Muttermilch ist furchtbar out

Fragen und Antworten rund um das Thema Stillen

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Seelentattoo
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von Seelentattoo »

Ups, Entschuldigung, zitieren muss ich noch lernen...
Mit Mann, drei Bonuskindern (*97, *04, *07) und drei Kindern (*12, *16, *18) sowie unserem Sternchen fest im Herzen (05/11)
EhMiwL

Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von EhMiwL »

Katha hat geschrieben:langfristige Folgen zB in Entwicklungsländern: die Kultur des Stillens geht verloren, dann wird die Versorgungslage schlecht oder es bricht ein Krieg aus. Dann ist die Säuglingssterblichkeit deutlich höher, weil eine Mangelernährte Mutter ihr Kind noch stillen kann. Säuglingsnahrung muss sie erstmal bekommen, dazu sauberes Wasser, Kochmöglichkeit, etc. beim sauberen Wasser kann N*stle dann gleich nochmal was verdienen.
nicht so krass angesetzt: Gerade Familien, die das Geld sonst für Bildung etc. einsetzen könnten, wollen ihren Kindern was Gutes tun und füttern Formula. Da verdient nicht XY Lokal sondern halt die Multis.
Statistisch gesehen haben nicht-gestillte Kinder eher später Diabetes, als Volkswirtschaft spielt das durchaus eine Rolle

In Schwellen- und Entwicklungsländern ist es tw. ein Statussymbol sich Formula f. sein Kind leisten zu können.
Habe mal einen Bericht über Mexiko gesehen: da reicht das Geld am Ende des Monats aber nicht immer dafür. Dann wird die Milch gestreckt. Mit Wasser oder anderem. Wobei man nicht weiß, was davon schlimmer ist. Wird mit Wasser gestreckt, kann es zu massiver Unterversorgung kommen. Und anders hat halt andere mögliche Nachteile
Dem schliesse ich mich auch an, ohne wenn und aber.....und trotzdem macht es mir Angst. Gesundheitliche längerfristige Folgen......
Und wieder tappe ich hier in die gleiche Falle: Mein Kind wird wohl später krank.....ich habe hier wohl einfach nix verloren... :heul
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Sarasu
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von Sarasu »

(((Lollo)))
Dein Kind wird nicht krank deswegen. Und selbst wenn lebst du in einem Land mit super medizinischer Versorgung und bist eine aufmerksame und liebevolle Mutter die es gut versorgt.
Du hast es versucht, es hat nicht funktioniert und jetzt bekommt es die bestmögliche Alternative. Nur weil es global besser wäre wenn mehr Frauen stillen würden heißt dass nicht dass dein Kind einen Schaden nimmt weil du es nicht kannst.
Sohn L. Juli 2010 und Tochter E. August 2014, Sommersternchen 2013

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In der Weite des Meeres sieht man die gesegelte Meile nicht. Aber sie ist gesegelt!
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Mutterhenne
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von Mutterhenne »

Lollo hat geschrieben:
Katha hat geschrieben:langfristige Folgen zB in Entwicklungsländern: die Kultur des Stillens geht verloren, dann wird die Versorgungslage schlecht oder es bricht ein Krieg aus. Dann ist die Säuglingssterblichkeit deutlich höher, weil eine Mangelernährte Mutter ihr Kind noch stillen kann. Säuglingsnahrung muss sie erstmal bekommen, dazu sauberes Wasser, Kochmöglichkeit, etc. beim sauberen Wasser kann N*stle dann gleich nochmal was verdienen.
nicht so krass angesetzt: Gerade Familien, die das Geld sonst für Bildung etc. einsetzen könnten, wollen ihren Kindern was Gutes tun und füttern Formula. Da verdient nicht XY Lokal sondern halt die Multis.
Statistisch gesehen haben nicht-gestillte Kinder eher später Diabetes, als Volkswirtschaft spielt das durchaus eine Rolle

