Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Wiege oder Familienbett? Allein oder zusammen? Wie schlafen wir alle am besten?

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Menschenkind
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Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Menschenkind »

Hallo! Ich brauche etwas Hilfe bei Mamis, die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht habe wie wir.

Zur Situation: Unser Sohn wurde Anfang Juni geboren, ist also bald 15 Wochen alt. Er ist ein Stilljunkie unsd tagsüber spätestens alle 2 Stunden an der Brust (womit ich meinen Frieden gemacht habe) und nimmt, obwohl wir ihn immer wieder mal angeboten hatten, keinen Schnuller. Er benötigt auch viel Körperkontakt und schläft fast ausschließlich beim Stillen ein oder im Tuch. Bondolino haben wir auch, mag er aber nicht.
Mein Mann ist ein sehr liebevoller, zärtlicher Mensch und möchte -- nachdem und vielleicht weil er aufgrund seiner Biografie lange mit dem Vatersein gehadert hat -- ein teilnehmender, "moderner" Vater sein. Er hatte auch zu Beginn drei Monate Elternzeit. Leider hat er um die 6. Woche herum ein ausgeprägtes beidseitiges Karpaltunnelsyndrom entwickelt, dass ihn fast komplett aus der aktiven Babypflege geschmissen hat. Er konnte den Spatz nicht mehr tragen, wickeln oder umziehen. Leider fing es auch bei unserem Sohn um die Zeit herum an, dass er nicht mehr liegend auf Papas Brust eingeschlafen ist. So hat eine sehr anstrengende Zeit begonnen, natürlich einmal körperlich aber auch psychisch und obwohl er viel hier war, hatten Vater und Sohn wenig miteinander "zu tun". Jetzt arbeitet er seit einer Woche und obwohl die Hände langsam besser werden hat sich die Situation verschlimmert. Mein Mann kommt gegen nach Hause, spätestens ab 7 muss der Spatz ins Tuch, weil er sonst übermüdet wird, und schläft ab dann bis 10-11, wo ich ihn nochmal stille und wir alle zusammen ins Bett gehen.

Eigentlich wäre das super Kuschelzeit für die beiden, aber der Kleine lässt sich von seinem Vater nicht im Tuch tragen und schreit ausdauernd. Nachdem das ein paar Abende so gegangen ist, dachte ich, dass er vielleicht übermüdet ist und wir es tagsüber probieren sollten. Heute Mittag unter den besten Voraussetzungen (satt, trocken, noch nicht zu müde) ist es aber auch wieder im Geschrei geendet. Nachdem er ihn mir in die Hand gedrückt hat ist der Kleine gleich an der Brust eingeschlafen und hat sich anstandslos von mir einbinden lassen und schläft jetzt. Mein Mann ist tief verletzt und fühlt sich abgelehnt, ich bräuchte dringend auch mal eine Pause vom Baby. Ich habe bisher einen Abend frei gehabt, während mein Mann einfach das Geschrei über sich hat ergehen lassen. Vor der Geburt hatte mein Mann eine psychisch schwierige Phase in Bezug auf das Vaterwerden und jetzt habe ich große Sorge, dass er sich gefühlt in der Angst bestätigt sieht, kein guter Vater zu sein.

Ich kann natürlich verstehen, dass ich in der Zeit zur Hauptbezugsperson und zum "Zuhause" meines Sohnes geworden bin, möchte aber dringend alles was ich kann tun, um den Zustand zu ändern, uns allen zuliebe. Hat jemand von euch eine ähnliche Situation erlebt? Hab ihr es geschafft, das Baby an den Papa zu gewöhnen, und wie? Ich bin grade ziemlich verzweifelt und leide mit meinem Mann mit. Ganz abgesehen davon, dass mein Rücken und mein Kopf mal eine Pause bräuchten.

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Schneekugel
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Schneekugel »

Wir hatten das beim 11/16 Kind nun lange bis vorkurzem eigentlich musste mein Mann sich anschreien lassen abends. Oft auch Tags. Aber abends dürfte er sie teils nicht anschauen. Das war hart für alle. Um 2h stillfrei währe ich auch froh gewesen. An Abend wo ich wirklich ohne Kind was machen musste oder halt ich wirklich mal schlafen wollte nahmen wir es dann aucb mal in Kauf, sie weinte ja beim Papa.
Was wir oft machten und heute noch machen, dass wenn sie beim stillen abends einschläft, dass er sie schlafend auf seinen Bauch nimt. Das ging und geht oft. Er kann sie bekuscheln und ich habe mal nichts kleben.

Viel Geduld, das wird besser. Er solls nicht persönlich nehmen, ich weiss ist schwierig.

