Welche Zahnfüllung beim stillen?

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Reisende
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von Reisende »

jusl hat geschrieben:Notwendige Amalgamreparaturen/-entfernungen können auch in der Stillzeit gemacht werden (dann sollte in der Tat mit Kofferdam gearbeitet werden).

LG,
Julia
und wie ist das bei neuen amalgamfüllungen?
meine Zahnärztin sagt, dass man dabei quecksilberdämpfe einatme, und die milch für gewisse zeit verwerfen sollte.
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Reisende
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von Reisende »

Hat das noch niemand gehabt?

Wo könnte ich denn zum Beispiel etwas darüber nachlesen, wie schnell sich Quecksilber im Körper abbaut?
Mein kleiner hängt noch sehr am stillen, und deshalb möchte ich Ihnen nicht länger von der Brust weghalten müssen als unbedingt nötig.
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deidamaus
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von deidamaus »

In "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer, Spielmann, Vetter, 7. Auflage 2006 steht:

"Empfehlung für die Praxis. Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu "Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belastung der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer "toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter Kind Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet."

D.h. neue Amalganfüllungen sollten in der Stillzeit nicht gemacht werden. Hast du eine Alternative?

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Reisende
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von Reisende »

Schwierig. Mir sind jetzt schon so viele Kunststofffüllung ausgebrochen. Unter einigen Füllungen ist Karies, deshalb muss das jetzt auf jeden Fall gemacht werden.
Meine Zahnsubstanz ist auch nicht so gut. Ich habe Sorge, dass Füllungen irgendwann nicht mehr möglich sind, wenn sie so häufig ausgetauscht werden müssen.

Ich frage mich, wie viel schädliches da wirklich beim Baby ankommt, und ob nicht dauerhaft Plastik im Mund, Lösungsmitteldämpfe und Säure ebenfallsfalls ein schädigenden Effekt haben.

Worauf beziehen sich denn die ersten zwei Sätze dieses Textes? Auf vorhandene Amalgamfüllung?
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chipmunk
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von chipmunk »

Es gibt bei Kunststofffüllungen aber auch große qualitative Unterschiede, soweit ich weiss. Allerdings sind die dann auch teurer...
Andererseits sehe ich das mit dem Plastik ähnlich, auch nicht toll...
Ich würde Amalgam wohl trotzdem vermeiden, wenn es eine praktikable Alternative gibt, aber auch weil ich die Vorstellung von Quecksilber im Mund nicht prickelnd finde.
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annibi
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von annibi »

Mein za macht gar kein amalgan mehr, sondern ich hab zahnzement (?)) Als Ersatz angeboten bekommen ...

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Reisende
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von Reisende »

ich habe jetzt endlich noch etwas konkretes dazu gefunden, und zwar eine Stellungnahme der dgzmk:

http://www.dgzmk.de/uploads/tx_szdgzmkd ... t_2001.pdf

das Wesentliche steht auf seite 4.
ich würde gerne einen auszug hier reinkopieren, das klappt aber mit meinem handy gerade leider nicht (kann im pdf keinen text markieren).
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chipmunk
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von chipmunk »

Danke für den Link. Für mich klingt das plausibel. Gerade auch der Vergleich zum Methyl-Quecksilber.
Wird in Deutschland eigentlich auch vom Verzehr von Thunfisch in der Schwangerschaft abgeraten? Ich war ja in den USA schwanger, und dort war die Aufnahme von Quecksilber über die Nahrung in der Schwangerschaft auf jeden Fall ein Thema (möglichst wenig Fisch essen der weit oben in der Nahrungskette steht ...)
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deidamaus
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von deidamaus »

Danke für den Link, Reisende. Ich kopiere mal die interessante Passage hier rein:

