Milch bio oder regional?

[daisy]

Idie. Du bist ja der perfekte Ansprechpartner. Ich war selber noch nicht auf dem Hof, meine Nachbarin holt da ihre Milch und hat mir davon erzählt. Sie sagt aber die Bauern sind sehr nett, da kann man sicher mal ins Gespräch kommen.
Genau, das dachte ich mir auch, dass man ja, wenn die Kühe nicht im Stall sind, irgendwie entweder Kühe oder Milch transportieren muss. Ich kann mir vorstellen, dass das dann null rentabel ist. Dass die Kühe tagsüber auf der Weide Gras fressen und dann abends zum Melken heim kommen, war auch meine romantische Vorstellung, aber ich glaube, das funktioniert nicht (mehr). Außer wie ist es bei Weidemilch?

Molkereien: da sagst du was. Ich habe gerade gelesen, dass der Milch bis zu 300 Zusatzstoffe zugesetzt werden dürfen, bei bio immerhin NUR 47. Ich bin fast umgekippt, nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass in der Milch noch was anderes ist außer Milch. Ich bin wohl ultranaiv. Und.....ich habe das schonmal geschrieben, Ich will meine eigene Kuh. Auf der Weide, ohne 47 Zusatzstoffe. Je mehr ich mich damit beschäftige, umso weniger will ich einkaufen gehen, umso mehr will ich Selbstversorger sein.
Werden diese Stoffe denn erst in der Molkerei zugesetzt? Dann wäre ja meine regionale Milch in der Hinsicht super.
Ihr trinkt vermutlich nur eure eigene Milch, oder? Machst du denn auch Joghurt, Käse usw?
Erzähl doch mal, das ist so spannend. Und darf ich fragen, warum konventionell und nicht bio?

[pqr]

Bei Weidemilch ist es so, dass eben Auslauf gewährt wird.
Man muss die Ställe eben entsprechend planen und auch an den richtigen Ort setzen bzw. eben die Melkmaschine. Für so etwas gibt es schon auch moderne Konzepte.

[Sternenfaengerin]

Idie, ich bin jetzt auch mit ganz neugierig

[Sabina]

Für die Umwelt ist wohl regional besser, für das Glück der einzelnen Kuh vermutlich bio.

[Francisam]

Was sagt ihr dazu?

Ich habe in der Nähe einen Bauerhof gefunden, die Rohmilch verkaufen. Frisch von der Kuh. Es ist allerdings nicht bio und die Kühe stehen wohl ganzjährig im Stall.

Was ist besser? Die regionale Rohmilch oder Bio Milch aus dem Supermarkt?

Ich bin total im Zwiespalt. Sonst kaufe ich ausschließlich Biomilch, aber eben im Supermarkt. Sehr gern würde ich Rohmilch haben und regionale Produkte finde ich auch wichtig.

Ich würde definitiv bio regional vorziehen, bei mir wäre aber das Tierwohl der Punkt.
Ganzjährig im Stall, wie Du es bei dem Hof in Deiner Nähe beschreibst, ist eher eine Sache, die man bei der konventionellen Haltung hat und die ich nicht wünschenswert fände.
Was Platz und Auslauf betrifft, hat bio deutlich mehr Auflagen.

Dito.
Das EU-Biosiegel ist sicher nicht das Gelbe vom Ei, da muss man sich nichts vormachen. Und darauf vertrauen, dass entsprechende Auflagen von den jeweiligen Landwirt*innen auch eingehalten werden, muss man sowieso. Grundsätzlich bräuchte ich kein Siegel, wenn ich mich persönlich versichern könnte, dass die Tiere (möglichst) artgerecht gehalten werden.

Aber wenn ich weiß und mit eigenen Augen sehe, dass die Kühe ganzjährig im Stall gehalten werden, wäre das für mich ein Ausschlusskriterium und hat mit Tierwohl wenig zu tun.

