Stillen: ja, nein, vielleicht?

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Seelentattoo
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Seelentattoo »

Ich möchte auch noch in den Raum werfen, dass nicht jedes stillkind clustert (haben bei mir beide Kinder nicht gemacht). Natürlich sind beide sehr regelmäßig gekommen, viele Stunden stillpause kam erst sehr viel später.
Und auch daueranlegen in den ersten Wochen ist kein zwingendes muss.
Wenn deine tochter keine mundmotorischen Probleme gehabt hätte, wäre das stillen bei euch dann vielleicht ganz anders gelaufen.
Deshalb kannst du nicht von der einen stillbeziehung auf die andere schließen.

Ich bin genau wie du überhaupt nicht der Typ fürs Wochenbett. Ich hatte komplikationslose Geburten, habe früh mit der Rückbildung angefangen, saß 8 Wochen nach der Geburt bei beiden schon wieder im Sattel meines Pferdes und bin nach 3 Monaten jeweils schon wieder joggen gewesen, inlineskaten noch viel früher, Fahrradfahren ebenfalls sehr früh (sobald ich sitzen konnte).
Mich haben da auch immer alle für vollkommen bekloppt erklärt, aber wenn der Körper es mitmacht, geht es (und der meldet ja sehr genau, was geht und was nicht).
Das dein Mann sich wünscht, dass euer Kind gestillt wird, ist nachvollziehbar, aber er hat es ja richtig erkannt: er kann es nicht. Und er muss auch nicht alles tragen, was dran hängt.

Hast du evtl. drüber nachgedacht, einen stillvorbereitungskurs zu machen? Ich habe vor dem großen einen gemacht und war wirklich froh drum, denn eigentlich bin ich von demselben Gedanken ausgegangen wie du: hat die Natur so eingerichtet, wird schon klappen.
Als der große dann da war, gab es doch ein paar problemchen, aber ich wusste dann sofort, dass solche Dinge nicht ungewöhnlich sind und hatte rasch kompetente Hilfe.

Ich wünsche dir, dass du die Schwangerschaft genießen kannst und die Ruhe findest, erst mal alles auf sich zukommen zu lassen. Und dann einfach mit deiner Entscheidung im reinen zu sein. Ich denke, eine Mutter, die widerwillig stillt, ist auch nicht schön fürs Kind. Sie spüren es sicher trotzdem.
Paß gut auf dich auf wegen deiner schon erlebten WochenbettDepression. Ich denke, der Tipp von einigen hier, sich darauf im Vorhinein einzustellen, ist auch nicht schlecht.
Ich keine mal gelesen zu haben, dass es ein höheres Risiko gibt, erneut daran zu erkranken, wenn man es schon mal hatte.
Dir/ euch alles Gute!
Mit Mann, drei Bonuskindern (*97, *04, *07) und drei Kindern (*12, *16, *18) sowie unserem Sternchen fest im Herzen (05/11)
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Larala
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Larala »

Ich finde, dass es ganz allein deine Entscheidung ist, ob du stillst oder nicht. Da können dir noch so viele Leute vorschwärmen, wie toll das Stillen ist und dein Mann kann sich auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln. Es ist dein Körper. Du entscheidest. Ende der Diskussion. Klar, das Stillen hat viele Vorteile, aber auch mit Fläschchen werden Kinder groß, glücklich und gesund. Lass dich nicht unter Druck setzen. Ich würde das vorab ganz deutlich mit deinem Mann besprechen, damit er dich im Wochenbett nicht mit solchen (vielleicht lieb gemeinten, aber doch leicht erpresserischen) Kommentaren quält.
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Glückskatze
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Glückskatze »

Larala hat geschrieben: 07.01.2018, 18:34 Ich finde, dass es ganz allein deine Entscheidung ist, ob du stillst oder nicht. Da können dir noch so viele Leute vorschwärmen, wie toll das Stillen ist und dein Mann kann sich auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln. Es ist dein Körper. Du entscheidest. Ende der Diskussion. Klar, das Stillen hat viele Vorteile, aber auch mit Fläschchen werden Kinder groß, glücklich und gesund. Lass dich nicht unter Druck setzen. Ich würde das vorab ganz deutlich mit deinem Mann besprechen, damit er dich im Wochenbett nicht mit solchen (vielleicht lieb gemeinten, aber doch leicht erpresserischen) Kommentaren quält.
Genau das unterschreibe ich auch.

