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Reflux bei Stillkindern
Reflux bei Stillkindern
Einer der Begriffe, die immer wieder in der Stillberatung auftauchen, vor allem wenn ein Baby viel weint oder spuckt, ist der Begriff “Reflux”. Was bedeutet dieser Begriff, ist jedes Spucken ein Reflux? Was sind die Ursachen und welche Probleme bringt Reflux mit sich? Welche Möglichkeiten zur Abhilfe gibt es?
Worum handelt es sich beim Reflux?
Reflux ist ein Wort, das aus dem Lateinischen stammt und „zurückfließen“ bedeutet. Es tritt auf, wenn der Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt. Da der Mageninhalt ziemlich sauer ist (durch die Magensäure, die zur Verdauung gebraucht wird), wird dadurch die Schleimhaut der Speiseröhre angegriffen. Wenn die Milch noch weiter hoch kommt, spuckt das Baby oder kann richtig erbrechen.
Es handelt sich dabei keinesfalls nur um gestillte Kinder. Im Gegenteil: Reflux kommt bei Kindern, die mit künstlicher Säuglingsnahrung und Flasche gefüttert werden, häufiger vor. Künstliche Nahrung ist schwerer verdaulich, bleibt länger im Magen des Kindes und es werden meist größere Mengen pro Mahlzeit gefüttert. Das sind alles Faktoren, die einen Reflux begünstigen.
In der englischen/amerikanischen Literatur findet man auch das Akronym „GERD“ (gastroesophogeal reflux disease). Hier wird das Wort „Speiseröhre“ (Oesophagus) schon im Begriff genannt. Anatomisch gesehen findet man als Übergang zwischen Speiseröhre und Magen ein kleines Muskelfaserband an der Stelle, wo die Speiseröhre durch das Zwerchfell geht. Hier ist auch der Übergang vom Brustkorb zur Bauchhöhle. Da der Druck im Brustkorb (und in der Speiseröhre) relativ hoch ist, verhindert dieses Band normalerweise den Rückfluss des Mageninhalts. Für ein Rückfließen der Nahrung vom Magen in die Speiseröhre gibt es verschiedene Gründe.
Die verschiedenen Arten des Reflux
1. Funktioneller Reflux:
Gerade bei Säuglingen entspannt sich das abschließende Muskelband rund um die Speiseröhre immer wieder einmal, bei Frühgeborenen noch häufiger als bei reifen Neugeborenen.
Abhängig von der Anatomie ist bei sehr vielen Kindern der Winkel zwischen Magen und Speiseröhre noch nicht sehr groß. Schon allein dadurch fließt die Milch relativ leicht zurück. Je älter ein Säugling ist, umso größer ist der Winkel und desto weniger spuckt das Baby. Es gibt wohl auch eine familiäre Veranlagung für dieses Problem.
2. Pathologischer Reflux:
Hier ist der funktionelle Reflux so verstärkt, dass es zu deutlichen weiteren Symptomen beim Kind kommt.
Schnelle Füllung und Überfüllung des Magens erweitern diesen und erhöhen den Druck im Bauchraum. Dadurch kommt die Nahrung relativ schnell hoch. Je schneller und hastiger getrunken wird, umso größer ist die Gefahr für einen Reflux. Deshalb wird ein Reflux bei einem sehr starken Milchspendereflex, aber auch bei zu viel Milch öfter wahrgenommen.
Bei Kindern, die mit der Flasche ernährt werden, verstärkt sich das Problem, wenn der Flaschensauger ein zu großes Loch hat und wenn dem Baby zu große Portionen angeboten werden („Flasche leer trinken“).
3. Sekundärer Reflux:
Hier wird der Reflux durch unterliegende Erkrankungen bestimmt.
Bei Kindern mit neurologischen Erkrankungen tritt Reflux häufiger auf.
Es gibt Lungenerkrankungen (z. B. Infektionen, Mukoviszidose, aber auch Tracheomalacie, wobei die Luftröhre immer wieder zusammenfällt), bei denen das Baby forciert ausatmet. Hier wird der Druck im Brustkorb niedriger, und auch dann kann die Milch zurückfließen.