In Schwellen- und Entwicklungsländern ist es tw. ein Statussymbol sich Formula f. sein Kind leisten zu können.
Habe mal einen Bericht über Mexiko gesehen: da reicht das Geld am Ende des Monats aber nicht immer dafür. Dann wird die Milch gestreckt. Mit Wasser oder anderem. Wobei man nicht weiß, was davon schlimmer ist. Wird mit Wasser gestreckt, kann es zu massiver Unterversorgung kommen. Und anders hat halt andere mögliche Nachteile
Dem schliesse ich mich auch an, ohne wenn und aber.....und trotzdem macht es mir Angst. Gesundheitliche längerfristige Folgen......
Und wieder tappe ich hier in die gleiche Falle: Mein Kind wird wohl später krank.....ich habe hier wohl einfach nix verloren... :heul
((())) Ach Quatsch. Stillen ist zwar ein wichtiger Faktor, aber 'nur' einer unter vielen. Wenn alle anderen Faktoren gleich sind, dann hat ein gestilltes Kind gegenüber einem nicht gestillten die geringere Wahrscheinlichkeit z.B. einen Diabetes zu entwickeln. Aber es sind ja nie alle anderen Faktoren gleich: Du machst sicherlich viele Dinge ganz wunderbar, die ich nicht so gut hinbekomme - und schon wäre für uns beide die schöne Vergleichsbasis hinüber. Statistiken sagen nix über den Einzelfall.
Ach, jetzt hat sich's überschnitten. ich schicke mal rotzdem ab :-)
"Die meisten Zitate im Internet sind falsch." (Aristoteles)

Grüße von der Henne
mit Superheldin (09/2013), Piepselchen (11/2018) und den Schutzengel-* (März 2012, November 2017, April 2021)
EhMiwL

Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von EhMiwL »

Ich danke euch, das ist ganz lieb von euch!!
Wisst ihr, von der Einstellung her bin ich wohl eigentlich eine langzeitstillende Mama.....und ich gehe auch immer mit euren Gedanken mit. Leider ist dann die Realität doch die, dass es bei mir eben nicht ging.Beim ersten mal weils ein Frühchen war und die Milch so schnell weg war, so schnell konnte man gar nicht gucken.....und beim Zweiten war ich wohl einfach zu doof. Probleme mit der Geburtsverletzung ,bis aufs Fleisch offene Brustwarzen, Milchstau, Brustentzündung....Ende. So wie es wohl bei ganz vielen Frauen ohne gute Begleitung läuft. :( Ich mach mir oft Vorwürfe zu schnell aufgegeben zu haben.....

Ach, das sprengt hier diesen Thread, und das will ich doch gar nicht. Ich will da auch gar nicht mehr jammern.....es ist nun wie es ist, und das lässt sich auch nicht mehr ändern. Ich will hier auch gar niemanden angreifen! Bitte versteht das nicht falsch! Ich sollte einfach nur nicht an Stellen lesen mit deren Inhalt ich nicht umgehen kann....
DolphinFFM
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von DolphinFFM »

Lollo, aber genau für solche Fälle wie deine ist Formula doch gemacht.
Und ich glaube nicht, das du zu schnell aufgegeben hast. Es war nicht leichtfertig, sondern durchdacht. Es ging nicht mehr. Dein Kind brauchte dich als Mama im Ganzen und nicht nur die Milch. Um das Ganze zu erhalten, musstest du das Stillen aufgeben und hast somit im Interesse deines Kindes gehandelt.

Man muss die Hersteller der Säuglingsmilch ja auch nicht verteufeln. Die Kunstmilch hat ihre Berechtigung und wie viele auch hier im Forum hatten gut gedeihende Kinder weil sie zwischendrin Formula geben konnten, bis das Stillen (wieder) lief. Wie ginge es den Kindern wenn es die Formula nicht gegeben hätte?

Und trotzdem ist die Werbung der Hersteller eben schon aggressiv und zu aggressiv und in wenig regulierten Ländern kann ich mir vorstellen, dass es noch deutlich mehr ist.