[IdieNubren]

Da ich direkt neben einer (nicht-bio)Rohmilchtankstelle wohne, Frage ich mich das auch viel. Bisher kaufen wir fast nur bio, da ich der Rohmilch nicht so vertraue und wir sie eh abkochen würden - bei Kontrollen waren immerhin 10% der Rohmilchproben in Deutschland belastet mit Salmonellen, Listerien und/oder Ehec. Deswegen nehmen wir die Milch aus dem Automaten zur Zeit nur für Milchreis und sowas.

Ich würde regional definitiv bio vorziehen aber wir haben ja selbst nen konventionellen stall
Kannst du mit dem landwirt mal ins Gespräch kommen? Ich finde es gibt so viele grau stufen, wir fänden auslauf auch super aber wie sagte mein mann erst gestern "ich fahr doch dann nicht jeden tag 2 mal die Kühe mit dem lkw von der weide heim um die zu melken, das macht doch dann gar keinen sinn mehr"
Also lieber nen regionalen konventionelle Betrieb unterstützen als milch bei den (unser meinung nach verbrecherischen) Molkereien zu lassen

Was könnte man den Landwirt denn da so fragen? Oder woran könnte man einen "gut geführten" Stall erkennen? Die offenen Außenbereiche sind für Besucher stets einsehbar. Hier ist übrigens auch ganzjährige Stallhaltung.

Mich würde zB die Rasse interessieren und wie zB die Abkalbung funktioniert und wie viele Kälber eine Kuh so im durchschnitt hat
- schwarz bunte Kühe haben eine höhere Milcheistung, das zerrt die tiere aber merklich aus dh sie werden nicht so alt =bekommen weniger Kälber in ihrer Lebenszeit, fleckvieh (braun) sind zweinutzungsrassen. Abkalbe Boxen fände ich wichtig und sollten Standard sein.
Eine gute Stall Führung erkennt man so einfach vermutlich nicht, weil es da auf viele Kleinigkeiten ankommt, zB kommt zu uns der Tier Heilpraktiker und kranke Tiere werden oft lang und aufwändig aufgepäppelt statt sie schnell zu schlachten (wenn die mal medikamente bekommen kann man sie eh erstmal nicht mehr schlachten lassen).
Aber mal fragen wie viele Kühe es denn sind und ob die alle Namen haben (haben unsere und mein Mann kann vom allen 60 auch noch den Stammbaum runter beten) würd ich um ins Gespräch zu kommen.

Ich seh grad die Vorschau ist lang - ich schick mal ab

[IdieNubren]

Idie. Du bist ja der perfekte Ansprechpartner. Ich war selber noch nicht auf dem Hof, meine Nachbarin holt da ihre Milch und hat mir davon erzählt. Sie sagt aber die Bauern sind sehr nett, da kann man sicher mal ins Gespräch kommen.
Genau, das dachte ich mir auch, dass man ja, wenn die Kühe nicht im Stall sind, irgendwie entweder Kühe oder Milch transportieren muss. Ich kann mir vorstellen, dass das dann null rentabel ist. Dass die Kühe tagsüber auf der Weide Gras fressen und dann abends zum Melken heim kommen, war auch meine romantische Vorstellung, aber ich glaube, das funktioniert nicht (mehr). Außer wie ist es bei Weidemilch?

Molkereien: da sagst du was. Ich habe gerade gelesen, dass der Milch bis zu 300 Zusatzstoffe zugesetzt werden dürfen, bei bio immerhin NUR 47. Ich bin fast umgekippt, nie im Leben hätte ich daran gedacht, dass in der Milch noch was anderes ist außer Milch. Ich bin wohl ultranaiv. Und.....ich habe das schonmal geschrieben, Ich will meine eigene Kuh. Auf der Weide, ohne 47 Zusatzstoffe. Je mehr ich mich damit beschäftige, umso weniger will ich einkaufen gehen, umso mehr will ich Selbstversorger sein.
Werden diese Stoffe denn erst in der Molkerei zugesetzt? Dann wäre ja meine regionale Milch in der Hinsicht super.
Ihr trinkt vermutlich nur eure eigene Milch, oder? Machst du denn auch Joghurt, Käse usw?
Erzähl doch mal, das ist so spannend. Und darf ich fragen, warum konventionell und nicht bio?

