Einfach keine schöne Stillbeziehung möglich

[AndyD]

Hallo zusammen,
zuerst möcht ich mich kurz vorstellen. Ich bin 36J und habe eine 6,5 Mo alte Tochter die ich (fast noch) voll stille.
Die Kleine wurde von Anfang an voll und nach Bedarf gestillt und nimmt keinen Schnuller. Zunahme war vom ersten Tag an immer gut. Seit ca. 2 Wo haben wir mit BLW gestartet... sie isst mit Begeisterung und es landen (der Windel nach zu urteilen) auch schon kleinere Mengen im Magen.

Mein Problem ist: wir haben aus mehreren Gründen einfach keine "schöne Stillbeziehung" was mich irgendwie sehr belastet.
1) also zum einen stillt die Kleine "außer Haus" (seit sie ca. 4 Mo. ist) nicht wirklich. Selbst wenn sie schon total unruhig ist, anfängt zu weinen und ich mir auch vom Stillabstand her total sicher bin, dass sie Hunger hat... nichts. Wenn ich sie versuche an die Brust zu nehmen gibts großes Geschrei und getrunken wird sowieso nichts. Früher anlegen bringt auch nichts, Tuch zum Abschirmen reißt sie weg, ruhiger Ort klappt auch nicht. Das mittlerweile doch bekannte Auto klappt manchmal aber auch nicht immer und meist auch nicht besonders gut.

2) sie dockt einfach immer so schnell abrupt und ohne das Vakuum zu lösen ab, dass es immer ziemlich weh tut und ich auch nie schaffe vorzeitig das Vakuum zu lösen, da ihr Abdocken nicht vorhersehbar ist.

3) Einschlafen geht derzeit fast nur mit Stillen (oder Tragen) ist aber seit ca. 6 Wochen auch ein ziemlicher K(r)ampf. Sie schläft insgesamt ziemlich schwer ein. Wenn sie müde ist trinkt/nuckelt sie sich aber nicht einfach in den Schlaf, sondern geht immer wieder von der Brust weg, schreit diese an, schlägt und zieht darauf/daran herum, krallt sich rein, zwickt in die BW usw. Da sie mittlerweile ziemlich viel Kraft hat, tut das dann schon immer ziemlich weh. Wenn ich sie weg nehme und die Brust schütze "dreht" sie dann aber erst recht ab. Anlegen lässt sie sich dann aber erst mal nicht. Ich muss sie dann mit einem Spielzeug o.ä. ablenken und nach ein paar Minuten später kann ich wieder versuchen sie anzulegen. Dann trinkt sie kurz und meist geht das "Spiel" von neuem los. Oft haben wir dieses Procedere 5-6 mal bis sie dann doch irgendwann an der Brust einschläft.

An eine "Phase" glaub ich so langsam bei all den Punkten auch nicht mehr. Ich will noch länger Stillen, aber so ist es einfach für mich total unbefriedigend und auch die Kleine kann unter den "Umständen" doch keine positiven Assoziationen damit verbinden, oder?
Bin für alle Tipps/Ideen/Erfahrungen dankbar?

LG Andy

[MamaMonster]

Liebe AndyD, willkommen im SuT!
Vieles von dem, was du schreibst kommt mir von meinem Sohn sehr bekannt vor. Unterwegs stillen klappte mit ihm nie richtig. Anfangs war ich dann zum Stillen fast immer zu Hause. Ab Beikoststart (auch BLW) hat er aber recht schnell genug gegessen, dass wir unterwegs mit essen und Wasser über die Runden (und ab und zu ein paar Schlückchen Milch) kamen. Mit 9 Monaten hat zum ersten Mal einen ganzen Tag nicht gestillt. Für mich war das etwas unangenehm, für ihn wohl kein Problem.

Zum Abdocken: ich hatte seinen Kopf so in der Armbeuge, dass das nicht ohne weiteres ging, weil er nicht einfach nach honten ziehen konnte. Dann merkte ich, wenn er anfing anzuspannen und konnte ihn ablösen. Das hat nicht immer geklappt, aber eine Besserung gebracht. Und das Problem hat sich irgendwann gegeben, aber ich weiss nicht mehr wann.

Das Einschlaf-Problem hatte und habe ich mit beiden Kindern. Ich würde dir gerne sagen, das sei nur eine Phase, bei uns war es das nicht. Den Monsterjungen habe ich deshalb tagsüber zum Schlafen immer getragen. Abends habe ich gestillt. Es hat geholfen, wenn ich beim Stillen seine Hand gehalten habe und seinen Bewegungen gefolgt bin, also nicht festgeklammert, aber so war ich geschützt und er hat doch etwas weniger gekratzt. Bei der Kleinen hilft es, wenn ich sanft ihr Becken kreise, das beruhigt sie. Beides geht/ging aber nur an eher ruhigen Tagen. Was immer hilft, ist, wenn die Babys schon im Halbschlaf sind. Den Monsterjungen habe ich dazu im Tragtuch getragen, die Kleine mag die Federwiege. Wenn sie eingeschlafen ist, trage ich sie ins Bett. Dabei wird sie kurz wach und ich stille sofort. Dann stillt sie ganz ruhig und nuckelt noch länger, bis sie im Tiefschlaf ist. Beim Monsterjungen war das ähnlich. Das ist hier der einfachste Weg für abends. Beim Grossen gab es später aber auch immer wieder Phasen, in denen Einschlafstillen ruhig und gemütlich ging, vor allem, als er etwas älter war.

