Mittelalterliche Gewandung für die Familie

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Louet
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Louet »

Oh wie entzückend, das Kleid! :-D

Ich habe keine Quelle zur Hand, aber meine authentischen Nähnadeln sind aus Messing. Bei der Beleglage hab ich mich auf den Blechschmied verlassen, der sie für mich gemacht hat ;-)
Die sind erstaunlich dünn, spitz und glatt wenn sie von jemandem gemacht werden, der Ahnung davon hat :-)

Eine Bekannte hat ganz feine Sticknadeln aus Bein.
Bild




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Carraluma
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Carraluma »

Möhrchens Kleid ist so hübsch!
Wie ist denn Borte und Gürtel gemacht? Das ist kein Brettchenwebband, oder? Der Gürtel ist aufgenäht auf irgendwas, oder?
Trägt sie dann normalerweise auch noch ein Unterkleid darunter?
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Myeskathry
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Myeskathry »

cheshirefitz hat geschrieben:Ich bewundere ja schon lange still eure Werke und möchte euch großes Lob aussprechen. Besonders die Authentizität ist beeindruckend, die Recherche ist sicher spannend und aufwändig.

Ich recherchiere gerade ein bisschen über die Geschichte des nähens und wollte fragen, welche Art von Nadeln verwendet wurden. Hat jemand von den Expertinnen Ahnung oder einen Link?

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Meine Nadeln sind wie Louets aus Messingdraht. Eine konkrete Quelle habe ich leider gerade auch nicht, da müsste ich noch mal nachforschen. Meine erste "mittelalterliche Nadel" war aus Kupfer und im Museum gekauft, weil ich sonst vor Ort nicht hätte nähen können. Sie war schlecht, was ich zuerst einmal auf das Material schob, nicht besonders spitz und zu weich. Dann hat mir eine Goldschmiedin, die auch gotischen Schmuck herstellt eine Nadel aus Messing geschenkt und mir gezeigt, wie ich Nadeln härte, durch Kaltschmieden. Die Nadel war super, ist mir aber leider irgendwann verlohren gegangen. Dann hat mein Mann mir mal welche im Internet bestellt gehabt, ein ganzes Set. Die sind gut glatt und gehärtet, aus Messing, aber leider ist das Öhr sehr klein gearbeitet, so dass ich es bei manchen noch vergrößert habe. Auch Spitzen nachschliefen und Nadeln nachhärten konnte ich ja mittlerweile. Und seit etwas über einem Jahr stelle ich mit meinem Mann hin und wieder auch selbst Nadeln aus Messingdraht her. Das Öhr ist dabei das schwierigste. Am besten geht es, wenn man das Messing kurz weichglüht (Kerzenflamme reicht bei dünnem Draht), dann platt haut, neu weich glüht und mit einem Minnimeißel ein Loch hinenschlägt, dass dan aufgeweitet wird. Am besten wird das Öhr gut entgratet, vor allem nach hinten hin, da dort der Faden immer durchläuft. Die Spitze wird geschliffen, möglichst allmählich zulaufend und erst am Ende richtig Spitz. Der Feinschliff folgt nach einer gründlichen Härtung durch Kaltschmieden. Diese Nadeln sind bei sorgfältiger Benutzung genauso gut zum Nähen geeignet wie moderne. Ich merke da kaum noch einen Unterschied. Im Zweifel wird die Nadel nachgerärtet und polliert. Sogar die Kupfernadel wurde so brauchbar.
Aus einem Museum habe ich auch eine sehr feine Beinnadel, da bricht aber schneller mal die Spitze ab.
Zum Nadelbinden habe ich auch schon selbst Nadeln aus Knochen, Horn und Holz geschnitzt. Das ist nicht weiter kompliziert. Ich bevorzuge auch hierbei runde Nadeln gegenüber flachen, da sich angenehmer damit arbeiten lässt. Da Nadeln Werkzeug sind ist mir eine ausgefeilte Form sehr wichtig. Das Verhältnis von Länge, Dicke, Spitze und Öhr muss einfach stimmen, damit das Arbeiten angenehm wird.
Carraluma hat geschrieben:Möhrchens Kleid ist so hübsch!
Wie ist denn Borte und Gürtel gemacht? Das ist kein Brettchenwebband, oder? Der Gürtel ist aufgenäht auf irgendwas, oder?
Trägt sie dann normalerweise auch noch ein Unterkleid darunter?
Ja, normalerweise trägt sie dazu ein Unterkleid. Auf dem Bild ist es ein Langarmshirt, also nicht ganz unähnlich. Das wird passen.
Bei der Borte muss ich gestehen, dass ich eine unauthentische und dafür kostengünstige Variante gewählt habe. Mit meiner Schwigermama habe ich mal einen schönen Stoff mit allerhand solcher Webmusterstreifen erstanden, der leider aus Polytierchen besteht. Die Musterzeilen sehen aber jeweils historischen Borten recht ähnlich und sind ja auch gewebt, so dass ich sie auseinanderschneide, die Ränder einklappe und dann aufnähe. Bisher hat noch keiner von sich aus erkannt, dass ich da geschummelt habe. Und sie wird das Kleid wahrscheinlich nicht im Museum tragen. Entsprechend habe ich den Gürtel auch unbedingt hinterlegen müssen. Dafür habe ich weißes Leinen genommen.
Leider reicht unser Buget bisher nicht, um auch noch ab und zu in schöne Borten zu investieren. Und bei den Kindern nehme ich es manchmal nicht ganz so genau. Dafür lege ich auf das Grundmaterial umso größeren Wert. Das bestimmt schließlich Trageeigenschaften und Faltenwurf viel stärker. Da muss sicherlich jeder seine eigenen Grenzen finden....
Ich bewundere Louet, die noch viel mehr Wert auf Authentizität legt.
Liebe Grüße
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Myeskathry
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Myeskathry »