Stillen dagegen bringt niemandem einen finanziellen Vorteil und ihm fehlt daher die Lobby. Wer soll denn Werbung fürs Stillen machen und die im großen Stil bezahlen? Wer soll sich darum kümmern das Hebammen, Ärtze, etc. Ausbildungsveranstaltungen für das Stillen bekommen? Das machen alles nur Vereine und anderweitig ehrenamtlich interessierte. Die haben viel weniger Möglichkeiten als die Milliardendollar-schwere Nahrungsmittelindustrie.

Also muss es aus der Gesellschaft kommen und das ist ein ganz langsamer Prozess, der natürlich von der Industrie immer wieder bombardiert wird. Weil es ja um deren Gewinne geht - die wollen ja schließlich auch nicht, das plötzlich die meisten Frauen das günstige "Stillen" nutzen und nicht mehr Fläschen, Formula, etc. kaufen.
... mit den 3 Tigermädchen (02/2014 & 12/2016 & 01/2020)
Serafin
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von Serafin »

Ich frag mich, wie die Kinder von Säuglingsnahrungherstellern ernährt werden? Wird da gleich PRE gegeben, weil sie überzeugt sind, dass es besser ist oder wird erst recht lang gestillt, weil sie wissen, dass PRE schlechter ist.

Wer Interesse haben sollte an vielen Stillmüttern, gut ausgebildeten Hebasmmen und Ärzten sind Beispielsweise die Krankenkassen. Sie tragen die Mehrkosten, die durch zu kurzes oder gar nicht stillen entstehen.
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soda
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von soda »

Liebe Lollo,

es geht bei diesem brisanten und aufwühlenden Thema darum, was nötig und was möglich ist. Kein normaler Mensch würde wollen, dass Mutter oder Kind durch eine Ideologie gequält werden ("Du musst aber stillen, sonst passiert XY oder sonst bist du eine schlechte Mutter").

Mein persönlicher Blickwinkel ist in dieser Sache von meinen bisherigen Erfahrungen geprägt. Und die habe ich nun mal im Gesundheitswesen gesammelt. Einmal als betroffene Mutter und dann in beratender Funktion als Ärztin. Und immer wieder stellte ich fest, dass Formula eben NICHT als das bezeichnet, beworben und gehandhabt wird, was es meiner Meinung nach sein sollte, nämlich ein kritisch zu sehender Ersatz für natürliche Ernährung eines Kindes, sondern als gangbarer Weg. Ein Weg, den Mütter/Eltern ohne jede Hürde gehen können und der ihnen sogar noch viel zu oft ans Herz gelegt wird. Ja, ein gar nicht mal so schlechter Weg allemal. Praktisch, ausgewogen und voll mit guten Zutaten. Dazu streng kontrolliert und mit Hingabe hergestellt. Kontrollierbare Trinkmengen, sicheres Gedeihen quasi garantiert. Keine Probleme mit dem Schnuller.

Warum wird heutzutage eigentlich in jeder Werbungspause gezeigt, wie der Bauer Erwin sein Obst von Hand poliert. Und auf Leberwurstdosen sind irgendwelche Leute abgebildet, die die Wurst wahrscheinlich handgeklöppelt haben. Überall wird Wert darauf gelegt, dass die Inhaltsstoffe hochwertig und am besten noch naturbelassen und Zusatzstoffe idealerweise gar nicht vorhanden sind. Aufgehübschtes Essen, sog. Functional Food, wird von Informierten und Fachleuten nur belächelt, weil wirklich jeder weiß, dass die Natur es besser kann.
Und bei Formula? Da sieht man nur glückliche Babies und strahlend schöne, lächelnde Mütter. Keine Rede von der Herstellung oder dem Inhalt. Es geht einem Großkonzern NIE um seine Kunden. NIE! Sondern immer nur um den Profit. Das glückliche Baby und der erdverschmierte Bauer täuschen nur darüber hinweg.

