"Saugverwirrung ist eine Ideologie"

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eumel
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"Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von eumel »

Hallo!

In den Freundes- und Medizinerkreisen, in denen ich so unterwegs bin, wird man ausgelacht, wenn man das Wort "Saugverwirrung" sagt, so etwas gäbe es nicht, sei Blödsinn. Sowohl eine Gynäkologin als auch mehrere Internisten finden den Begriff "totalen Quatsch", gut, nun haben Internisten wohl eher weniger Erfahrung mit Säuglingen (aber wie kommen die denn darauf?), aber auch der berühmte Kinderarzt mit Blog im Netz sieht das so:

https://kinderdoc.wordpress.com/2015/07/16/6457/

und in den Kommentaren führt er später noch mal aus:

"Die „Saugverwirrung“ ist ein beliebtes Erklärungsmodell, wenn´s mit einem Kind beim Stillen nicht klappt, weil böseböse mal ein Fläschen gegeben wurde oder böseböse ein Schnuller. Aber es gibt nun mal Kinder, die wollen nur den B… und nichts anderes, und andere trinken bei Muttern wie auch aus der Flasche, parallel, im Wechsel, usw. — die Technik ist allerdings tatsächlich eine andere (die Zungenlage beim Saugen). Leider wird der Begriff mißbraucht, um die armen Eltern verrückt zu machen, ja nichts anderes zuzulassen als die Mutterbrust."

Warum ist das so? Ist "Saugverwirrung" keine Tatsache sondern eine Ideologie?
Ich selbst hatte deswegen Schwierigkeiten, bei meinem Mann durchzusetzen, in den ersten Tagen auf einen Schnuller zu verzichten. Dabei habe ich selbst bemerkt, dass die Kleine schlechter an die Brust ging, nachdem sie ihn einmal gehabt hatte. Und wenn in den Kliniken nicht geglaubt wird, dass es "so was" gibt, fällt auf Entbindungsstationen die Empfehlung zum (zu)füttern mit Fläschchen vielleicht auch leichter?

Was sagt ihr dazu?
Viele Grüße von
eumel

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soda
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Re: "Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von soda »

Ich sage dazu:
- Wer das selbst erlebt hat, der kann es nicht leugnen.
- Wer es nicht erlebt hat, der kann das Gegenteil nicht beschwören.
- Kein Konzept, keine Theorie funktioniert ohne Ausnahme. Es steht dem Begriff Saugverwirrung absolut nicht entgegen, dass es Kinder gibt, die keine haben.
Tina + T (* 2013) und T (2017)

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Gerd Antes am 29.01.21


Wir sind gut vorbereitet. Jens Spahn am 27.01.20

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pqr
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Re: "Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von pqr »

Hallo

Ich habe es auch ein paar mal in meinem Umfeld bzw.
in der Stillgruppe erlebt, dass es zu einer Saugverwirrung kam.
Sowohl bei Schnuller als auch bei Flasche.
Entweder mit verfrühtem Abstillen als Folge, oder dass Trinktechnik und Zunahme besser wurde, als Flasche und Schnuller weggelassen wurden.
Ich habe übrigens in einem Krankenhaus entbunden, wo mir gesagt wurde, in den ersten 6 Wochen kein Schnuller und keine Flasche damit das Kind richtig trinken lernt und gut zunimmt. Also auch im medizinischen Umfeld wurde das (zumindestens für die erste Zeit) kritisch gesehen und nicht als Mythos abgetan.
Viele Grüße
pqr

pqr mit Mini 04/2015
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Lösche Benutzer 4849

Re: "Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von Lösche Benutzer 4849 »

ich hab eigentlich nix zu saen, außer: den kinderdoc fand ich immer schon doof. das bestätigt sich an dieser stelle wieder.
eumel
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Re: "Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von eumel »

Liebe Soda, ich möchte mal diese Gelegenheit nutzen um zu sagen, dass ich deine Beiträge immer wieder gerne lese. :)
Und natürlich hast du mit allen drei Punkten recht.
Ich wollte auch gar nicht die Frage aufwerfen ob es Saugverwirrung eigentlich wirklich gibt. Daran zweifle ich nicht.
Mich wundert, dass es in Fachkreisen als Quatsch abgetan wird. Und ich finde es schade, da es einiges an Rückgrat braucht, wenn man versucht eine solche zu vermeiden und ausgelacht wird.

Es gibt ja einige "Erkrankungen" /Zustände, wo Zweifel daran bestehen, ob es diese eigentlich "gibt" oder jemand mit einer Modediagnose Geld machen wollte. Aber bei der "Saugverwirrung" sehe ich dieses Potential eigentlich gar nicht...
Viele Grüße von
eumel

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soda
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Re: "Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von soda »

Zum Glück gibt es dieses Forum (und da spreche ich aus ganz persönlicher leidvoller Erfahrung). Denn die sog. Fachkreise können ja im Prinzip machen, was sie wollen und behaupten, was ihnen gerade in den Sinn kommt oder was der Vertreter des Nahrungsherstellers ihnen gerade ins Ohr geflüstert hat. Wenn es um die Ausbildung und die Moral des Arztes oder der sonstigen Fachkraft so-und-so bestellt ist, dann wird auch genau so beraten.
Auf 'die Ärzte' kann ich mich mit dieser Behauptung guten Gewissens beziehen. Säuglingsernährung ist da praktisch kein Thema. Höchstens individuell oder standortbezogen. Hab noch keinen kennengelernt, getroffen oder wiedergetroffen, der konkretes hochwertiges Wissen/Erfahrung zum Thema Stillen/Beikost (wie hier erhältlich!) vorzuweisen gehabt hätte, welches durch das abgeschlossene Studium zustandegekommen wäre. Nicht, dass ich behaupten möchte, alle wären ungebildet! Aber wenn sie gebildet sind, dann entweder durch Eigeninitiative oder zusätzliche und oft nicht-lohnenswerte (monetär...) Ausbildungen.
Was soll der Kinderdoc denn schreiben? Der ist vermutlich auch nur genervt von Arzt-Patienten-Kontakten, die die ewig gleichen Probleme thematisieren und wo die Reise ins stilltechnische Nirgendwo führt. Und dann fragt die Mutter auch noch, ob das Kind vielleicht eine Saugverwirrung haben kann. Ja mein Gott und wenn? Was kann ich dafür und wie soll ich da helfen? Flasche nimmt's doch, dann gib halt die...

Hinter dem Schreibtisch unserer Kinderärztin stehen im Regal Probierpackungen von den PRE Herstellern, die ich hier jetzt nicht auch noch namentlich erwähnen möchte. *würg* schön zur Frontalansicht für die Mutter. Als ob die nicht einfach innen Laden traben könnte und selbst lesen könnte, welche Hersteller es gibt.
Was soll diese Kinderärztin denn zum Thema Saugverwirrung beitragen. Ist ja völlig absurd.

Entschuldigung für meine Aufregung. Ich bin voll im Löwinnenmodus. Vorgeburtliche mütterliche Verteidigungsstrategie wahrscheinlich.
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Re: "Saugverwirrung ist eine Ideologie"

Beitrag von Aletta »

Ich habe das auch schon gehört, u.a. von meiner Hebamme (!). Die meinte, in ihren 20 Berufsjahren ist ihr noch kein saugverwirrtes Kind begegnet und das sei auch Quatsch, es ist noch kein Kind vor einer vollen Brust verhungert. Unter anderem wegen solcher Aussagen habe ich mich bei ihr auch gar nicht gut aufgehoben gefühlt, denn dass wir Stillprobleme hatten ist einfach ein Fakt.
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