig von einer vorhergehenden Schwangerschaft erzeugen kann. Wahnsinn! :shock:

Also letzendlich bereue ich ja einerseits dass ich nicht gestillt habe und werde das beim zweiten anders machen..aber ich muss dazu auch sagen, dass ich auch ganz klar finde, dass man auf gar keinen fall das kind mit weniger zuwendung bzw. liebe/nähe großzieht, wenn man nicht stillt! ich kenne so viele flaschenkinder (gerade leute in meinem alter, damals scheint stillen wohl verpöhnt gewesen zu sein) und die sind auch alle emotional gut drauf und haben keine allergien oder sonstige mangelerscheinungen!
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von copet »

Erst einmal herzlich willkommen!

Ansonsten bin ich bereits ziemlich müde ... Mit anderen Worten: Wirklich genau habe ich den Rest nicht gelesen.

Aufgrund einer früheren Erkrankung und mangelnder Unterstützung war Emil ein Flaschenkind: Er hat immer nur Pre-Nahrung bekommen. Kein Problem! Meine -damals- umfassenden Recherechen hatten ergeben, dass es überhaupt nicht nötig ist, auf eine Folgemilch umzustellen.
Liebe Grüße
Conny mit Emil (07/07)
:zwinker
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klimaforscherin
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Re: Flaschennahrng/ Bin ich ein Außenseiter?

Beitrag von klimaforscherin »

Ich habe mal irgenwo den Ausdruck "mit der Flasche stillen" gelesen. Es wurde ein Vater beschrieben, der zum Flaschegeben sein Kind an seiner nackten Brust hält.
Fand ich sehr schön beschrieben. :D
Grüße
klimaforscherin
mit Wetterfrosch 2010 und Schwälbchen 2012

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