 Ich habe unter Tränen (vor Schmerzen) mein 1. Baby angelegt, teilweise vor Schmerz geschrien, ich habe mein Baby nur wiederwillig angelegt. Ständig hing er an meiner Brust über Stunden. Dann wurde ich im Krankenhaus zum Abpumpen genötigt. Es war furchtbar, ich kam mir vor wie eine Milchkuh, absolut gedemütigt. Aber ich muss ja das Beste für mein Kind wollen und das ist nur allein durch Stillen und pumpen möglich....

Auch wenn es dann nach ungefähr 3 Monaten schön war, glaube ich nicht, dass es richtig war, mein Baby so gegen meinen Willen anzulegen. Ich habe mich so gezwungen zum Stillen gefühlt. Für mich gab es nichts schönes in den ersten acht-zwölf Wochen. Und manchmal stelle ich mir auch die Frage, ob es mein Baby nicht auch gespürt hat, dass ich das alles eigentlich nicht wollte.


 Dann kam meine zweite Schwangerschaft. Diesmal wusste ich davor, ich werde das Stillen probieren, aber nicht um jeden Preis. Wir hatten vor der Geburt noch PRE-Milch gekauft und Flaschen. Ich hatte diesmal eine wunderbare Hebamme und kannte mich besser aus. Letztendlich gab es auch kein Clustern wie beim ersten Kind. Irgendwie lief/läuft es diesmal echt nebenher das Stillen, irgendwie läuft alles ganz anders.

Deswegen auch mein Tipp, davor ein wenig informieren (das tust du ja). Und dann einfach komplett offen halten, wie du es handhaben möchtest.
Aber letztendlich entscheidest du ganz alleine. Und egal wie, Du wirst den richtigen Weg für Dich und Dein Baby finden :)
Unterwegs mit zwei Jungs ('14&'17)
Linda81
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Linda81 »

Ich würde gern nichtige meine 0.02ct mit dazugeben...

Ich hatte auch eine Wochenbettdepression und wahrscheinlich auch schon eine unerkannte Schwangerschaftsdepression. In dieser, der zweiten Schwangerschaft bin ich regelmäßig mit meiner Therapeutin in Kontakt und es ist um so vieles anders, besser, schöner als damals. Die Wahrscheinlichkeit, erneut eine PPD zu bekommen, ist erhöht, da gibt es hormonelle Komponenten. Aber ich habe jetzt schon ein tragfähiges Netz zur Unterstützung und muß mir das nicht erst im Ernstfall bauen. Kannst Du, wenn Du noch keine Therapie beanspruchen willst, aber vielleicht schon Kontakte knüpfen? Ansprechpartner suchen? Einen Plan aufstellen: wenn x passiert, dann y?

Und zum Stillen: ja, es kann verdammt hart sein und es bleibt immer Deine Entscheidung, ob Du es tust oder nicht. Ich möchte Dir noch gern einen Aspekt nennen, der für mich wichtig war: es beeinflußt die mütterliche Hormonlage zum Entspannten und Positiven und kann so ganz enorm unterstützen. Vielleicht nicht direkt, wenn man massive Anlaufschwierigkeiten hat, aber dann. Ich habe den Effekt sehr, sehr deutlich gemerkt. Anfangs musste ich viel zufüttern, mit sechs Wochen dann Vollstillen ohne Stillhütchen und ein massiver Hormonschub, der die PPD deutlich verbessert hat. Trotz weiterer Schmerzen durch Vasospasmen. Soweit ich weiß, ist Abstillen bei PPD sogar kontraindiziert - soll heißen, daß der aufhellende Effekt auf die Stimmung wissenschaftlich belegt ist.
Linda mit Sohnio (10/2014), dem Freudenstrahl (01/18) und der Überraschung (01/21)
Lösche Benutzer 21900

Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Lösche Benutzer 21900 »

Es wurde schon so viel Richtiges gesagt, ich möchte nur noch eines hinzufügen:

Lieber eine liebevolle Flasche als eine agressive Brust.

