Mal die Hilfe andersrum benötigt

[Sister]

Hallo, liebes SUT-Team und auch hallo an alle Mitlesende!

Nachdem ich hier persönlich schon einmal lieben und kompetenten Rat bekommen habe, wende ich mich heute noch mal an Euch...
Nun habe ich ein Anliegen, das nicht mich direkt betrifft,mich aber beschäftigt und mir wichtig ist...
Nach meinem Examen als Gesundheits-und Kinderkrankenschwester habe ich kürzlich auf der Neugeborenen -Station angefangen.

Leider ist das Team schon recht 'überaltet', und auch die Ansichten sind zT noch aus der Steinzeit.
Hier einige Beispiele:
Es werden 2 Tage nach Entbindung Stillproben ( eine einzige(!) ) durchgeführt," nach dem Pumpen ist die Brust leer"," in den ersten 24h nach Geburt muß man nicht anlegen", "ob man in den ersten 3 Tagen anlegt oder nicht-der Milcheinschuß kommt an Tag 4 so oder so", " wenn man sich nicht hochkalorisch ernährt, nimmt die Qualität der Muttermilch ab" ( DAS sagte sogar der Kinderarzt(!) , " 1x pro Woche Stuhlgang reicht völlig " ( auch das der KiArzt)
Und eine Saugverwirrung durch Sauger und Schnuller gibt es nur im Märchen.
Könnte noch seitenweise weiterschreiben...
Mir kräuseln sich die Haare... Bin aber halt auch neu und weiß nicht so recht, wie ich da was sagen soll und was ich für die armen Mütter, die auch 3 Leute fragen und 4 Meinungen hören, tun kann...
Möchte da gerne kompetent stillberaten und würde von Euch gerne wissen, wie Ihr es machen würdet, welche Tips Ihr hättet usw
Ein paar Sachen weiß ich ja auch aus eigener Erfahrung, aber ich bin nicht so vermessen, und möchte mich als kompetent bezeichnen. Das würde ich aber gern werden.
Ich hoffe, die Frage ist hier richtig und erlaubt...
Lieben Gruß,
K.

[SchneFiMa]

Hallo Sister,

Das ist sicher sehr anstrengend für dich. Möchtest du nur für dich wissen, welche Argumente du geben kannst, oder möchtest du, dass die Station, also die Menschen, die dort arbeiten, allgemein fortgebildet werden?

Für das Erste kannst du gerne hier in der Linksammlung Stillwissen nachlesen. Dort findest du viele wichtige DInge.
Für den zweiten Fall gibt es kompetente Fortbildungen für Krankenhäuser, z.B. über das Europäische Institut für Laktation und Stillen.

Hilft dir das schon weiter?

Viele Grüße
SchneFiMa
ModTeam Stillberatung

[pqr]

Hallo

Wie offen ist Eurr Team denn?
Könntest Du einen Vortrag mit einer Stillberaterin organisieren oder sogar selbst eine Fortbildung zur Stillberaterin ibcl oder so machen?
Hat Euer Krankenhaus eine Stillberaterin?

[pqr]

Ich bin nur Laie und kenne die Abläufe im Krankenhaus nicht, war aber etwas erschrocken aus Mama-Perspektive.

[palme56]

Schwierig.

Für Dein Wissen kann ich empfehlen eine Fortbildung zu machen, gut ist der erste Teil fürs IBLCE Examen. Entweder beim oben verlinkten Anbieter oder anderen, je nach Termin und Ort. Und dann kannst DU beginnen damit zu arbeiten.

Zum Team: komm erstmal an. Auf der Station, im Team, im "richtigen" Berufsleben, lass dem ganzen mal ein gutes Jahr Zeit. Meiner Erfahrung nach ist die Konstellation "junge Kollegin kommt in etabliertes Team und will motiviert alles ändern" zum Scheitern verurteilt. Umdenken und diese Umstellung dauert Jahre. Und ganz viel Unterstützung von oben, sprich Leitung, PDL, Chefarzt.