Zwerchfellbruch: Manchmal ist der Durchgang für die Speiseröhre durch das Zwerchfell etwas erweitert. Teile des Magens befinden sich dann ebenfalls im Brustkorb, und die natürliche Barriere zwischen Magen und Speiseröhre ist somit aufgehoben.
Symptome
Diese stehen im engen Zusammenhang mit den Ursachen:
Regelmäßiges Spucken
(mehr als 3x/Tag). Selten tritt ein richtiges Erbrechen auf. Wenn die Speiseröhre stark verletzt ist, kann sogar ein bisschen Blut gespuckt werden.
Schmerzen (Sodbrennen)
verbunden mit Spucken. Typisch ist, dass die Kinder sich nach hinten beugen (Sandifer Syndrom). So verlängert sich die Speiseröhre, wodurch das Hochkommen der Nahrung etwas verhindert wird und die Schmerzen nachlassen.
Weinen nach den Mahlzeiten
wenn die saure Milch in die Speiseröhre gelangt - oft mehr als 3 Stunden am Tag. Daher wird dann auch oft an „Koliken“ gedacht, wobei in Wirklichkeit der Reflux die Ursache für das Schreien ist.
Häufige Stillmahlzeiten
Durch das Sodbrennen kurz nach der Mahlzeit fängt das Baby an, unruhig zu werden und zu weinen, auch nachts. Die erneute Nahrungsgabe lindert die Schmerzen, kann dann aber auch wieder zur Überfütterung und somit zur Verschlimmerung des Problems beitragen.
Nächtliches Aufwachen
Vor allem, wenn der Säugling hingelegt wird, verschlimmert sich das Problem, da in aufrechter Haltung (Schwerkraft!) die Milch weniger zurückfließt.
Gedeihstörungen
Das Kind erbricht den Großteil der Nahrung. Hier muss natürlich auch ein Magenpförtnerkrampf ausgeschlossen werden. Auch durch Nahrungsverweigerung (weil die Nahrungsaufnahme schmerzt) kann es zu einer Gedeihstörung kommen.
Schlechter Atem
Heiserkeit, chronische Entzündung des Nasenrachenraums
Verschlucken oder sogar Lungenentzündung
Bei starkem Reflux, wenn die Nahrung durch das Verschlucken auch in die Luftröhre oder in die Lunge gelangt.
Viele dieser Symptome sind recht harmlos. Wenn ein Baby zwar regelmäßig spuckt, sich aber ansonsten wohl fühlt, wenig weint und gut zunimmt, ist dieser Reflux „nur“ ein Wäscheproblem.
Anders wird es, wenn die Kinder sich deutlich unwohl fühlen, wenn sie Nahrung verweigern, weil sie wissen, dass die Nahrungsaufnahme (Stillen oder Flaschennahrung) schmerzt oder wenn eine richtige Gedeihstörung auftritt. Dann sollte ein Arzt die Beschwerden abklären, eine richtige Diagnose stellen und dementsprechend behandeln. Hier liegen natürlich klar die Grenzen der Stillberatung.
Die Diagnose wird generell anhand der Symptome gestellt. Eine 24-stündige kontinuierliche Messung des pH-Wertes in Magen und Speiseröhre dient der Bestimmung des Säuregehalts und damit der Aggressivität des Reflux’. Manchmal kann auch eine Gastroskopie (Spiegelung der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms) nötig werden, um zu schauen, ob hier die Schleimhäute angegriffen sind. Diese beiden Untersuchungen sind für den Säugling allerdings (sehr) unangenehm; die Gastroskopie geschieht auch deshalb in Vollnarkose.
Stillberatung
In sehr vielen Fällen wird die Situation im Laufe der Zeit immer besser. Es gibt einige unterstützende Maßnahmen:
Gute Stillhandhabung von Anfang an, damit weder zu wenig noch zu viel Milch gebildet wird.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex kann dieser vorher schon ausgelöst werden. Dann muss das Baby nicht so hastig trinken und verschluckt sich deutlich weniger.
Häufige kleine Mahlzeiten können helfen, wenn das Baby sonst sehr viel Milch trinkt.
Viel Hautkontakt, damit das Baby ruhiger trinkt.
