Ernährung/Gewicht im Schulalter

[sandra86]

Habt ihr schon was in Richtung Tagesplan probiert, wo genau beschrieben ist wann was stattfindet, also auch Essens Zeiten und vielleicht einen Timer wie lange es noch bis zum Essen dauert. Dann kannst du zumindest auf den Timer/Plan verweisen und musst nicht noch diskutieren.

[Nachtblau]

Grad schon wieder eine "Diskussion".

Ich hab den Sprotterich heute gegen 12.20 abgeholt. Essen gab es nach Schulschluss um 11.35. Jägerschnitzel mit Erbsengemüse und Salzkartoffeln. Also auch kein Essen, was jetzt so schnell wegverdaut ist wie Nudeln oder Eierkuchen. Als er heim kam, durften beide Kinder kurz ans Handy. Danach habe ich mit ihm die Schuhfrage geklärt (er hat Hausschuhe für Hort und Schule, beides eine Nummer kleiner als die, die ich hier zu Hause schon grenzwertig finde - heute mal wirklich nachgesehen - er behauptet aber steif und fest, die würden noch passen und vergisst ständig, sie mal mitzubringen, damit ich gucken kann) und danach dann: Ich hab Hunger. Ich will drei Pfirsiche und drei Nektarinen.

Alles zureden, doch erst mal weniger zu nehmen, statt eine irgendwie ausgedachte Zahl an Obst unbedingt essen zu wollen, oder eben erst mal etwas zu essen und dann zu gucken, ob der Bauch nicht schon voll ist oder mein Angebot, nachher Obstsalat zu machen, wurde mit "ICH HAB ABER SO VIEL HUNGER!" abgeschmettert. Nichts anderes ging außer dem, was er wollte. Am Ende war ich so entnervt vom Angeschrien werden und allem, dass ich gesagt habe, dass er jetzt gar nichts kriegt. Kind heulend im Zimmer, Mama mit Ohrenschmerzen am PC. Man. Das ist doch nicht schön. So gar nicht.


@Sandra
So genau sind die Essenszeiten bei uns ja nicht festgelegt. Bis auf das Abendessen, das gibt es halt meist aber auch so zwischen 18 und 18.30. Manchmal verschätze ich mich halt auch mit dem Aufwand. Und wenn ich ständig diskutieren muss, geht es ja auch nicht schneller. Zudem kann er ja die Uhr lesen. Er weiß also, wie lange es noch nicht ist. Aber es läuft ähnlich wie bei dem, was ich hier oben drüber geschrieben habe. Nur sein Plan geht. Alles andere wird mit Gebrüll abgewiesen. Ich hab echt manchmal das Gefühl, ich hab hier einen Dreijährigen. Nur nicht mehr so niedlich, zumal wenn er mir dann "scheißbeschissene Kackmama" an den Kopf wirft.

[Pelufer]

Ob ihn etwas belastet, kann ich so nicht sagen. Ich erlebe ihn aber in der Regel als fröhlich und aufgeschlossen auch auf Kritik oder lautes Schimpfen reagiert er wenig betroffen. Wobei das mehr wird, dass er zumindest wenn seine akute Gefühlskurve etwas abgeflacht ist, sein Gegenüber wieder mehr wahrnimmt und dann ist sehr geknickt ist. Zwei Minuten lang. Dann geht es wieder weiter.




Ähm ja. Das würde passen zu: in sich rein fressen und nicht nach außen verletzlich zeigen.
Vielleicht beobachtest du das ein bisschen

[sandra86]

Dann wäre das doch vielleicht mal ein Versuch wert? Plan mit Zwischenmahlzeiten usw. Mit ihm zusammen erstellen. Klar der Aufwand sich daran zu halten ist erstmal enorm, aber die klare Regelung bringt oft Ruhe rein. Und mit Timer meine ich eine solche Time timer Uhr wo man sieht wieviel Zeit noch verstreicht. Das ist oft fassbarer, als Uhr lesen

[Nachtblau]

Ich überlege nochmal dran rum, wenn ich wieder denken kann. Es ist hier gerade richtig explodiert. Weil ich mich nicht beschimpfen und mit Sachen bewerfen lasse, nur weil er "nur" drei Stück Obst kriegt.

[sandra86]

Puh viel Kraft! Auch ohne Diagnose, vielleicht helfen euch da Ansätze in Richtung Autismus! Hier hilft ganz viel Klarheit durch zusammen festgelegte Regeln und Pläne.

[Zweierlei]

Nur so am Rande - was wäre den wenn du einfach eine Zeit lang die Dinge gar nicht kaufst die er so gern in Massen ist.

Statt Obst einfach Gemüse - Gurken, kleine Tomaten, Paprika, Karotten etc. und die darf er dann (vielleicht mit Dir) auf einem Teller als Nachmittagssnack herrichten.
Statt Kräcker o.s. Reiswaffeln oder Maiswaffeln.