Und diesen Effekt, dass Werbung das menschliche Gehirn regelrecht lahmzulegen vermag, den erlebe ich beruflich so oft.
Es wird versprochen, dass das Produkt soviel einfacher/besser/günstiger/wohltuender sei, als alles andere. Man zahlt Geld und bekommt Leistung. Mit einem Staubsauger mag das ja funktionieren.
Aber ein menschliches Wesen funktioniert anders.

Darum finde ich Nicht-Stillen aus Gedankenlosigkeit, Lifestyle-Gründen oder aus Egoismus falsch. Weil mir da die Bereitschaft zur Verantwortung fehlt. Es gehört nun mal dazu, wenn man ein Kind hat, sich zumindest Gedanken zu machen und nicht immer den vermeintlich leichtesten Weg zu gehen (das bezieht sich ausdrücklich nicht nur aufs Stillen, sondern auf das ganze Leben). Es ist diese erschreckende Akzeptanz gegenüber zweit- oder drittklassigen Lösungen, die mich so abstößt. Jeder will immer nur das Beste, Neueste, Schnellste, dabei läßt man sich (auch bei Lebensmitteln oder Technik oder Klamotten) oft den letzten Schrott verkaufen.

Das sage ich auch meinen erwachsenen Patienten, wenn es um Zivilisationskrankheiten geht. Damit können die in der Regel umgehen (sind einsichtig oder nicht, werden wütend oder negieren ihre Verantwortung, ändern sich oder nicht). Bei Eltern geht es aber ja immer um das Kind. Da kann fast niemand dieses Gefühl im Bauch vollständig verdrängen, dass man als Eltern nun mal "zuständig" ist. Darum bist du besorgt, wenn du wichtige Entscheidungen triffst - das ist ja völlig normal. Schuldgefühle sollten da aber nicht entstehen.

Und Mutterhenne hat ja gesagt, wie es mit der Statistik ist. Die gilt nicht für den Einzelfall, weil es im Leben 100000 Möglichkeiten gibt, richtig oder falsch oder mit Umweg abzubiegen.

Es geht darum, selbstbestimmt und ehrlich zu bleiben. Ich fange auch nicht an, mich für Schokolade oder Nicht-Bio zu geißeln. Oder für jede Stunde auf dem Sofa, in der ich besser Sport gemacht hätte. Aber ich bin ehrlich zu mir.
Werbung ist das nicht. Die lügt immer. Darum fällt die selbstbestimmte Entscheidung dann so schwer.

Darum ist es auch eine Riesensauerei, wenn einzig und allein aus Profitgier Formula in Gebiete exportiert wird, wo sie bisher nicht nötig war. Bzw. inflationär verbreitet wird anstatt in den sehr seltenen Ausnahmen eingesetzt wird, die existieren mögen.
Tina + T (* 2013) und T (2017)

Mitte Februar werden die Entscheidungsträger genauso hilf- und konzeptlos sein wie jetzt.
Gerd Antes am 29.01.21


Wir sind gut vorbereitet. Jens Spahn am 27.01.20

Impfungen sind eine Chance, aber AHA+L muss unbedingt weiter eingehalten werden!
EhMiwL

Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von EhMiwL »

Ich stimme dir da voll und ganz zu!
Leider , oder vielleicht als konsequente Umsetzung gibt es keine Pre-Nahrung in Demeter-Qualität......
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Pupu
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Re: Muttermilch ist furchtbar out

Beitrag von Pupu »

"So schätzen Cesar G. Victoria vom Zentrum für gesundheitliche Chancengleichheit an der Universität in Pelotas in Brasilien und seine Kollegen, dass rund 823.000 Kindern unter fünf Jahren durch die Ernährung mit Muttermilch und 20.000 Müttern durch das Stillen jährlich das Leben gerettet werden könnte („Lancet“, Bd. 387, S. 475). "

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...
Lg aus Finnland von Pupu mit Wildgurke 🥒 (02/09), Quatschbanane 🍌 (08/11) und zwei Minimöhrchen 🥕🥕 (07/17)

"I'm not procrastinating. I'm doing side quests!"
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