Wichtig ist nur dass du wirklich dahinter stehst. Und nicht irgendwann denkst „Ach, hätte ich mal gestillt. Was wäre, wenn...“, das könnte sonst bestimmt wieder ein Auslöser sein für ein emotionales Tief.

Ich wünsche Dir alles Gute!
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Katinka5
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Katinka5 »

Linda81, genauso lief es bei mir beim ersten Kind!! Als ich nach sechs Wochen vollstillen konnte, war die Depression fast wie weggeblasen und ich hatte einen so viel besseren Draht zu der Kleinen. Ich war mir nie sicher, ob das Zufall war, daher finde es sehr spannend, dass es dir genauso ging :).
Grüße von Katinka mit Madame (*Mai 2014) und Brudi (*November 2017)
Linda81
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Linda81 »

Katinka, irre! Ich weiß nicht genau, ob es das Vollstillen war oder sich die Hormone nach sechs Wochen anderweitig umgestellt haben, aber ab da ging es aufwärts. Spannend!
Linda mit Sohnio (10/2014), dem Freudenstrahl (01/18) und der Überraschung (01/21)
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Katinka5
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Katinka5 »

Ich glaube irgendwie nicht mehr, dass sich die Hormone ohne das Vollstillen genauso eingependelt hätten. Einfach weil die kleine Madame ab dem VollStillen auch wie ausgewechselt war. Ich weiß noch zu gut, wie sich das angefühlt hat: als würden sich alle dunklen Wolken verziehen :)
Grüße von Katinka mit Madame (*Mai 2014) und Brudi (*November 2017)
Schnecke106
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von Schnecke106 »

Ich finde die Idee auch gut, dass man Dich vielleicht schon in der Schwangerschaft therapeutisch begleiten kann.

Es wurde ja schon viel gesagt, dem ich mich komplett anschließen kann. Es ist Deine Entscheidung, die Mutter muss ebenfalls glücklich und zufrieden sein. Ich möchte noch kurz in den Raum werfen, dass es ja auch noch etwas zwischen vollstillen und Flasche gibt, die Zwiemilch-Ernährung. Ich selbst habe es nie zum vollstillen geschafft, fand es aber toll, dass ich trotzdem gestillt habe und dennoch nicht die alleinige Verantwortung hatte. Manchmal habe ich nur gestillt, manchmal erst gestillt und dann noch Flasche gegeben und unterwegs auch gerne nur Flasche. War für uns ein guter Weg.
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Re: Stillen: ja, nein, vielleicht?

Beitrag von elfenblume »

Für mich ist stillen die praktischste, gesündeste, kostengünstigste und liebevollste Art sein Baby zu ernähren und mit allem zu versorgen was es braucht. Es stimmt, man muss als stillende Mama viel geben aber man bekommt auch sehr viel zurück! Gerade wenn die ersten oft schwierigen Anfangszeiten überwunden sind.

Es ist natürlich allein deine Entscheidung, wie du dein Baby ernähren möchtest und niemand hat das Recht dir diesbezüglich ein schlechtes Gewissen zu machen!

Eine Stillbeziehung benötigt Zeit, man muss sich erst kennenlernen. Versuche einen optimalen Stillstart durch gute Information und Unterstützung zu haben und lass es dann auf dich zukommen. Vielleicht findest du es ja diesmal schön und wenn nicht, dann sind wir ja in der privilegierten Lage sauberes Wasser und gute Pre Nahrung zur Verfügung zu haben.

Stillen beugt postpartalen Depressionen vor. Ich denke es wäre gut schon jetzt in der Schwangerschaft zu überlegen, an wen du dich wenden könntest, sollte es wieder auftreten.
Je länger man stillt umso selbstverständlicher wird es auch für einen selbst. Man wächst da auch hinein. Und das Stillen in der Öffentlichkeit bekommt oft gar keiner richtig mit. Mit Schal oder Tüchern klappt es auch ganz gut, sodass man da so gut wie keinen nackten Busen sieht.
Hier im Forum bekommst du auf jeden Fall tolle Unterstützung und Austauschmöglichkeiten, auch wenn du dich für Flasche entscheidest!
Das Leben ist so bunt, wie du es dir ausmalst!
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