Vielleicht hilft dir etwas davon. Obwohl wir lange eher eine unruhige Stillbeziehung hatten, war ihm das Stillen übrigens sehr wichtig. Das hat man viel mehr gemerkt, als er älter war und deutlicher kommunizieren konnte. Für mich war es beim Grossen nie so, dass Stillen total entspannt und kuschlig war (aber es wurde definitiv besser als mit 6 Monaten!), trotzdem bin ich froh, dass ich weitergestillt habe. Ich denke, es war für ihn und für unsere Beziehung sehr wertvoll. Ob das für dich auch so wird/wäre, kann ich natürlich nicht sagen.

[AndyD]

Hallo MamaMonster,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Mail.

Zum Abdocken: ich hatte seinen Kopf so in der Armbeuge, dass das nicht ohne weiteres ging, weil er nicht einfach nach honten ziehen konnte. Dann merkte ich, wenn er anfing anzuspannen und konnte ihn ablösen. Das hat nicht immer geklappt, aber eine Besserung gebracht. Und das Problem hat sich irgendwann gegeben, aber ich weiss nicht mehr wann.

Mh, werd ich später gleich mal probieren. Wollte sie eigentlich nicht so sehr in die "Zange" nehmen da sie beim Stillen eh immer total schwitzt. Aber gut, vielleicht hilft es ja und wir können das Abdocken ein bischen besser trainieren.

Den Monsterjungen habe ich deshalb tagsüber zum Schlafen immer getragen. Abends habe ich gestillt. [...] Den Monsterjungen habe ich dazu im Tragtuch getragen, die Kleine mag die Federwiege. Wenn sie eingeschlafen ist, trage ich sie ins Bett. Dabei wird sie kurz wach und ich stille sofort. Dann stillt sie ganz ruhig und nuckelt noch länger, bis sie im Tiefschlaf ist. Beim Monsterjungen war das ähnlich.

Das war ehrlich gesagt auch der Vorschlag meines Mannes, wir machen das bisher auch schon so mit Außnahme von Mittagsschlaf und eben abends. Ich hab eben ein bischen die Befürchtung, dass wenn wir sie immer in TT oder TH zum Schlafen bringen, dass es dann anders wirklich gar nicht mehr klappt. Vorallem da sie meist nur gut/schnell einschläft wenn man draußen unterwegs ist. Jetzt im Sommer ist das ja unkritisch, aber der Herbst/Winter kommt ja auch wieder...
...aber vielleicht hast du Recht und ich mache mir da Sorgen wg. eines Problems das es so noch gar nicht gibt...

Für mich war es beim Grossen nie so, dass Stillen total entspannt und kuschlig war (aber es wurde definitiv besser als mit 6 Monaten!), trotzdem bin ich froh, dass ich weitergestillt habe. Ich denke, es war für ihn und für unsere Beziehung sehr wertvoll. Ob das für dich auch so wird/wäre, kann ich natürlich nicht sagen.

Ich hoffe es, aber ehrlich gesagt kommt Abstillen für mich eh überhaupt nicht in Frage. BLW klappt bisher super, macht ja aber noch lange nicht satt und mit Pre und Flasche fang ich jetzt wirklich nicht an, vorallem hat sie bei den bisherigen Versuchen (mal Tee bei Bauchweh) die Flasche auch immer komplett verweigert...
...d.h. ich hätte dann ja vermutlich gaaanz andere und viel schlimmere "Kämpfe".

Auch wenn du nicht schreibst, dass bestimmt alles gut wird (wie auch ) vielen lieben Dank für deine aufmunternden Worte!

[Klarrti]

