Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

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AnnaH85
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Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von AnnaH85 »

Hallo zusammen,

ich glaube ich will nur mal mein Herz ausschütten. Ein bisschen habe ich die Suchfunktion bemüht, aber ich öffne nun doch einen eigenen Thread. Es ist natürlich kein dringlicher Fall, aber ein bisschen Austausch wäre schön.

Mein Sohn ist jetzt genau 18 Monate alt. Wir hatten ziemliche Stillprobleme zu Beginn und haben sie, u.a. Dank des Forums hier und einer sehr lieben Stillberaterin im "echten" Leben, in den Griff bekommen und ich bin eigentlich sehr froh darum gekämpft zu haben. Es war mir total wichtig zu stillen.

So. Mein Sohn ist schon immer ein extremer Schlechtschläfer gewesen und seit er etwa 7 Monate alt ist fantasiere ich immerzu - mal mehr, mal weniger - davon nachts abzustillen. Bisher habe ich es nicht geschafft, denn mir fehlt die Kraft und das Durchhaltevermögen. Außerdem bin ich sehr unsicher, ob es die Lage wirklich verbessern würde oder ob es nicht sinnvoll wäre doch lieber komplett abzustillen - oder überhaupt nicht?

Pro: Untertags genieße ich es eigentlich sehr. Sohn benötigt das Stillen zum einschlafen Mittags (wenn er bei mir ist, er schläft mittlerweile unter der Woche im Kiga) und Abends und da geht es total schnell. Nahrungsaufnahme ist es für ihn eigentlich kaum mehr, meiner Meinung nach. Morgens stillt er auch nochmal gerne bevor wir aufstehen, das stört mich auch nicht wirklich. Die Situation tagsüber ist für mich so ok, denn das Einschlafen geht so einfach schnell und ohne Tränen und nervt auch nicht. Außerdem, ganz ganz selten, wenn wir unterwegs sind und er quengelt, dann gibt ihm ein kurzes Stillen einen regelrechten "Boost" und er ist wieder gut drauf für geraume Zeit. Das alles spricht fürs Stillen.

Das Problem ist Nachts. Wenn ich bei ihm schlafe dann ist eine gute Nacht wenn er nur 1-2x kommt, stillt, sich weg dreht und weiter schläft. Diese Nächte sind total selten. Er tendiert nach wie vor zum Dauernuckeln. Abdocken klappt manchmal aber meistens gibt es dann Terror. Ich pfeife seit Monaten aus dem letzten Loch, mein Körper tut weh und mein Gehirn funktioniert durch den ständigen Schlafmangel überhaupt nicht mehr. Ich kann mir nichts merken, verwechsle alles und habe permanent Kopfweh. Ich bin auch total genervt von meinem Kind und sehne mich nach einer Auszeit vom Mamasein.

Mein Mann übernimmt viele der Nächte und diese sind für mich halbwegs erholsam. Ich schlafe dann im Wohnzimmer und bekomme paar Stunden am Stück. Früh morgens kommt er aber immer zu mir rüber und nuckelt ne Stunde bevor wir aufstehen. Im Kindergarten schläft mein Sohn mittags, ganz problemlos 1,5 - 2h. Seine Oma hat ihn auch schon abends hingelegt, ohne Tränen und ohne Boobie, nur mit kuscheln. Ich weiß also er *braucht* die Brust an sich nicht mehr. Aber er verlangt sie wenn ich bei ihm schlafe, und das permanent, die ganze Nacht.

Aktuell ist er erkältet und zahnt, die letzten Nächte waren also dementsprechend unterträglich und tagsüber ist er unfassbar quengelig. Verständlich, Zahnweh ist grauenvoll. Aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich will abstillen und bin unsicher, ob es richtig ist. Werde ich dann unsere Nächte damit verbringen ihn durch das Schlafzimmer zu schleppen? Darauf habe ich keine Lust.

Im Kindergarten haben sie gesagt, wenn er beim Mittagsschlaf zwischendurch wach wird reicht es ihm den Po zu tätscheln oder das Köpfchen zu streicheln, dann schläft er weiter. Ich bin fassungslos, denn mit Potätscheln oder Kopfstreicheln brauch ich ihm überhaupt nicht zu kommen, da gibt es wütende Tränen, Gebrüll, kratzen, hauen, beißen und zwicken. Ich bin mental so ausgezehrt, dass ich nachts einfach nicht die Kraft aufbringen kann es durchzuziehen ihm keine Brust zu geben. Und so verharren wir in dieser schrecklichen Situation, es ist der Fuchs der seinen Schwanz jagt, oder wie ging das Sprichwort nochmal? Ich möchte so gern aus dieser Situation ausbrechen und erhoffe mir einerseits durch das Abstillen eine Verbesserung der Nächte, habe zugleich aber die Angst, dass es überhaupt nichts bringt und ich dann meine Nächte mit Tragen verbringen muss.

Wie habt ihr das gemacht? Ich freue mich auf Anregungen.

