ich hab mich durch die fixierten Beiträge gelesen und hoffe, dass ich jetzt keine Regeln dieses Forums breche, indem ich mich kurz vorstelle, die Stillgeschichte unseres Sohnes beschreibe und dann zu meinem jetzigen Problem komme.
Mein Name ist Lilia, ich bin 31 und meine Mann und ich erwarten in knapp 6 Wochen unser zweites Kind. Ich möchte dieses Mal noch besser aufs Stillen vorbereitet sein und alles Wichtige Zuhause haben, damit sich unsere Stillgeschichte nicht wiederholt. Wir wohnen in Dänemark (mein Mann ist Däne). Das KH, in dem wir entbinden werden, ist sehr pro natürliche Geburt und Stillen ausgerichtet.
Was war beim letzten Mal?
Unser Sohn wurde termingerecht geboren. Ich hatte einen Blasensprung und nach einer Eipollösung bekam ich dann auch gute Wehen, die jedoch nur sehr schwach Mumu-wirksam waren. Durchschnittlich öffnete ich mich 1/2 cm in 2 Stunden, eher weniger. Nach knapp 20 Std Wehen inkl. Wehentropf und sämtlicher Hüftkreis- und Schüttelübungen war ich trotzdem nur 8 cm geöffnet. Der Kleine bekam langsam Stress, meine Kräfte waren total aufgezehrt und die Empfehlung der Ärzte (und auch meine Bereitschaft zu diesem Zeitpunkt) war dann KS wegen Geburtsstillstandes. OK - damit bin ich im Reinen.
Der kleine Mann kam raus und das Stilldrama begann.
Ich legte ihn innerhalb weniger Stunden mehrfach an, was nicht richtig gelang. Ich habe relativ flache Warzen und er hat irgendwie nichts zu fassen bekommen. Man gab uns Stillhütchen zur Hilfe. Die kriegte er zu fassen, aber meine BW waren innerhalb von 24h total blutig. Auf Nachfrage, ob das normal sei, kam die Antwort ja.
Ich biss mich also durch, ließ ihn saugen und saugen. Wir wurden entlassen - er schrie und schrie und hörter nicht auf. Am 3. Tag meinte mein Mann, dass er schon trockene Lippen hätte und dass wir jetzt zurück ins KH fahren. Dort beobachtete man mich in der Stillambulanz beim stillen - anlegen war richtig, aber der Schock: Er kriegt nichts zu trinken! Nach 3 Tagen hatte mein Kind noch keinen Tropfen Milch von mir gesehen und ich hatte es nicht mal bemerkt (wie sollte ich auch wissen, wie es klingen und aussehen muss?). Er hatte über 500g abgenommen. Ich war fix und fertig und heulte ab dem Moment eigentlich nur noch. Das Vertrauen in meinen Mutterinstinkt ist bis heute total im Eimer.
Wir gaben ihm von da an Pre und ich versuchte meine Milchproduktion mit elektrischer Pumpe anzuregen. Am Abend des 6. Tages nach Entbindung kam dann ENDLICH der Milcheinschuss und ich dachte, von nun an finden wir unseren Weg zum Vollstillen.
Aber Pustekuchen. Den Rest der Geschichte mache ich kurz:
Es folgten
- Milchstau
- 3 Brustentzündungen, die mit AB behandelt wurden
- vermutlich Soor
- definitiv Streptokokken in den BW
- Vasospasmen/Reynaud's Syndrom
- viele YT-Videos, ausprobierte Stillstellungen und unzählige Besuche und Stillbeobachtungen durch Hebamme, LLL-Beraterin und Ärzte.
Alle sagten, dass ich alles richtig mache beim Anlegen und dass sie keinen Fehler erkennen könnten. Aufgrund der Vasospasmen heilten meine BW nie wirklich aus und ich hatte 6 Wochen lang extrem extrem starke Schmerzen beim Stillen und riesige Angst vor jedem Mal, an dem mein Baby wieder hungrig war. Alles war blutig und vernarbt. Beim Stillen hatte ich starke Schmerzen bis zum Schulterblatt und den ganzen Arm hinab. DIe Stillhütchen wurden wir zumindest wieder los. Aber das half auch nichts.
Wir waren auch beim HNO, um sein Zungenbändchen anschauen zu lassen - ohne auffälliges Ergebnis.
Zum Vollstillen haben wir es nie geschafft. Nach 6 Wochen stillte ich medikamentös ab, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich war einfach nur ein Häufchen heulendes Elend, hatte Angst vor jedem Stillen und jedem Tag allein mit unserem Sohn. Ich war nicht die Mutter, die ich für ihn sein wollte. Für mich war er anfangs einfach nur ein kleiner Alien, der mir Schmerzen bereitete.
Das Abstillen klappte innerhalb weniger Tage und wir gaben nur noch Flasche. Seine Zufriedenheit und meine Laune stiegen exponential. Der Stillalbtraum war vorbei und ich konnte mich endlich auf alles andere konzentrieren. Trotzdem schmerzt es mich bis heute, überall zu lesen, dass jede Frau stillen kann, wenn sie nur genug will. Der Satz "Stillen ist das Beste für Ihr Kind" trieb mir anfangs die Tränen in die Augen.
Ich glaube inzwischen, dass alles ein Teufelskreis war. Unser Sohn hatte eine unfassbar schlechte Trinktechnik, mit der er einfach meine BW kaputt, aber meine Brüste nicht leer saugte. Dadurch blieb immer relativ viel Milch in den Brüsten, die ich auch nicht abgepumpt bekam (beim abpumpen kam ich ein paar Mal auf höchstens 100ml - meist nur 20-50 ml). Ich pumpte ein paar Tage nur ab, um meine BW zu schonen und ihnen eine Chance zum ausheilen zu geben. Durch die Vasospasmen heilte jedoch nichts aus und es wurde alles nicht besser. Die BW blieben blutig und waren somit ein wunderbarer Herd für alle möglichen Infektionen.
Was kommt als nächstes?
Jetzt ist unser Sohn 21 Monate alt und wir freuen uns auf unser 2. Kind, was Ende Februar/Anfang März geboren werden soll.
Diesmal möchte ich unbedingt gerne wieder versuchen zu stillen und dem Ganzen wieder eine faire Chance geben.
Positiverweise habe ich dieses Mal schon im Vorfeld Vormilch, was mich zuversichtlich stimmt, dass der Einschuss diesmal deutlich schneller kommt.
Ich hoffe auf eine vaginale Geburt, was ja auch nochmal ein positiver Faktor fürs funktionierende Stillen wäre.
Ich habe schon im Schrank liegen:
- Hochwertiges Magnesium
- hochwertiges Calcium
- hochwertiger Vitamin B-Komplex
--> alle 3 gegen Vasospasmen
- Lanolin
- Retterspitz
Jetzt meine Frage
Gibt es noch etwas, was ich aktiv tun oder vorbereiten kann, um diesmal einen besseren Stillstart für uns zu schaffen? Ich überlege noch, Zinnhütchen zu kaufen.
Habt Ihr sonst noch Tipps für mich, außer entspannt und optimistisch zu bleiben? Das bin ich nämlich eigentlich schon - auch wenn es in diesem Beitrag evtl eher so aussieht, als sei ich total neurotisch und verspannt.
Liebe Grüße aus Dänemark
Lilia
