Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Fragen und Antworten rund um das Thema Stillen

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Rinrin
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von Rinrin »

Ach .. auch wenn es hier vielleicht nicht ganz auf die Frage passt:

Aber über was ich mich bei meinem Gyn GEFREUT habe war, dass es mal wieder um MICH ging und um meinen körperlichen Zustand. Das kam auch von mir selbst vorher vor lauter Baby viel zu kurz hab ich nach dem Nachsorgetermin gemerkt. Da hat mal wieder wer mich gesehen und nicht nur mein Mäuschen [emoji4]
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Erdnuss
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von Erdnuss »

Regenbogen82 hat geschrieben:Ich hätte mir vor dem ersten Kind gewünscht, zu hören, dass er da auch eine gewisse Zuständigkeit hat und nicht nur, dass wir uns nach acht Wochen zur Nachuntersuchung sehen. Vielleicht wäre beim Großen noch etwas zu machen gewesen, wenn ich direkt gewusst hätte, dass er mir eine Pumpe verordnen kann, dass er sich mit Galaktogoga auskennt etc.
Also, einfach vor der Geburt das Thema ansprechen und sich auch als möglichen Ansprechpartner ins Gespräch bringen. ;) Irgendwie hatte ich ihn da gar nicht auf dem Schirm und die Hebamme beim ersten Kind war leider ein Totalausfall. Danach war ich schlauer.
Genau! Das wusste ich auch nicht.
Man soll keine Verunsicherung im Vorfeld schüren, ABER eine Handvoll konstruktiver Hinweise auf Zuständigkeiten - zB die Milchpumpe - sind einfach nur hilfreich. Gerade bei solchen von Regenbogen82 beschriebenen Hebammen als erstem Ansprechpartner.

Und was ich mir noch dringend vor der Geburt gewünscht hätte zu erfahren - gehört das noch hierhin?, egal von wem aus dem Geburtsumfeld: Ein großer Teil der Stillpaare muss Stillen erst LERNEN. Das hätte mir einen Teil meiner anfänglichen Verzweiflung genommen. Wobei das beim Pumpenrezept-Ausstellen auch gern gesagt werden darf ... verbunden mit Rückfrage / Hinweis auf Stillberatung. Also einfach mit darum kümmern, dass die Mutter es hinkriegt, wenn der Gyn bemerkt, dass offensichtlich Schwierigkeiten bestehen. (Wobei wir damit wieder bei der Anerkennung der Wichtigkeit des Stillens wären, aber auch beim individuellen Engagement des Arztes für seine Patienten.)
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muh
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von muh »

Mondenkind hat geschrieben:Ich hab mal ein paar Fragen an Euch, als Gynäkologin jetzt, nicht als Stillberaterin, für einen Vortrag vor ärztlichen Kollegen*Innen.

1. Was an Mindest-Stillwissen wünscht ihr euch bei euren Gynäkologen*innen?

2. Was wäre für euch ggf. hilfreich gewesen, wenn eure Gyn/euer Gyn etwas Bestimmtes gewusst hätte?

3. Hättet ihr euch sonst noch irgendwas diesbzgl. von euren Ärzten gewünscht?
1. Da wurde schon ganz viel genannt. Die theoretischen Grundlagen eben. ;)
2. Was tun bei wunden Brustwarzen? Da waren meine Gyns hilflos. Welche Salben, Kompressen, Desinfektion,...? Was können die Ursachen sein? Empfehlung Stillberatung (konkrete Kontakte!).
3. Hat grundsätzlich alles gepasst, bin mit meinen Ärzten zufrieden. :) Nur aufgrund von Urlaub bin ich mit Brustentzündung an einen alten Allgemeinmediziner geraten, der mir Abstillen verordnet hat. So etwas wirst du leider nicht ändern können.

Ich hoffe, die Antwort kommt nicht zu spät. Ich bin übrigens ganz fasziniert, was du alles schaffst. Wie viele Stunden hat bitte dein Tag?
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Mondenkind
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von Mondenkind »

muh hat geschrieben:Ich hoffe, die Antwort kommt nicht zu spät. Ich bin übrigens ganz fasziniert, was du alles schaffst. Wie viele Stunden hat bitte dein Tag?
Zu wenig :lol: . Kommt nicht zu spät, nein, der Vortrag ist erst im November. Ihr dürft also gern weiter senfen :wink:

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ixmix
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von ixmix »

Zum Thema weiter schicken:
Mein Gyn hat bei mir ein Riesen Vertrauensbonus gewonnen durch den Satz: "damit kenne ich mich nicht aus, fragen Sie ..., die wissen das!"
Niemand kann alles wissen und nun kann ich sicher sein, dass meiner sich dessen bewusst ist.
So als Ermutigung, bei Bedarf an Stillberaterinnen weiter zu empfehlen.

