Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Fragen und Antworten rund um das Thema Stillen

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Arancia
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Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Arancia »

Hallo!

Ich lese hier schon länger mit, und hab allein durchs Mitlesen schon viele wertvolle Tipps für mich mitnehmen können.

Jetzt hab ich mich angemeldet, weil ich eine speziellere Frage habe - nämlich wie oben schon steht: ob stillen und Arbeit im medizinischen Labor miteinander vereinbar sind? Also hinsichtlich der Infektionsgefahr und insbesondere des Umgangs mit chemischen Stoffen, v.a Formalin und Xylol.

Meine zweite Tochter wird in wenigen Tagen 7 Monate alt. Sie wird nach Bedarf gestillt und isst mittags und abends schon begeistert Beikost.

Mit ihrem ersten Geburtstag beginne ich wieder zu arbeiten, während der Papa sie betreut. Ich werde jeweils vormittags ca. 5-6 Stunden außer Haus sein - diese Zeit wird sie dann bestimmt gut ohne Stillen verbringen können.
Aber ich frage mich, ob ich dann nachmittags/abends/nachts noch weiterstillen kann, sofern sie es dann noch braucht - oder ob z.B. Formalin und Xylol in die Muttermilch übergehen und ich mit dann dem Weiterstillen meiner Tochter eher schade und daher lieber vorher abstillen soll?

Ich hätte grundsätzlich nichts dagegen, länger als 12 Monate zu stillen, wahrscheinlich wird das dann ja auch nicht mehr so häufig sein - ich möchte sie aber natürlich keinem gesundheitlichen Risiko aussetzen!

Leider konnte ich zu diesem Thema noch nicht wirklich konkrete Infos finden. Weiß hier vielleicht jemand etwas Näheres dazu, v.a. wie das mit dem Formalin und Xylol ist?
sookie
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von sookie »

Hallo Arancia,

das ist eine sehr interessante Fragestellung, ich hänge mich hier mal ran.
Ich arbeite auch im medizinischen Bereich im Labor.

Bisher hatte ich mir allerdings noch nicht so große Gedanken um die giftigen Substanzen gemacht, denn eigentlich ist doch das Ziel sich durch sauberes Arbeiten im Labor, Schutzkleidung, Handschuhe und Arbeiten unter dem Abzug vor diesen Substanzen zu schützen. Diese sind ja auch für Erwachsene giftig.

Bin mal gespannt auf die Einschätzungen und Meinungen der anderen. :)
LG
Sookie mit Spezi *06/17 und Glöckchen *4/21
pqr
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von pqr »

Welchen Anteil Deiner Arbeit machen denn die Tätigkeiten mit diesen beiden Chemikalien aus?
Wäre es möglich, das Stillen beim Arbeitgeber anzusprechen und Tätigkeiten/Laborarbeiten ohne diese Chemikalien zu finden?
Viele Grüße
pqr

pqr mit Mini 04/2015
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taenzerin
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von taenzerin »

Solange du stillst, gilt noch das Mutterschutzgesetz für dich. Wenn die Tätigkeiten dein stillendes Kind gefährden würden, darfst/musst du sie nicht machen. Selbst wenn Stillen mit deiner bisherigen Arbeit nicht kompatibel wäre, musst du also nicht Abstillen, wenn du es nicht willst. Ob du ansprechen willst, dass du noch stillst und ggf eine Sonderstellung bekommst ist aber eine andere Frage... Die Gefährdungsbeurteilung muss übrigens eigentlich der Arbeitgeber machen (kann das aber natürlich nur, wenn du ihn informiert hast).

Wie war denn bei euch die Regelung während deiner Schwangerschaft?

Ich kann mich gerade nicht erinnern mal R/S-Sätze (bzw H/P-Sätze) zum stillen gelesen zu haben. Habe gerade aber nochmal nachgeschaut und H362 sagt laut Wikipedia: "H362 Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen." Der ist bei Formaldehyd nicht angegeben.

Für die Infektionsgefahr spielt sicher eine Rolle, mit was für Materialien du arbeitest. Da gibt es ja leider keine H/P-Sätze...
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IdieNubren
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von IdieNubren »

Ich hab bei Xylol auch geguckt, steht aber auch nicht dabei. Wie sehr du dich darauf verlässt, ist aber MMn eine andere Frage (wie viel wurde dazu wohl untersucht? Wie viele Studien gibt's da?)
Der offizielle Weg wäre der den taenzerin geschrieben hat, ich persönlich hatte in der sws absolutes Labor verbot (Chemie, Grundlagenforschung, durchaus Fruchtschädogende Lsm und Chemikalien - da waren wirklich alle sehr scharf drauf das einzuhalten, vorgesetzte, Kollegen, der Mann 😉) Und hätte das stillend auch bekommen. Ich hab hier aber schon von einer stillenden arbeitenden Biologin gelesen, das kommt natürlich immer aufs Labor und die darin verarbeitenden Mittel an. Risikofaktoren sind ja auch Kollegen, da kann man noch so sauber arbeiten wenn der neben einem irgendwas rum schüttet ;)
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suttine
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von suttine »