http://www.vianostra.at/scriptorium/han ... ticken.htm
Hier scheinen Quellenhintergründe zu Nadeln nachvollziehbar zu sein. Die Nadeln werden gut beschrieben. Etwas besseres habe ich nun auf die Schnelle noch nicht gefunden, aber vielleicht hilft es ja schon weiter, als mein Laienwissen.
Liebe Grüße
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cheshirefitz
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von cheshirefitz »

Vielen Dank, das ist ja höchstinteressant und hilft auf jeden Fall sehr weiter!

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Louet
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Louet »

Oooch, danke für die Blumen, Myeskathry! :oops:
Ich hatte aber bisher auch den Luxus, mir die Pingeligkeit leisten zu können. Mal sehen, wie viele Kompromisse ich mit Kind machen muss ;-)

Und witzig: eine meiner ersten Nadeln war auch eine aus Kupfer aus einem Museumsshop. Und sie war auch Mist :lol:
Jetzt hüte ich meine “Benny-Nadeln“ wie meinen Augapfel und kaufe immer wieder eine Nadel von ihm, wenn wir zusammen lagern. ;-)
(Er verkauft an und zu Sachen direkt vor Ort, hat aber keinen Shop oder so)
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Myeskathry
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Myeskathry »

Am Freitag ist es soweit - unsere Erste Veranstaltung in diesem Jahr, auf unserem befreundeten Kinder-und Jugendbauernhof.
Da sind wir ja richtig Helfer. Ich betreue einen Kalligraphiestand. Aber nur die Schriften sind historisch korrekt, das Material nicht. Dafür auch zum Selbstausprobieren für die Gäste. Alle unsere Gewänder, die wir nicht selbst brauchen sind schon eingepackt zum vetleihen. Die Kinder sind völlig aufgeregt. Vieles ist noch zu packen. Wir hoffen auf schneefreies Wetter und dass die Kinder jetzt endlich mal gesund bleiben. Manches von meiner Nähliste ist noch nicht geschafft, anderes dazwischen geschoben. Ich bin selbst so aufgeregt wie ein kleines Kind. Jedes Jahr ist das so.... Und dabei muss ich Freitag früh noch einen Vortrag halten. Wo habe ich nur meinen Kopf verloren???
Liebe Grüße
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Louet
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Louet »

Ooooh, aufregend!
Ich war mit dem Babyboy bisher nur als Tagesgast im Museumsdorf. In zwei Wochen könnten wir mit zwei anderen aus der Gruppe zu einer Veranstaltung in Polen fahren, aber für Zelt ist es mir Mitte Mail mit dem Zwerg noch zu kalt und ich hab grad keinen Nerv, mir online ein Pensionszimmer in der polnischen Provinz zu suchen :roll:
Dann wird unser erstes richtiges Lager wohl doch erst das Hochmittelaltertrefen im August werden :-)
Vielleicht noch eine Museumsveranstaltung in Berlin Anfang Juni, aber das mache ich vom Wetter abhängig. Wenn es schön warm ist, lagere ich mit den anderen, wenn nicht, fahre ich abends nach hause und komme morgens wieder. :-)

Auf meiner Nähliste stehen eigentlich nur meine völlig durchgelaufenen Strümpfe, die dringend repariert gehören und evtl neue Sachen für das Baby, das bis dahin aus seinen jetzigen bestimmt rausgewachsen ist ;-)
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kerstins
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von kerstins »

Schreibt doch mal wo ihr immer so seid, vielleicht kann man sich dann ja mal treffen :)
Ich fahre am We erstmal mit dem Kind auf den Römermarkt an der Saalburg - anderes Thema, aber bestimmt auch sehr schön! Ich habe schon überlegt, ob er dafür ein Extra-Kleidungsstück braucht. Aber ich glaube wir gehen in Straßenkleidung, denn danach will ich noch mit ihm in den Freizeitpark.
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Re: Mittelalterliche Gewandung für die Familie

Beitrag von Louet »

Ich bin oft im Museumsdorf Düppel in Berlin Zehlendorf unterwegs.
Diesen Sommer außerdem auf dem Hochmittelaltertreffen in Jerichow und evtl einmal im Mittelalterhaus in Nienover :-)
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