Ach am Anfang gabs mal ein getragenes shirt von mir auf seinen Bauch und sie drauf ;)
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Serafin
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Serafin »

Hier auch so. Papa ist immer noch nicht beliebt, aber sie kommen miteinander aus wenn ich nicht da bin. Und es nervt
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Lösche Benutzer 24346

Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Lösche Benutzer 24346 »

Hallo Menschenkind,
erstmal toll, dass du dir so viele Gedanken dazu machst, wie du deinen Mann im Vatersein unterstützen kannst.
Ich mag dir nur mal ein paar Gedanken hierlassen:
Du bist nicht "zum Zuhause für deinen Sohn geworden", sondern du bist es momentan einfach noch. Die Bindung deines Sohnes zu dir begann kurz nach der Empfängnis, du bist seine Basis, du bist bis vor Kurzem noch sein Universum gewesen, alles was er kannte und alles was er brauchte. Dein Herzschlag, deine Atemgeräusche, deine Verdauungsgeräusche, dein Geruch, deine Stimme, deine Bewegungen sind seine Sicherheit.
Er verbindet mit dir momentan Sicherheit, Trost, Nahrung, Schlaf.
Es ist ganz wunderbar, dass dein Mann auch wichtig für euren Sohn sein möchte. Das wird er auch. Aber für ihn muss das alles erst wachsen. Dein Sohn muss bereit dafür sein und er muss geduldig sein und schauen, was ihn und seinen Sohn verbindet. Vielleicht spürt euer Kleiner sogar den Druck, den der Papa sich macht?
Vielleicht ist das Tragetuch zuhause momentan zu eng mit dir verknüpft, vielleicht ist es für Papa besser auf dem Arm? Vielleicht können sie zusammen baden? Vielleicht kann er - statt ihn im Haus in den Schlaf begleiten zu wollen - ein bisschen mit ihm spazierengehen?
Ich glaube, wichtig für deinen Mann ist, dass er nicht versucht, dich "ersetzen" zu wollen. Papas sind anders als Mamas, ihre Zeit kommt etwas später. Sie werden nicht so dringend zum Stillen und Schlafen gebraucht, aber dafür zum Quatsch machen, zum Welt entdecken, zum mutig sein, zum Geschichten erzählen. Papas können wunderbare Felsen sein, von denen aus man ganz weit gucken kann, und wenn man müde ist, kann man wieder zu Mama unter den Flügel kriechen.
Vielleicht ist es nützlich, zu überlegen, ob man den Tagesablauf so umgestalten kann, dass euer kleiner Sohn zur Papazeit noch nicht so müde ist?
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Jolina
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Jolina »

Meine Kleine hat nach ein paar Wochen, in denen sie noch so ziemlich jeden akzeptiert hat, alle außer mir abgelehnt. Mein Mann durfte sie nur am Wochenende nehmen, da war er gleich morgens da und es war zu Hause kein Problem, woanders ging aber auch nur Mama, Tragetuch oder schlafen haben wir aber nicht versucht.
In fremden Umgebungen hat sie es auch nicht lange ausgehalten, war die ganze Zeit auf meinem Arm und lange geblieben sind wir so meist nicht (oder garnicht erst hingegangen).

Unter der Woche durfte er sie oft nichtmal anschauen, wenn er nachmittags nach Hause kam. Ich hatte jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich duschen gegangen bin.
Andere Menschen durften sich eh nicht nähern oder sie anschauen (außer der große Bruder aber der war zu klein um sie mal auf den Arm zu nehmen oder so).

Wir haben Ostheopathie versucht aber das hat nicht geholfen.

Trainiert haben wir auch nichts. Mein Mann hat sich in der Zeit unter der Woche halt hauptsächlich um unseren großen Sohn gekümmert und ich um die Kleine. Nur halt beim Duschen hatte er sie und wickeln/umziehen abends haben wir zusammen gemacht.

Irgendwann wurde es von selbst besser. Zuerst hat sie meinen Mann wieder akzeptiert (mit ca 4 oder 5 Monaten schätze ich) und einige Wochen später dann die eine Oma, dann die andere, dann eine Tante usw. Jetzt (seit sie ca 14 Monate alt ist denke ich), geht sie ganz offen mit allen Familienangehörigen und Freunden um und ist auch anderen Menschen und Kindern gegenüber aufgeschlossen.
Jolina mit dem Großen (06/13) und der Kleinen (12/15)
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Sakura
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Sakura »

Meine Große hat als Baby eindeutig mich bevorzugt, hat aber kommentarlos auch beim Papa im Bondo / in der Manduca geschlafen. Die Kleine... puh... Da die Große erst 2 war, als die Kleine kam, war die Kleine von Anfang an viel beim Papa, viel mehr als die Große. Und trotzdem.... mit ein paar Wochen fing sie abends ab einer gewissen Uhrzeit an zu brüllen, wenn der Papa sie nur angeschaut hat. Kurz beim Papa lassen war absolut unmöglich. So ging das ein paar Monate, vielleicht die ganze Babyzeit, ich weiß es nicht mehr. Heute ist die Kleine das ABSOLUTE Papa-Kind. Sie vergöttert ihren Papa, mich nimmt sie schulterzuckend zur Kenntnis. Das kam einfach so.