Aus Zahnärztliche Behandlung in der Schwangerschaft, Amalgan in der Stillzeit
Amalgam während der Stillzeit
Für zahnärztliche Restaurationen im Seitenzahnbereich stehen unterschiedliche
Werkstoffe zur Verfügung (siehe dazu Stellungnahme der DGZMK: Zahnärztliche
Füllungsmaterialien 1998). Unter den Belastungen im Mund werden aus allen
Füllungsmaterialien fortwährend Substanzen in kleinsten Mengen freigesetzt (
Konsensuspapier des Bundesministeriums für Gesundheit, Bundesinstitutes für
Arzneimittel und Medizinprodukte, der Bundeszahnärztekammer,
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund-
und Kieferheilkunde und der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung vom 1. Juli
1997). Es ist in diesem Zusammenhang bekannt, dass Personen mit
Amalgamfüllungen in Abhängigkeit von der Anzahl der Füllungen höhere
Quecksilberkonzentrationen in Körperorganen und -flüssigkeiten aufweisen als
amalgamfreie Personen. So läßt sich auch im Kolostrum und in der Muttermilch in
geringen Dosen Quecksilber (Hg) nachweisen. Als mögliche Quelle des
Quecksilbergehaltes sind neben Umwelteinflüssen und der nahrungsbedingten
Aufnahme die - falls vorhanden - Amalgamfüllungen (abhängig von der Zahl, Größe,
Ausdehnung und Qualität) zu erörtern. Bei Amalgamträgerinnen fällt die Hg-
Konzentration nach anfänglich erhöhten Werten im Kolostrum mit einsetzender Reife
der Milch auf ähnliche Werte wie im Blut ab, was durch Verdünnung mit
zunehmendem Milchvolumen erklärbar ist. Dieses Quecksilber wird im Magen-Darm-
Trakt des Säuglings zu einem geringen Anteil ( < 100/0) in das Blut resorbiert. Alle
epidemiologischen Daten und wissenschaftliche Befunde sprechen dafür, dass diese
geringen Quecksilberkonzentrationen zu keiner erhöhten Toxizität bei Mutter und
Kind führen. Eine andere Quelle für Hg in der Milch ist das mit der Nahrung
aufgenommene organische Quecksilber Methyl-Hg, welches nahezu vollständig in
das Blut des Säuglings übertritt. Für Methyl-Hg ist bei hoher Aufnahme durch die
Mutter eine ausgeprägte neurotoxische Wirksamkeit für Fötus und Kleinkind
nachgewiesen, wogegen dies für Hg-typische Wirkungen beim Kind aufgrund
mütterlichen Amalgams nicht der Fall ist. Letztlich kommt es dabei auch beim
Säugling auf die Hg-Konzentration im Blut an, die wiederum von der Resorption
abhängt und die für die Konzentration in Organen und Urin maßgeblich ist.
Diesbezügliche Untersuchungen erbrachten im Blut und Urin von Kleinkindern
amalgamtragender Mütter keine auffälligen Werte. Nach dem Entfernen der
Füllungen ist die Hg-Konzentration im Blut vorübergehend für etwa zwei Wochen
erhöht und fällt danach unter den Ausgangswert ab. Ausgehend von
epidemiologischen Studien über die wesentlich höhere prä- und postnatale
Exposition von Säuglingen mit dem toxischeren Methyl-Hg bei hohem Fischverzehr
der Mutter ist für die vorübergehend erhöhte, jedoch vergleichsweise insgesamt
geringe zusätzliche Exposition durch anorganisches Hg infolge Entfernens
mütterlicher Füllungen eine Auswirkung auf den Säugling nicht zu erwarten. Über
den zeitlichen Verlauf der Hg-Werte in Blut und Milch nach dem Legen neuer
Füllungen gibt es keine Untersuchungen. Allerdings ist mit einer geringfügigen,
dauerhaften Erhöhung der Werte in Blut und Milch zu rechnen. Der
Quecksilbergehalt von Muttermilch bei Amalgamträgerinnen ist geringer oder gleich
hoch wie der von Kuhmilch oder Milchersatzprodukten.
Grundsätzlich empfiehlt sich beim Entfernen von Amalgamfüllungen eine adäquate
Wasserzufuhr und eine ausreichende Absaugung (gegebenenfalls zusätzlich das
Anlegen von Kofferdam), um das Verschlucken von Amalgampartikeln zu verhindern
und die Bildung bzw. Aufnahme quecksilberhaltiger Dämpfe zu minimieren.
Mit Blick auf die gesamte Hg-Belastung des Säuglings spricht nichts gegen die
Entfernung einzelner Amalgamfüllungen während der Stillzeit. Beim Legen neuer
Füllungen sollte eine mögliche Zunahme dieser Belastung in Betracht gezogen
werden, die aber nach bisherigem Kenntnisstand ohne gesundheitliche Auswirkung
auf den Säugling bleibt. Ein etwaiges Abstillen ist wegen der unbestreitbaren
vielfältigen Vorzüge des Stillens und der geringen Ouecksilberbelastung abzulehnen.
Alternativ zu Amalgam können Zemente, Kunststoffe und Metalllegierungen
verwendet werden. Bei Metalllegierungen ist zusätzlich die Belastungen durch
Abformwerkstoffe etc. zu bedenken. Aus all diesen Werkstoffen werden Substanzen
freigesetzt, wie. Metall-lonen (Gold, Kupfer, Zink, Palladium, uvm.), Monomere (z.B.
TEGDMA, HEMA, gfs. Bisphenol-Derivate), Formaldehyd, etc. . Der Kenntnisstand
über mögliche Folgen dieser Substanzen (Toxizität, Östrogenität, Mutagenität, etc.)
in den vorliegenden Konzentration ist äußerst begrenzt und wesentlich geringer als
beim Amalgam. Allerdings ist auch hier auf Grund der (leider nur kurzen) klinischen
Erfahrung davon auszugehen, dass keine Schädigungen zu erwarten sind. Eine
Reihung der einzelnen Werkstoffe hinsichtlich des damit verbundenen Risikos bei
Stillenden ist nicht möglich.
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Re: Welche Zahnfüllung beim stillen?

Beitrag von Reisende »

super, vielen dank deidamaus.
so kann die info nicht verloren gehen, sollte sich der link mal ändern.

ich habe jetzt nicht mehr so große bedenken, auf amalgam zurückzugreifen. ich habe bereits 4 solche füllungen und kann keine daraus resultierenden gesundheitlichen beeinträchtigungen bei mir feststellen. im gegenteil. diese füllungen habe ich seit über 15 jahren, und sie sind noch top in schuss. außerdem müsste ich mir diese intakten füllungen erst entfernen lassen, bevor ich auf alternativen wie metall oder keramik zurückgreifen könnte, weil beides gleichzeitig im mund zu schädlichen chemischen reaktionen führt.
es ist eben auch so, dass sich amalgam ausdehnt und so keine risse oder lücken entstehen können, durch die dann kariesbakterien eindringen könnten. plastik zieht sich schon beim legen während des härtens zusammen, und wird über die jahre immer kleiner, bis es herausbricht oder -fällt.
♥️J (04/16) und T (07/19)♥️
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