Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

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Arancia
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Arancia »

pqr hat geschrieben: 12.12.2017, 20:57 Welchen Anteil Deiner Arbeit machen denn die Tätigkeiten mit diesen beiden Chemikalien aus?
Wäre es möglich, das Stillen beim Arbeitgeber anzusprechen und Tätigkeiten/Laborarbeiten ohne diese Chemikalien zu finden?
Die Tätigkeiten mit Formalin und Xylol machen ca. 60 Prozent der Arbeiten aus. (Bzw. besser gesagt, die Tätigkeiten in Räumen, wo mit Formalin und Xylol hantiert wird.)

Meine Vorgesetzte hab ich schon darauf angesprochen: die Stillzeit fällt unters Mutterschutzgesetz (wir hier ja auch schon jemand schrieb), aber sie war eher irritiert, dass ich mit 12 Monaten immer noch stillen möchte. Und ich weiß nicht, ob ich da von ihrer Seite und auch von Kollegenseite so viel Verständnis dafür erwarten kann, leider.
Vom Mutterschutzgesetz her dürfte ich nur eine einzige Tätigkeit machen (die ich in der Schwangerschaft auch monatelang gemacht habe).
Serafin
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Serafin »

Arancia hat geschrieben: 13.12.2017, 11:30 Danke für eure Einschätzungen!

Ich versuch mal, eure Fragen zu beantworten. Leider etappenweise, da ich noch nicht weiß, wie das Zitieren von mehreren Beiträge auf einmal geht.

sookie hat geschrieben: 12.12.2017, 20:46 Bisher hatte ich mir allerdings noch nicht so große Gedanken um die giftigen Substanzen gemacht, denn eigentlich ist doch das Ziel sich durch sauberes Arbeiten im Labor, Schutzkleidung, Handschuhe und Arbeiten unter dem Abzug vor diesen Substanzen zu schützen. Diese sind ja auch für Erwachsene giftig.
Ja, so dachte ich bisher auch immer. Die o.g. Schutzmaßnahmen sind natürlich alle vorhanden und werden eingehalten, sodass die Gefährdung eigentlich minimiert sein sollte.

Trotzdem riecht man das Formalin und Xylol in unserem Labor etwas, obwohl sie unterhalb der Mak-Werte liegen - daher meine Sorge, ob das wohl zwar einem Erwachsenen nicht schadet, aber dafür eben einem kleinen Kind?
Dein Kind steht aber nicht in der Wolke und atmet das ein. Es bekommt ja nur, wenn überhaupt, etwas über die Milch. Da ist die KOnzentration nochmals viel viel geringer. Das ist mein Gedanke dazu.
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Arancia »

taenzerin hat geschrieben: 12.12.2017, 22:39 Solange du stillst, gilt noch das Mutterschutzgesetz für dich. Wenn die Tätigkeiten dein stillendes Kind gefährden würden, darfst/musst du sie nicht machen. Selbst wenn Stillen mit deiner bisherigen Arbeit nicht kompatibel wäre, musst du also nicht Abstillen, wenn du es nicht willst. Ob du ansprechen willst, dass du noch stillst und ggf eine Sonderstellung bekommst ist aber eine andere Frage... Die Gefährdungsbeurteilung muss übrigens eigentlich der Arbeitgeber machen (kann das aber natürlich nur, wenn du ihn informiert hast).

Wie war denn bei euch die Regelung während deiner Schwangerschaft?

Ich kann mich gerade nicht erinnern mal R/S-Sätze (bzw H/P-Sätze) zum stillen gelesen zu haben. Habe gerade aber nochmal nachgeschaut und H362 sagt laut Wikipedia: "H362 Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen." Der ist bei Formaldehyd nicht angegeben.

Für die Infektionsgefahr spielt sicher eine Rolle, mit was für Materialien du arbeitest. Da gibt es ja leider keine H/P-Sätze...
Ja, das mit der Sonderstellung ist ja immer ein eigenes Thema... In der Schwangerschaft hat da noch jeder Verständnis dafür, in der Stillzeit v.a.bei einem älteren Baby dann doch weniger.

Regelung in der Schwangerschaft: siehe oben.

Ja, in den Sicherheitsdatenblättern von Formalin und Xylol habe ich auch nachgesehen und diese Sätze auch nicht gesehen. Allerdings , wie hier auch schon jemand schrieb, ist halt die Frage, ob die Muttermilchgängigkeit dieser beiden Stoffe überhaupt schon mal untersucht wurde (betrifft ja auch nur einen kleinen Personenkreis) bzw. wenn ja, wie sehr man den Studien vertrauen kann.
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von saiidi »

Ich glaube die Entscheidung ob du dein Kind weiterstillst wirst du selbst treffen müssen. Ich hatte mich entschieden weiter zu stillen. In der Arbeit wusste keiner davon. Das hätte Probleme gegeben. Für mich waren die Nachteile des Abstillens zu Groß und das Risiko meinem Kind zu Schaden hab ich als sehr gering gesehen. Der Große war damals 1,5 und ich ging Vollzeit arbeiten.
Liebe Grüße
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Arancia »

Serafin hat geschrieben: 13.12.2017, 11:42
Dein Kind steht aber nicht in der Wolke und atmet das ein. Es bekommt ja nur, wenn überhaupt, etwas über die Milch. Da ist die KOnzentration nochmals viel viel geringer. Das ist mein Gedanke dazu.
Ja, das stimmt wohl auch wieder.
Noch dazu hat meine Vorgesetzte gemeint, dass v.a. Xylol hauptsächlich über die Haut aufgenommen wird, daher ist das Tragen von Schutzhandschuhen wirklich essentiell.
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Arancia »

EllenRipley hat geschrieben: 13.12.2017, 10:23 Ich denke es kommt auch aufs Arbeitsumfeld an. In kleinem Team in dem jeder verantwortungsvoll mit seinen Arbeitsmitteln umgeht, mit gut funktionierenden Abzügen und einer guten Ausstattung an persönlicher Schutzausrüstung hätte ich für mich prinzipiell keine Bedenken ein-Einjähriges-stillend im Labor zu stehen.