[muh]

Ich bin fachfremd aber folgendes ist mir durch den Kopf gegangen: Gibt es Fachliteratur zu dem Thema, die man irgendwo auflegen könnte? Quasi für dich zum Nachschlagen und du bietest an, dass die anderen es auch gerne verwenden dürfen. Und in Diskussionen hast du dann auch Unterlagen zur Hand.

[Sister]

Vielen Dank für Eure Antworten und Anregungen...
Mein Wunsch ist es, dass ich erstens selber kompetent beraten kann, eine Ausbildung kommt aber zumindest in der nächsten Zeit nicht in Frage, da ich alleinerziehend bin und ja auch arbeite, die Zeit dafür habe ich leider im Moment nicht.
Bei uns gibt es 2 Kolleginnen, die als ' Stillberaterinnen' fungieren. Ich sprach die eine mal an , was für eine Ausbildung sie dazu hat und ihre Antwort hat mich etwas sprachlos gemacht:' es reichte, dass ich selber 2 Kinder gestillt habe'

Die meisten Kolleginnen sind wirklich sehr sehr lieb und bemüht, aber wenn man das Wissen nicht hat, nutzt das leider nicht viel...
Vorgestern sollte auch wieder ( Sectio, 2. Tag) eine Stillprobe gemacht werden, damit die Mutter " mal merkt, daß sie keine Milch hat und dem Kind nun mal endlich eine Flasche gibt"

Wie palme schon schreibt, ich denke, wenn ich da direkt die Welle mache, ist es eh zum Scheitern verurteilt. Die PDL ist da glaub ich auch nicht so unglaublich dran interessiert, sonst würde sie ja als Stillberaterinnen " nur " Mamas einstellen.
Letztens meinte eine Kollegin, dass das KH ja noch immer nicht das 'stillfreundliches KH-Zertifikat' hätte. Es wäre ihr ein Rätsel, warum. Da bin ich fast vom Stuhl gefallen...
Fazit nach einigen Wochen Dienst: bis jetzt hat JEDES Kind die Flasche bekommen. Wenn die Mutter den Milcheinschuß ohne abwarten will, ist sie quasi eine Rabenmutter, die ihr Kind hungern läßt.
Mich macht das einfach ziemlich traurig, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell man falsche Informationen bekommt und dann noch wochenlang rumhampeln muß, ehe es rund läuft...

Bin wirklich etwas ratlos, wie ich verfahren soll.

[Sister]

Achso, es ist auch , wenn die Mütter abpumpen, die gepumpte Menge aussagekräftig.
Also, kommt nichts oder wenig, kann sie auch keine Milch haben. Mein Einwand, daß ich an der Pumpe auch nie mehr als 40ml von beiden Brüsten gepumpt bekommen habe, trotzdem ich erfolgreich vollgestillt habe, wurde ignoriert...

[Nuala]

Wow. Das zu lesen macht mich sprachlos und traurig... Rat habe ich keinen (kam aber schon viel guter), aber ich wollte trotzdem schreiben, dass ich mit dir mitfühle.

[februarkind16]

Oh nein ! Da stehen einem ja wirklich die Haare zu Berge

Aber was tun? Im Grunde gibt es wohl nur 2 Möglichkeiten: Aktiv werden und probieren, mit Argumenten zu überzeugen oder stillschweigend alles hinnehmen. Das Problem beim Aktivwerden dürfte wohl sein, dass du neu dort bist, da ist es oft nicht einfach, sich gegen Alteingesessene durchzusetzen. Es gibt leider auch einfach Leute, die unbelehrbar sind.
Vielleicht lohnt es sich, noch ein paar Tage/Wochen abzuwarten? Dann kennst du die Kollegen besser und kannst vielleicht besser abschätzen, bei wem es sich lohnt, Überzeugungsarbeit zu leisten. Dann könntet ihr euch zusammenschließen und probieren, nach und nach auch die anderen zu überzeugen.
Wenn auf lange Sicht gar keine Besserung in Sicht ist, weiß ich nicht, ob ich persönlich dort arbeiten könnte. Das würde mich fertig machen, so viel geballtes Unwissen jeden Tag anzuhören.