Hallo Andy,

Ich habe dein Beitrag gelesen, und man könnte denken Du beschreibst meine Tochter (10 Monate) und mich. Auch bei uns ging ausserhalb stillen erst gar nicht. Das war mal so schlimm, dass ich nach einem Ausflug, der leider fast 4 Stunden ging zu Hause kaum noch beruhigen konnte und nur mit Mühe und Not angelegt habe. Das ganze fing auch so mit 4 Monaten an. Besser wurde es als sie etwa 8 Monate alt wurde. Sie hat sich zwar unterwegs nie so gestillt, dass sie satt wurde, aber zu mindest immer so viel dass der Hunger sie nicht mehr quällte. Meist hilft aber immer noch ein abgedunkeltes Zimmer und etwa mehr Hunger als zu Hause. So schaffen wir auch schon 6-7 Stunden ausser Haus. Und wir stillen noch fast voll, weil 1 1/2 Monate Breieinführung gescheitert sind und BLW noch nicht so gut funktioniert. An den Tagen stillt sie aber in der Nacht halt etwas mehr.
Und auch das plötzlich Abdocken war bei uns eine Phase von etwa 4-6 Wochen, die von einem Moment auf den nächsten verschwunden war. Ich glaube auch zwischen dem 7. und 8. Monat.
Einschlafen ging übrigens eine Zeitlang fast nur im TT, dann TT+stillen, stillen im Liegen und nun sind wir beim Stillen auf dem Arm. Ich würde mir keine Sorgen machen, dass sie nur noch im TT schlafen will, ich habe gemerkt, je weniger ich versuche was bei ihr durchzusetzen, sondern die Bedürfnisse der jeweiligen "Phase" befriedige, desto entspannter sind wir beide. TT ist bei uns übrigens seit einem Monat wieder out, obwohl sie seit ihrer 4. Lebenswoche 2-3 mal täglich im TT geschlafen hat.
Also vielleicht alles doch nur eine "Phase"?
Gruß Klarrti

[AndyD]

Auch wenn es mir natürlich für alle anderen Mamis leid tut, bin ich ja direkt etwas erleichtert, dass meine Maus mit ihrem Stillverhalten nicht ganz alleine ist.
Gefühlt schwärmen immer alle von ihren wundervollen Stillbeziehung
Ja, akzeptieren und darauf hoffen, dass es einfach nur eine Phase ist, ist wahrscheinlich am sinnvollsten.

[Atsitsa]

Liebe Andy,

Willkommen hier bei uns im Forum.

Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen. Auch wenn es abgedroschen klingt und im Moment auch nicht direkt hilfreich ist: es ist wahrscheinlich eine Phase. Auch die geht vorbei - und eine andere kommt.

Zum aushäusigen Stillen: wahrscheinlich ist es viel zu aufregend für sie, als das sie richtig entspannen und trinken kann. Vielleicht hilft es, sie erst ein wenig abseits im Tuch zu tragen (zum runterkommen) und dann zu stillen (evtl. sogar im Tuch)?

abruptes Abdocken: Da solltest Du ihr auch sagen, dass das wehtut. MamaMonsters Griff finde ich auch eine gute Idee. Oder sie am Hinterkopf und im Rücken sonst irgendwie begrenzen, damit sie zum zerren nicht so viel Raum hat (ohne sie in die Zange zu nehmen).
Hast Du viel Milch? Sprudelt es ihr vielleicht zu sehr, wenn sie einen Milchspendereflex ausgelöst hat?

Einschlafen: Das ist wirklich immer sehr individuell und was mal geklappt hat, muss nicht dauerhaft klappen. Die Unruhe an der Brust beim Einschlafen kann z.B.daher kommen, dass sie entweder keine Milch mehr möchte, sondern nur noch nuckeln (und es kommt aber trotzdem Milch und das ärgert sie) oder andersherum, sie versucht, einen weiteren Milchspendereflex auszulösen.
Auch hier wäre erstmal anderweitig "runterkommen lassen" vielleicht eine Idee - im Halbschlaf stillen viele Babys ausgiebiger und ruhiger.

Schön, dass es Dir schon hilft, von anderen Müttern zu lesen - dann fühlt man sich nicht mehr so allein.

Liebe Grüße
Atsitsa (ModTeam Stillberatung)

[AndyD]

Hallo,

Durch eure Hinweise in Kombi meiner aktuellen Lektüre zu Montessori kam ich zum Stillen außer Haus jetzt noch auf eine ganz andere Idee...
...Abschirmen in allen möglichen Varianten hat bisher ja nicht funktioniert. Fakt ist, sie ist totaaaal neugierig und interessiert kann sich also vor Aufregung nicht die Zeit nehmen zu stillen bzw. Nur gerade so kurz den allergrößten Hunger zu stillen. In Zusammenhang mit Montessori hab ich den Hinweis gelesen, dass Babies/Kinder oft nicht kooperieren wenn man sie aus ihrer aktuellen Spielsituation rausnimmt. Ist irgendwie einleuchtend, werde ja auch nicht gerne unterbrochen....
...daher habe ich gestern und heute Vormittag folgendes mit erstaunlichen Erfolg getestet:
Ich habe mich mit dem Rücken zum aktuellen "Handlungsfeld"gedreht, meine Kleine auf meinen Oberschenkel gesetzt ( gestützt) und sie aufrecht gestillt, wenn ich mich so etwas zurück lehne kann sie über meine Schulter einfach weiter gucken....
Hat wirklich gut geklappt. Hoffe nur das dass kein Kurzerfolg war.

@Atsitsa: mit dem MSR bin ich mir unsicher. .. manchmal läuft zwar etwas Milch wenn sie Abdockt aber nicht immer und wenn dann nicht sehr stark. Irgendwie Tipps wie ich hier noch etwas besser "Ursachenforschung" betreiben könnte?