Ich sehe es schon so dass ich eher ein ungutes Gefühl dabei hätte wenn ich täglich solche große Mengen eines Stoffes abbekäme, dass davon noch nennenswerte Mengen in die Muttermilch übertreten könnten. Da bin ich ganz bei Sookie.
Ich würde jetzt einfach extra-sorgfältig arbeiten und das dann für die Zukunft so beibehalten.

Die Durchbruchzeiten findest Du beim Handschuhhersteller , bei Formalin bist Du schon gut geschützt mit den blauen ( sofern ihr nicht die Extra-light-Varianten habt, kann ich mir aber nicht vorstellen in dem Umfeld), bei Xylol sind eigentlich die dicken Nitrilhandschuhe gefordert, aber in so kleinen Mengen wie man sie im Labor auf die Hände bekommt dann braucht man ja eher nur nen Spritzschutz und da arbeite ich dann im Zweifelsfall mit den 2 Schichten und verwerfe die Äußere gleich bei Kontakt.
(Manchmal sind die Anforderungen an Handschuhe im Sicherheitsdatenblatt inkompatibel mit der Art der Arbeit, NEIN ich kann nicht einen Schnitt gut auf nen Träger ziehen wenn ich mir vorkomme wie Mickey-Maus) wenn man sich aber die Durchbruchzeiten bei den Herstellern ansieht dann kommt man mit der 2-Paar-Nitrilhandschuhtechnik echt super aus.

Ich-persönlich- finde es ist auch nochmal ein Unterschied ob man in einem medizinischen/biologischen Labor mit den kleinen Mengen arbeitet oder ob man irgendwo in der Produktion steht, riesige Ansätze fährt und einem das Zeug ständig um die Nase weht. Prinzipiell sollten wir von dem Zeug eigentlich so gut wie nix abbekommen.
Das ist auch ein interessanter Gedankenanstoß mit dem Arbeitsumfeld. Hier arbeiten eigentlich fast alle Kollegen sehr sauber.

Danke für den Tipp mit dem doppelt Handschuhe anziehen! (Manchmal kommt man selbst nicht auf die einfachsten Dinge :wink: )
Wir haben verschieden dicke Handschuhe zur Verfügung, auch dicke Handschuhe sind bei uns vorhanden und doppelt angezogen sollte das mit der Durchbruchszeit wirklich hinkommen!
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Lösche Benutzer 17612 »

Ich denke gerade in "gewachsenen" Teams achtet man da wirklich sehr drauf. Ich arbeite im gleichen Umfeld mit immer wechselnden Studentenn und ganz verschiedenen Doktoranden die alle ihre eigenen Vorstellungen von Arbeitsschutz haben.....da graust es mich im EtBr-Raum oder in den Bereichen in denen mit Phenol gearbeitet wird, deshalb achte ich da schon arg auf meinen persönlichen Schutz.
Wenn man das Xylol im ganzen Labor riecht kommt bei mir die Frage auf, ob man diese Arbeiten nicht komplett unter nen Abzug verbannen kann statt nur mit Schnüffelabzug über dem normalen Labortisch. Wir haben beide Möglichkeiten und ich finde im Abzug ( so er denn richtig eingestellt ist und ihn nicht jemand runtergedreht hat damit er nicht so laut ist...) riecht man dannn draußen gar nix mehr. Ich gehe- wenn ich nur BSL1 arbeite- manchmal auch lieber mit Bunsenbrenner und Desinfektion in den Abzug und arbeite dort statt in der Clean Bench wenn ich mit bestimmten Stoffen arbeite, die Bench pustet ja die ganzen Dämpfe eh wieder in den Raum.
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von Tweety2606 »

IdieNubren hat geschrieben: 13.12.2017, 09:45Hihi ja genau ☺️Wollte dich jetzt nicht so outen.

Ach, Quatsch, passt schon - ich hätte ja nicht antworten brauchen ;-)
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Re: Stillen und Arbeit im medizinischen Labor

Beitrag von taenzerin »

EllenRipley hat geschrieben: 13.12.2017, 12:24 Ich denke gerade in "gewachsenen" Teams achtet man da wirklich sehr drauf. Ich arbeite im gleichen Umfeld mit immer wechselnden Studentenn und ganz verschiedenen Doktoranden die alle ihre eigenen Vorstellungen von Arbeitsschutz haben.....da graust es mich im EtBr-Raum oder in den Bereichen in denen mit Phenol gearbeitet wird, deshalb achte ich da schon arg auf meinen persönlichen Schutz.
Ich finde das einen ganz wichtigen Punkt. Wenn man einzelne Leute hat, die larifari mit den Sicherheitsvorkehrungen umgehen (zB nicht unter dem Abzug arbeiten), erhöht das das Risiko für alle, selbst für die, die weil schwanger oder stillen bestimmte Tätigkeiten nicht machen. Oder wenn eigentlich abgesprochen wird, wer gerade mit welchen Gefahrstoffen oder Mikroorganismen arbeitet, damit alle Bescheid wissen und manche einfach ohne die anderen zu informieren dann doch was ganz anderes machen. :roll:
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