Sonst hätte ich aus leidvoller Erfahrung nur den Wunsch, auch über Hyperemesis aufzuklären, das ist ja aber ein anderes Thema.

Vielen Dank für deine Arbeit, die du dir machst!
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TuB
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von TuB »

Ich war mit meinem Gym ziemlich zufrieden, was das Stillen angeht, deshalb schreibe ich hier mal, was mir gut gefallen hat:

In der Schwangerschaft:
- Verweis auf embryotox, als ich ihn nach einer Salbe gefragt habe ("bei so speziellen Medikamenten guck ich immer da nach")
- ich bekam Flyer aus dem Krankenhaus, in dem er Belegarzt ist. Einer davon war über die dortige Stillberatung

Nach der Geburt Im Krankenhaus:
- Ermutigung zu viel Körperkontakt mit dem Baby wegen der Oxitocinausschüttung
- sehr positive Grundhaltung gegenüber dem Stillen
- Hinweis auf körperliche Vorteile für mich durch das Stillen
- Hinweis, dass er mir eine Pumpe verschreiben kann, wenn ich eine bräuchte

Bei der Nachsorge:
- "sie stillen voll, oder? Sehr schön, so wollen wir das sehen! Das ist das Beste für Mama und Baby."
- zur Verabschiedung: " Wir sehen uns dann wieder, wenn sie abgestillt haben oder nächstes Jahr zur Vorsorge."
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Milulu
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von Milulu »

* Es wäre schön, wenn das Stillen trotz Brustimplantaten ermutigt wird - egal ob vor oder hinter dem Brustmuskel. (Mein FA meinte bei einer Brustentzündung, dass man doch eigentlich mit Brustimplantaten nicht stillt und dass es nur Geldmacherei seitens Plastischer Chirurgen ist, zu sagen, stillen ist weiterhin möglich.) Meine Hebamme hat sich übrigens auch gewundert, dass ich trotz Implis stillte. Und ich muss sagen, ich bin froh, das im Krankenhaus nach der Geburt nicht erwähnt zu haben. Wer weiß, sonst hätte man es mir dort auch ausgeredet. :lol: (Zumindest stille ich und habe keine Probleme mit der Brust, obwohl ich wirklich eine Tortour mit den OPs hinter mir habe.)

* Es wäre schön, wenn man einer stillenden Frau, die Brustschmerzen hat, nicht einfach nur Antibiotikum verschreibt und es grundsätzlich als Brustentzündung "abtut", sondern sich die Brust auch anschaut/anfasst. Oder spätestens bei dem 3. Antibiotikum in Folge und 2 Wochen andauernden Problemen sowie einer Brust, die auf doppelte Größe angeschwollen ist, einen Ultraschall durchführt (also allgemein ausgedrückt, hier etwas differenzieren, und nicht Stillende mit Brustschmerzen = Entzündung = Antibiotikum). Das musste ich mir nämlich einfordern - und bin dann gleich in der Notambulanz gelandet, wo mir gleich 500 ml Wundflüssigkeit punktiert wurden - und damit lief ich 2 Wochen rum! :shock:

* Das hier bereits genannte Basiswissen (WHO-Empfehlungen) wäre schön ODER eben Verweis auf Stillberaterinnen/Informationen etc. Und wie gesagt, wenn man sich nicht auskennt, dann auch keine Ammenmärchen verbreiten. Als ich nach 5 Wochen Stillen meine schlimme Entzündung hatte, war die Reaktion des Arztes: "Naja, immerhin haben Sie 5 Wochen gestillt." Und klasse wäre es auch, schon während der Schwangerschaft Basis-Infos zu erhalten, z. B. in Form eines Flyers oder so. Hätte mich die Hebammenpraxis nicht "gezwungen", hätte ich nichtmal einen Stillkurs gemacht - und der war soo super und bei mir echt nötig!
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von Louka »