Ich fürchte, machen könnt ihr da wenig. Das entwickelt sich. Dein Kind ist jetzt Baby, aber nicht für lange. Irgendwann kommt die Zeit, wo er mit einem Schraubendreher in der Hand (oder einer Luftpumpe, oder einem Saxophon oder ....) dem Papa hinterher watschelt, und mit ihm Männerdinge tut, wovon Mamas nichts verstehen.

Alles Gute Euch!
Sakura mit zwei tollen Mädels 04/11 und 05/13

Ich werde sie lehren, den eigenen Weg zu gehen,
vor keinem Popanz, keinem Weltgericht,
vor keinem als sich selber gerade zu stehen. (Reinhard Mey)

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IdieNubren
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von IdieNubren »

Ich finde was Pistazie geschrieben hat ist soo schön und wahr!
Hier gab es auch (ungefähr zur gleichen Zeit) eine Papa-ablehnphase, solang sie auf mir lag war der Papa ganz toll und man konnte mit ihm blödsinn machen, aber kaum dass er sie angefasst hat ging das Gebrüll los. Nervig, ich wollte einfach mal kein Baby auf mir haben. (Der Papa arbeitet zuhause, ist also immer wieder am Tag mal da.)
Ich glaub da kann man nichts gewöhnen, das ändert sich von ganz allein. Gestehe ihn jetzz so gut es geht sein Bedürfnis nach mama zu und bitte deinen Mann dich vielleicht anders zu unterstützen (mehr Haushalt, Massage, gemeinsames Bad, nette Aufmerksamkeit) und je größer die Kinder werden desto mehr wächst auch die Papa Rolle!
Idie mit (06/16), (04/18) und (09/20)
jali
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von jali »

Wobei ich nicht finde das etwas dagegen spricht, Kind und Papa tagsüber am Wochenende mal öfters alleine zu lassen, etwas einkaufen zu gehen oder die beiden auf einen Spaziergang zu schicken. Abends Papa hat bei uns etwas gedauert, tagsüber funktionierte es aber eigentlich ganz gut - wenn ich nicht in Reichweite war. Da muss der Papa dann seinen eigenen Weg finden und das Kind hat nicht die ganze Zeit die Alternative Stillen bei Mama vor Augen. ich würde es wohl zumindest versuchen.
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von conil »

Wir hatten das beim ersten Kind auch. Nach dem abstillen mit 10 Monaten wurde es einfacher. Heute ist sie 3 und wenn sie die Wahl hat immer bei mir. Allerdings lässt sie sich, wenn ich nicht da bin problemlos von Papa betreuen. Unser Sohn ist da anders. Er will zwar wenn er die Wahl hat auch zu mir, aber mit meinem Mann funktioniert alles auch entspannt. Es ist einfach bei manchen Kindern so. Ich würde an deiner Stelle solange es zumutbar für deinen Mann ist mir trotzdem Auszeiten nehmen... man steckt da einfach nicht drin...
L mit C 07/14, J 11/16 und H 06/20
Sophia85
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Re: Papagewöhnung - wie? Verzweifelt

Beitrag von Sophia85 »

Für die Auszeiten plädiere ich auch. Ich liebe mein Kind heiß und innig, aber es hat Abende gegeben, wo ich ihn nach dem Stillen nur noch wortlos meinem Mann hingehalten habe und dann ne halbe Stunde im Bad verschwunden bin.

Dein armer Mann. Er kann ja nichts dafür, dass er eine Zeit lang nicht viel mit dem Baby machen konnte, das hat doch nichts mit schlechter Vater sein zu tun. Mit der Zeit werden die zwei sich bestimmt wieder annähern. Ich weiß gar nicht, ob da überhaupt irgendwelche besonderen Gewöhnungsmaßnahmen vonnöten sind. Einfach dran bleiben, würde ich denken.

Bei uns war es zB anfangs so, dass nur Papa tragen durfte, bei mir gab es im Tuch nur Geschrei. Dann kehrte sich das plötzlich um und seit ca 2 Wochen ist es nun egal und er wird von uns beiden gerne getragen. Diese Dinge können sich so schnell ändern, das ist echt irre.

Langfristig muss sich dein Mann sicher keine Sorgen machen. Mein Vater zB war oft nur am Wochenende da und dann auch nicht rund um die Uhr verfügbar und mit uns in den Urlaub fahren konnte er auch selten. Und trotzdem bin ich das totale Papakind geworden.
Zum ersten Mal Mama, Sohn wurde 04/2017 geboren.
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