Also ähnliche Dinge, die anderen werden nicht gekauft - was nicht da ist, kann auch nicht gegessen werden!

Vielleicht geht es ihm einfach auch nur ums "kauen" - Kaugummi (zuckerfrei) anbieten.
Gewohnheiten sind schwer zu ändern, das braucht Zeit und langen Atem von allen Beteiligten.

[Nachtblau]

Ich kaufe ja schon Gurken ohne Ende. Da will er dann drei Stück auf einmal essen. (kein Witz!) Reis-/Maiswaffeln haben wir schon. Da bitte ganze Tüten, darunter geht nichts.

Das ganze andere Gemüse ist da, will er aber nicht. Ich biete das ja schon an, aber da kommt dann "nicht immer nur Möhren." Und wie schon jemand hier sagte, irgendwas muss ich ihm ja anbieten. Da ist Obst sicherlich noch besser als Beispielsweise belegtes Brot oder Kekse. So energietechnisch gesehen. Ich hatte ja auch die Hoffnung, dass Äpfel zum so essen besser klappen, wenn man die selber knatschen muss. Aber momentan hat er wohl auch die Äpfel über. Im HO haben die Kinder ungefähr sechs Kilo in der Woche vernichtet.

Wir haben jetzt nochmal geredet. Auch darüber, dass ich denke, dass er oft andere (unangenehme) Gefühle wie Langeweile oder Müdigkeit mit Hunger verwechselt. Jetzt tat ihm dann alles furchtbar leid und er war einsichtig. Ich habe nur irgendwie wenig Hoffnung, dass das beim nächsten Mal noch im Gedächtnis ist. Er explodiert halt auch sofort, wenn ich was gegen seinen Plan sage. Vielleicht muss ich da nochmal schauen, wie wir da besser ins Gespräch kommen können. (Und wieder was, wo ich an mir arbeite. Ich kann nicht mehr...)

Kaugummis findet er eklig. Ich hab ihm ja zum nebenbei beschäftigen so ein Pop it gekauft. Das benutzt aber nur die Krabbe, er hat seins nach einem Tag verbummelt.

Wahrscheinlich bin ich auch gerade ziemlich verkrampft. Unterstützung bekomme ich auch nur als Lippenbekenntnis. Aktiv tun, tue natürlich nur ich. Und das sieht momentan so aus, dass ich gegen den Widerstand der restlichen Familienmitglieder daran arbeite, eine bessere Esskultur aufzubauen. Es. Ist. So. Anstrengend.

[Zweierlei]

Das klingt alles sehr kräftezehrend. Ich habe nicht alles gelesen, aber ihr habt Hilfe von aussen?
Ich finde es oft hilfreich wenn jemand ein Auge auf das Familiengefüge wirft, der neutral ist - als Mama bist du nicht neutral.
Vielleicht ist ja nicht das Essen das Problem, nur die Symptomatik - und es sitzt woanders.

Systemische Familienberatung mag ich mal in den Raum werfen. Oder auch einfach ein Familiencoaching - ich weiß nicht genau wo du wohnst, aber es gibt zumindest als erste Anlaufstelle oft bei Roten Kreuz / BRK Anlaufstellen.

Wir sind ja inzwischen vom Jugendamt betreut, weil die Maßnahmen (Asperger Autismus) von meinem Sohn auch über das Jugendamt finanziert werden und ich bin echt froh das ich mich überwunden habe dort anzurufen und einfach zu fragen ob sie vielleicht eine Idee oder Hilfe haben.

[joko]

Ich lese hier immer mal mit, und mich erstaunen (vorsichtig ausgedrückt) die Mengen, die ins Kind passen. Und das, obwohl ich einen 14 jährigen hier habe, und einen fast 12 jährigen.
Mein Sohn2 mag auch Gurken, aber niemals würde er zb drei essen können. Schaffst du das?

Ich habe das gerade meinem Großen erzählt und ihn gefragt, aus welchem Grund ein Kind seiner Meinung nach so viel essen würde, und er sagte, vielleicht Depression?

Sicher hat es auch was mit einem Machtkampf zu tun, das bietet sich bei Essen irgendwie an (leider), und auch Kinder können Essstörungen entwickeln.
Aber ich finde seine Einschätzung gar nicht so abwegig. Also wenigstens überdenkenswert.
Für mich (!) klingt es jedenfalls so, als ob das Problem allein (vor allem nur von dir allein!) kaum lösbar ist.
Mehr als Begrenzen und Erklärungen und Geschrei ertragen kannst du kaum tun, aber das ändert ja nichts an der Ursache des Problems (die nicht so klar ist bisher).
Es tut mir sehr leid, das es so anstrengend ist, wirklich. Und ich hoffe, ich bin dir nicht zu nahe getreten mit meinem post.
((()))