Ach so, und falls die mods finden, dass das hier eher ins Schlafforum gehört, dann könnt ihr den Thread ja verschieben..war mir nicht ganz sicher.
Mama A mit Papa A und Baby A 04042016
Nusserl
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von Nusserl »

ich habe meine Kinder (die beiden jüngeren) mit 12-18 Monate nachts abgestillt. Das war nur möglich, wenn ich gerade genügend Frust hatte, weil ich endlich mal wieder länger als 2 Stunden am Stück schlafen wollte. Bei der Mittleren war das voll easy, nach 3 Nächten hat sie durch geschlafen. Die Jüngere hat das hartnäckiger eingefordert, darum habe ich den ersten Versuch abgebrochen. beim zweiten Mal wollte ich echt nicht mehr und das hat sie dann auch gemerkt. Anfangs musste ich immer Wasser am Nachtkasten parat haben, aber irgendwann brauchte sie auch das nicht mehr.
Wenn sie jetzt mit 3,5 Jahren nachts wach wird, kuschelt sie sich zu mir oder klettert über mich (ohne mich zu wecken) und belagert GG.

Bei beiden Kindern hat nächtliches Abstillen zu wesentliche mehr Schlaf für mich geführt. Tagsüber haben wir noch weiter gestillt.
Glücklich mit drei Mädels und Mann
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Lösche Benutzer 21900

Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von Lösche Benutzer 21900 »

Ich musste kurz vor dem ersten Geburtstag nachts abstillen weil ich mehrere Kreislaufzusammenbrüche aufgrund des Schlafmangels hatte. Mein Mann musste sich krank schreiben lassen weil ich mich ein paar Tage nicht um meinen Sohn kümmern konnte. Das war furchtbar und ich wollte das nicht nochmal. Es hat mir die Augen geöffnet.
Mein Mann hat dann einige Nächte übernommen, die ersten 2-3 waren schwierig aber absolut auszuhalten. Kein stundenlanges Brüllen und mein Mann hat natürlich immer Körperkontakt gegeben zum Trösten. Seitdem ist es himmlisch. Da ist mal eine schlechte Nacht dazwischen, klar. Aber überwiegend wacht er 1-2, selten 3 Mal nachts auf, oft reicht Schnuller wieder anreichen und streicheln oder kurz hochnehmen und wieder hinlegen. Selten rumlaufen und schuckeln. Er hat direkt nach dem nächtlichen abstillen bis zu 8 Stunden Schlaf am Stück geschafft. Das schafft er momentan nicht aber wie gesagt. Es ist sehr gut auszuhalten.

Bedürfnisorientierte Erziehung heißt nicht, sich für die Bedürfnisse des Kindes aufzuopfern. Im Gegenteil, auch die Eltern müssen auf sich achten, um sich adäquat ums Kind kümmern zu können.
Gerade wenn du schon weißt, dass er es nicht mehr braucht weil es schon anders geklappt hat, ist es doch auf jeden Fall ein Versuch wert.

Tagsüber wird übrigens weiterhin gestillt, anfangs sogar merklich mehr, er hat sich das also alles tagsüber geölt und es ging ihm sehr gut damit.

Übrigens ist mein Kind seitdem auch besser drauf weil der natürlich auch mehr Schlaf bekommt. Oft werde ich von ihm lachend geweckt. Das ist sehr schön.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft!
nido56
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von nido56 »

Ich habe meinen Schlechtschläfer aus genau den Gründen mit 18 Monaten nachts abgestillt. Danach wachte er zwar weiterhin 2-8 Mal pro Nacht auf, schlief aber nach kurzem Ankuscheln schnell wieder ein. Und ich dann eben auch, während ich vorher mit einem dauernuckelnden Kleinkind an der Brust oft stundenlang wach gelegen hatte.

Ich habe ihm damals erklärt, dass die Brust müde ist und sich nachts auch ausruhen muss. Richtig blöd waren die ersten zwei oder drei Nächte. Da habe ich viel getragen und wenig geschlafen. Danach war das Schlimmste vorbei. Ich war echt erstaunt, wie wenig problematisch das Ganze war.

Tagsüber haben wir noch ein halbes Jahr weiter gestillt.

Also nur Mut. Wenn das jetzige setting für dich nicht mehr stimmt, dann hast du alles Recht der Welt, es zu ändern.
nido mit dem kleinen Piraten (01/2012)
samoe
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von samoe »

Ich habe beide Kinder bei erneuter SWS abgestillt, den Großen mit 2,75 (im Nachhinein zu spät für mich), den Kleinen mit ziemlich genau 2.

Der Große schlief zuvor durch, der Kleine mit dem Abstillen. Was passiert, kann dir keiner sagen, aber die ganze Nacht stillend zu schlafen, erholt auch nicht. Häufig sind die ersten Nächte mal mies, dann geht es.

Es ist sehr wichtig, dass du auch sehr gut auf dich achtest, daher stille ab, wenn du voll dahinter stehst, denn nur dann wird es auch klappen!