Stillen in aufrechter Position, oder in halbschräger Position. Die waagerechte Position zum Stillen sollte komplett vermieden werden. Übrigens: Viele Kinder nehmen von sich aus schon diese etwas halbschräge Anlegeposition ein, wenn sie die Chance haben.
Gute Anlegeposition, damit das Baby so wenig Luft wie möglich schluckt.
Die zweite Brust erst anbieten, wenn das Baby die erste Brust von alleine loslässt und lange genug getrunken hat. Es kann bei sehr viel Milch sogar hilfreich sein, mehrmals hintereinander die gleiche Brust anzubieten, bevor zur nächsten Seite gewechselt wird.
Auch zum Saugen an der (relativ) leeren Brust sollte ermutigt werden. Durch das Saugen wird der Magen schneller entleert und die Verdauung wird besser angeregt. Außerdem wird dabei Speichel produziert, der die Magensäure neutralisiert. Auch ein Schnuller kann hier eventuell gute Dienste leisten.
Tagsüber das Baby so viel wie möglich tragen. Unsere Babys sind „Traglinge“, und außer zur Vorbeugung von Reflux gibt es zahlreiche gute Gründe, unsere Babys so viel wie möglich zu tragen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Kind gut getragen wird und nicht in stark gebeugter Haltung. Das Baby sollte durch die Tragehilfe in der richtigen Position gehalten werden.
Babysafes oder Babywippen bieten oft eine sehr schlechte Haltung für das Kind. Sie sollten möglichst vermieden werden, da hier der Druck auf die Magengegend des Kindes erhöht ist.
Entspannung des Babys: Je entspannter das Baby ist, umso weniger Probleme gibt es mit Reflux. Manchmal wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Der Reflux schmerzt, dadurch weint das Baby, was wiederum den Druck in der Bauchhöhle erhöht. Dadurch verstärkt sich der Reflux und das Baby weint noch mehr.
Nicht rauchen in der Nähe des Kindes! Rauchen erhöht das Refluxrisiko ganz deutlich.
Auch Allergien sollten abgeklärt werden. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Kuhmilcheiweißallergie und Reflux zu geben (Salvatore 2002). Eventuell kann die Mutter zwei Wochen lang Milch und Milchprodukte aus ihrer Nahrung weglassen (dabei auf versteckte Milchprodukte in Fertiggerichten achten!) und schauen, ob sich die Symptome bessern.
Einengende Kleidung, Windeln und Hosenbänder sollten gelöst werden, damit der Druck im Bauchraum so gering wie möglich bleibt.
Koffein in der Muttermilch entspannt den Speiseröhrenmuskel und kann zu einem Reflux beitragen. Erst mal weglassen (Alaswad 1996).
Bei starken Symptomen ist eine medikamentöse Behandlung manchmal notwendig. Natürlich sind auch hier wieder die Grenzen der Stillberatung erreicht. Es gibt verschiedene Medikamententypen:
Medikamente, die die Magensäure neutralisieren
Medikamente, die die Abgabe von Magensäure hemmen
Medikamente, die die Verdauung und die Entleerung des Magens stimulieren
Medikamente, die die Spannung des Speiseröhrenmuskels erhöhen
Eindicken der Nahrung. Diese Empfehlung wird sehr häufig ausgesprochen. Es gibt aber starke Hinweise (Bailey et al 1987), dass diese Methode oft nicht wirkt. Sie erschwert das Stillen und erhöht dadurch das Risiko für Nahrungsallergien. Weil eingedickte Nahrung länger im Magen des Kindes bleibt, kann dadurch der Reflux sogar zunehmen.
Für das Eindicken wird manchmal Reismehl empfohlen. Jedoch lässt sich Muttermilch durch Reismehl nicht eindicken. Eine Alternative dazu wäre Johannisbrotmehl.
Abstillen ist die schlechteste Alternative für Kinder mit Reflux, da künstliche Nahrung einen Reflux sogar noch begünstigt. Wenn das Baby eine Gedeihstörung entwickelt, sollte die dafür verantwortliche Erkrankung (in diesem Fall der Reflux) behandelt und nicht abgestillt werden.