Zu 1:
-Empfehlungen der WHO (Inkl. Wissen darum, dass es hier um Empfehlungen für ALLE geht. Stichwort "Hier sind wir ja nicht aufs lange Stillen angewiesen, das gilt nur für Dritte-Welt-Länder.")
-Wissen um Embryotox bzw. allgemein stillfreundliche Medikamente
-Wissen um Stillberater/-innen und darum, dass Frauen während der Stillzeit Anspruch auf Hebammenhilfe haben. Entsprechende Informationsweitergabe an die Frauen. Die meisten Frauen wissen nämlich beides nicht und holen sich entsprechend bei Problemen keine Hilfe, sondern lesen eher im Internet. Da steht ja leider bekanntlich viel Mist...
-Grundlagen zum korrekten Anlegen und stillfreundlichem Zufüttern/Vermeidung künstlicher Sauger, Zungenbändchen. Aber wirklich nur, was es bedeutet.
Ich finde, sie müssen es nicht im Detail wissen, denn damit haben die Gyns im Grunde nichts zu tun, sondern Hebamme und Kinderarzt. Zumindest nicht primär. Wenn allerdings z.B. eine Frau mit kaputten, blutigen Brustwarzen in die Praxis kommt, kann er zumindest darauf hinweisen (als mögliche Ursachen für die Probleme), sodass die Frau davon gehört hat und sich gezielt in diese Richtung informieren und dementsprechend handeln kann.
-Wissen um die korrekte Behandlung/Maßnahmen bei Milchstau, Mastitis, Vasospasmen, Soor,...

Zu 2:
In meinem Fall wäre Wissen um Vasospasmen und Soor sehr hilfreich gewesen.
Meine Gyn war eher von der Sorte "Nehmen Sie Schmerzmittel und warten Sie ab und wenn es nicht besser wird, stillen Sie halt ab. Ist doch nicht so schlimm."

Außerdem Wissen um die Vorteile (oder in meinem Fall eher NICHT Nachteile) des langen Stillens.
Beispiel: Als im Gespräch zufällig herauskam, dass ich meine damals über Zweijährige noch stillte, kamen Dinge wie "Sie nehmen Ihrem Kind die Möglichkeit, selbst Antikörper zu bilden. Da kann es kein vernünftiges Immunsystem aufbauen. Eine Patientin von mir hat auch lange gestillt und als ihr Kind wegen einer Lungenentzündung ins KH kam, hat der Kinderarzt mit ihr geschimpft, weil ihr Kind wegen des Stillens nicht genügend Abwehrkräfte aufbauen konnte." Die Mutter war also Schuld daran, dass ihr Kind krank wurde.
Mir war ja nun klar, dass das ganz großer Bockmist ist, aber es gibt bestimmt genug Frauen, die das geglaubt hätten...

Zu 3:
-Keine Ammenmärchen erzählen - Klar. Allerdings ist es den Ärzten, die sie erzählen, ja gar nicht bewusst, dass es Ammenmärchen sind. Daher würde ich mir wünschen, dass Gyns sich da regelmäßig auf den neuesten Stand bringen (müssen). OT: Hebammen übrigens auch...

Ich hoffe, es ist verständlich und nicht zu unübersichtlich.
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von Mondenkind »

Louka hat geschrieben:Klar. Allerdings ist es den Ärzten, die sie erzählen, ja gar nicht bewusst, dass es Ammenmärchen sind. Daher würde ich mir wünschen, dass Gyns sich da regelmäßig auf den neuesten Stand bringen (müssen). OT: Hebammen übrigens auch...
Genau. GEnau, bei Ärzten kommt Stillen in der Ausbildung kaum vor und auch bei Hebammen weniger als man glauben möchte. Und noch viel wichtiger: keine der Berufsgruppen ist verpflichtet, sich in dem Bereich fortzubilden. Nur Stillberaterinnen sind verplichtet, sich fortzubilden im Bereich Stillen, sowohl IBCLC als auch ehrenamtliche.

Danke für eure Hilfe!

Liebe Grüße, Mondenkind, Modteam Stillberatung
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soda
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Re: Ärzte und Stillen- was hättet ihr euch gewünscht?

Beitrag von soda »

Ich fände es wichtig, dass man den stillenden Müttern, bei denen eigentlich alles schon ganz gut geht, bewusst macht, dass Schnuller, Fläschchen und forcierte Beikost (erst Hunger aufkommen lassen, dann Beikost) dem Wunsch nach langem Stillen in Weg sein kann.

Dass man quasi als Mutter/Kind/Eltern die vielen Vorteile des problemlosen Stillens wertschätzen sollte und sich der Störfaktoren bewußt sein soll (also z.B. unnötiges Zufüttern/Ersatzfüttern unterlassen. Wenn es geht, Schnuller reduzieren/weglassen).

Es klingt total doof, wie es jetzt da steht, ich weiß. Du schaffst das immer, ohne vorwurfsvoll zu klingen ;)
Tina + T (* 2013) und T (2017)

Mitte Februar werden die Entscheidungsträger genauso hilf- und konzeptlos sein wie jetzt.
Gerd Antes am 29.01.21


Wir sind gut vorbereitet. Jens Spahn am 27.01.20

Impfungen sind eine Chance, aber AHA+L muss unbedingt weiter eingehalten werden!
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