2 Jungs (04/2012, 06/2015), baby inside (01/2018)
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von frau schneider »

hallo AnnaH85,

mit unserem jüngsten war es ähnlich. die ersten 18 monate hat er im 1,5-2-stunden-takt gestillt, tags und nachts. ich bekam also auch viel zu wenig schlaf und habe dann beschlossen, dass ich ihm mit 1,5-jahren zutraue und zumute, zwischen 23 und 3 uhr ohne stillen auszukommen. damit für uns beide schnell und einfach ersichtlich war, wann er stillen durfte und wann nicht, habe ich ein kleines nachtlicht und eine zeitschaltuhr gekauft. war licht an, durfte er stillen, war es dunkel, wurde "nur" gekuschelt. das hat super geklappt, die ersten beiden nächte hat er kurz gemeckert, ab der dritten nacht war kuscheln ausreichend. mit der zeit habe ich die zeitschaltuhr so umprogrammiert, dass immer länger das licht aus blieb (23-4 uhr, 23-5 uhr, 22-5 uhr). ein glas wasser habe ich angeboten, anfangs hatte er nachts wirklich durst.
ich denke, der zeitpunkt war auch richtig für uns beide. meine zwei versuche vorher waren halbherzig und alleine deshalb schon nicht erfolgreich. wir mussten wohl beide erst reif werden dafür. :wink:

vielleicht ist ein schrittweises nächtliches abstillen auch für euch eine möglichkeit.

glg vom see
frau schneider
schlangengurke
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von schlangengurke »

Ich habe, weil meine Tochter nachts so oft gestillt hat, mit 2 Jahren nachts abgestillt. Es wurde dann besser mit dem Aufwachen. Da war sie ja aber schon recht alt, daher denke ich zu dem Zeitpunkt war es echt nur noch Gewohnheit. Ich hatte es vorher schon mal versucht und bin mit wehenden Fahnen untergegangen. :lol: Schätze, da brauchte sie es noch wirklich.
Wenn du es einfach ausprobierst? Du musst ja nicht komplett abstillen. Erklären, warum er nachts nicht mehr trinken kann, könnte in dem Alter auch helfen.
(2009) 👭 (2009)
AnnaH85
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von AnnaH85 »

Danke für euren Zuspruch! Das macht mir sehr Mut, dass es auch bei uns klappen kann und die Schlafsituation danach für mich/uns besser ist. Ich glaube ich werde es gleich heute Nacht mal probieren. Ich fand immer eine Ausrede warum es gerade nicht geht - Arbeit, Kitaeingewöhnung, jetzt das Zahnen und Erkältung. Aber es ist wie mit Sport machen - es gibt immer einen Grund es nicht zu tun! :lol:

Das mit dem Nachtlicht ist eigentlich eine gute Idee, das werde ich probieren. Ich habe schon öfter mal versucht ihm zu erklären, dass es kein Boobie gibt, aber er weint dann bitterlich und brüllt und wenn ich eh schon todmüde bin, gebe ich dann meist nach. Ich hoffe ich bleibe heute Nacht stärker.

Ich werde berichten.
Mama A mit Papa A und Baby A 04042016
AnnaH85
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von AnnaH85 »

Soo ich berichte einfach direkt wie die erste Nacht lief, auch als Tagebuch für mich.

Bis ca 3/4 hat Papa die Nacht gemacht, dann kam A zu mir ins wozi rüber. Erst mal hatte ich aus Müdigkeit und Gewohnheit meinen guten Vorsatz vergessen und ihn gleich an die brust gelegt...ups. er hat leider auch die Angewohnheit an einem Muttermal an meinem Hals zu fummeln während er stillt und das macht mich immer rasend. Wenn ich es verdecke wird er dann rasend und so erinnerte ich mich.. ah da war doch was. Ich habe ihm dann erklärt dass das boobie jetzt schläft und da begann natürlich das heulen und hauen und zwicken. Ich nahm ihn auch kurz in die trage aber da wollte er nicht lang bleiben. Also zurück ins Bett. Unser Kampf dauerte etwa 2 Stunden aber ich war fest entschlossen. Irgendwann fing er dann an sich anzukuscheln und zu wühlen, zwischendurch hauen, aber letztendlich schlief er mit seinem kleinen verheulten Gesicht direkt an meins gepresst ein. Ich werte das jetzt einfach mal als ersten Erfolg.

Er hat momentan auch diesen bösen husten und zahnschmerzen, vielleicht hat auch das zäpfchen das ich ihm zwischendurch einflößte die nötige Ruhe gebracht. Ich bin jedenfalls motiviert für die nächste Nacht. :D
Mama A mit Papa A und Baby A 04042016
samoe
ist nicht mehr wegzudenken
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Re: Ambivalenz gegenüber dem Stillen - es zehrt so. Abstillen?

Beitrag von samoe »

Ist doch schon ein erster kleiner Erfolg!

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