Oh weia ich kann da so viel zu erzählen und weiß doch nicht alles
Also bio oder nicht ist rein wirtschaftlich, mein Mann bewirtschaftet mit seinem vater einen recht alten stall, ja dadurch ist der Tierwohlstandard nicht so super optimal, aber es ist gut rentabel, mit neuen stall müssten es mindestens (!) 100 Milchkühe sein (und das ist achon fast wenig) und dadurch geht Tierwohl anders verloren. Wir sind bei der weekend feeling Molkerei mit ganz guten bedingungen, wir rechnen mit einer baldigen Einbruch vom ganzen Markt (btw Schweinefleisch steht kurz vorm kompletten Einbruch, es gibt einfach ZU VIEL, bei der Milch auch,deswegen wollen wir swit jahren nicht groß investieren und wehren uns gegen dir mehr mehr mebr Mentalität)
Übrigens, unsere Milch wird nur alle 2 Tage abgeholt, sooo frisch ist die akso nicht mehr ja wir trinken die nur roh, ich hab da meine angst. Übrigens, falls ihr es noch nicht wusstet, wir bekommen vom der Molkerei erst im nächsten monat gesagt was die Milch im vorangegangen monat Milchpreis gekostet hat

Käse, joghurt hab ich mal probiert, bin aber etwas bequem geworden. Rindfleisch gibt es aber nur vom eigenen tier.

[Linda89]

Zu Bio und Umwelt fand ich letztens dieses Quarks Video gut: https://youtu.be/YW2yfiGAH3M

[klecksauge]

Zum Thema Molkerei:
Da sind auch nicht alle Böse.

Wir haben hier im Kreis eine Genossenschaftlich arbeitende Molkerei, die zahlt den Bauern deutlich über den Marktüblichen Preis, bei guter Haltung noch einen Tick mehr. Ist auch nicht Bio, aber ich kaufe dort gerne die Produkte. Die Milch kostet allerdings auch 1,40€/L. Der Quark und der Joghurt schmecken auch richtig gut.
Alternativ kaufe ich die Milch in Glasflaschen beim Bäcker. Stammen von einem Hof nur 5km hier entfernt. Die Haltung ist dort auch gut. Man kann dort auch Fleisch am Hof direkt kaufen und muss dann halt auch von allem was nehmen.
Meine Mama kauft dort zB nur noch die Milch.


Aber ich finde es auch total schwierig. Was ist nachhaltiger? Was geht gar nicht? Was passt dann noch ins Budget?

[fine82]

Mir wäre auch die Tierhaltung und damit das Tierwohl am Wichtigsten.
Wir konnten mal Rindfleisch beziehen von Rindern, die das ganze Jahr draußen standen, aber nicht mit Bio-Futter zugefüttert wurden und daher nicht bio waren. Aber es ging ihnen ihr Leben lang gut und es wurde immer nur ein Tier geschlachtet, voll verwertet und dann erst das nächste.
Bei Obst und Gemüse kaufe ich regional vor konventionell und i.d.R. bio vor regional, am liebsten aber bio regional. Allerdings nicht die Bio-Gurke aus Spaninen, wenn es grade Gurken von nebenan gibt.
Auf einem kleinen Wochenmarkt hier gibt es einen Milchbauern, der seine Milchprodukte verkauft. Nicht bio, aber die Haltung ist super. Und auch nicht aus Gläsern sondern Plastik. Darauf wird er viel angesprochen, meint aber, dass die Reinigung von Glas so aufwändig ist und so viel Wasser verbraucht, dass (durchsichtige) Plastikbehältnisse umweltschonender seien. Am Liebsten hätte er es, wenn alle ihre eigenen Gefäße mitbrächten, das sei bei uns aber nicht erlaubt.