Hast du noch Zugriff auf die Gefährdungsbeurteilung aus der Schwangerschaft? Da steht auf jeden Fall der maximale Schutz drin.
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Tweety2606
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Tweety2606 »

Bin ich die, die du meinst, Idie? :-D Ich hatte während beider Schwangerschaften kein Laborverbot, stille seit vier Jahren. Allerdings wurde es die ganze Zeit mir überlassen, gewisse Arbeiten habe ich gemieden. Wir arbeiten tagtäglich mit einer Mischung, die Formamid enthält. Ich arbeite nur noch mit dem fertigen Mix, setze nicht selber an. Xylol konnte ich aus dem Labor verbannen, haben für unsere Zwecke Alternativen gefunden (die aber auch nicht so ohne sind) - während der Schwangerschaften habe ich damit aber nicht gearbeitet. Ansonsten wird hier nur mit Nitril-Handschuhen und Kittel und immer! unter Abzügen und Sterilwerkbänken gearbeitet (in unserem Falle meist Produktschutz und nicht Personenschutz...). Wir sind aber auch nur sieben Mitarbeiter, alle sehr sauber beim Arbeiten. Es ist sicher nicht der ideale Weg, ich konnte und kann ihn aber für mich vertreten.
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IdieNubren
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von IdieNubren »

Hihi ja genau ☺️Wollte dich jetzt nicht so outen.
Ja das wichtigste ist was man sich da auch selbst zumuten will/zutraut. Wie viel kann man selbst verantworten. Und man sollte sich ja immer mit den Gefahrstoffen und Sicherheitshinweisen der verwedeten Chemikalien vertraut machen ;)
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Lösche Benutzer 17612

Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Lösche Benutzer 17612 »

Ich denke es kommt auch aufs Arbeitsumfeld an. In kleinem Team in dem jeder verantwortungsvoll mit seinen Arbeitsmitteln umgeht, mit gut funktionierenden Abzügen und einer guten Ausstattung an persönlicher Schutzausrüstung hätte ich für mich prinzipiell keine Bedenken ein-Einjähriges-stillend im Labor zu stehen.

Ich sehe es schon so dass ich eher ein ungutes Gefühl dabei hätte wenn ich täglich solche große Mengen eines Stoffes abbekäme, dass davon noch nennenswerte Mengen in die Muttermilch übertreten könnten. Da bin ich ganz bei Sookie.
Ich würde jetzt einfach extra-sorgfältig arbeiten und das dann für die Zukunft so beibehalten.

Die Durchbruchzeiten findest Du beim Handschuhhersteller , bei Formalin bist Du schon gut geschützt mit den blauen ( sofern ihr nicht die Extra-light-Varianten habt, kann ich mir aber nicht vorstellen in dem Umfeld), bei Xylol sind eigentlich die dicken Nitrilhandschuhe gefordert, aber in so kleinen Mengen wie man sie im Labor auf die Hände bekommt dann braucht man ja eher nur nen Spritzschutz und da arbeite ich dann im Zweifelsfall mit den 2 Schichten und verwerfe die Äußere gleich bei Kontakt.
(Manchmal sind die Anforderungen an Handschuhe im Sicherheitsdatenblatt inkompatibel mit der Art der Arbeit, NEIN ich kann nicht einen Schnitt gut auf nen Träger ziehen wenn ich mir vorkomme wie Mickey-Maus) wenn man sich aber die Durchbruchzeiten bei den Herstellern ansieht dann kommt man mit der 2-Paar-Nitrilhandschuhtechnik echt super aus.

Ich-persönlich- finde es ist auch nochmal ein Unterschied ob man in einem medizinischen/biologischen Labor mit den kleinen Mengen arbeitet oder ob man irgendwo in der Produktion steht, riesige Ansätze fährt und einem das Zeug ständig um die Nase weht. Prinzipiell sollten wir von dem Zeug eigentlich so gut wie nix abbekommen.
Arancia
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Arancia »

Danke für eure Einschätzungen!

Ich versuch mal, eure Fragen zu beantworten. Leider etappenweise, da ich noch nicht weiß, wie das Zitieren von mehreren Beiträge auf einmal geht.

sookie hat geschrieben: 12.12.2017, 20:46 Bisher hatte ich mir allerdings noch nicht so große Gedanken um die giftigen Substanzen gemacht, denn eigentlich ist doch das Ziel sich durch sauberes Arbeiten im Labor, Schutzkleidung, Handschuhe und Arbeiten unter dem Abzug vor diesen Substanzen zu schützen. Diese sind ja auch für Erwachsene giftig.
Ja, so dachte ich bisher auch immer. Die o.g. Schutzmaßnahmen sind natürlich alle vorhanden und werden eingehalten, sodass die Gefährdung eigentlich minimiert sein sollte.

Trotzdem riecht man das Formalin und Xylol in unserem Labor etwas, obwohl sie unterhalb der Mak-Werte liegen - daher meine Sorge, ob das wohl zwar einem Erwachsenen nicht schadet, aber dafür eben einem kleinen Kind?
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