Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Fragen und Antworten rund um das Thema Stillen

Moderatoren: klecksauge, Teazer, Mondenkind, SchneFiMa, deidamaus

antaria
hat viel zu erzählen
Beiträge: 172
Registriert: 30.06.2008, 06:50
Wohnort: Hessen

Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von antaria »

Hallo :)
Unser Jüngster stillt mit seinen 15 Monaten noch recht fleißig, isst aber auch seit ca. 4 Monaten immer mehr Festes.
Mittlerweile bekommt er einfach vom Familientisch mit, vorher halt eben Breigläschen (teilweise auch mit Fleisch).
Der junge Mann ist deutlich entwicklungsverzögert in seiner Motorik und wir waren letzte Woche in der Uniklinik, um diverse Diagnostik zu machen (MRT, Chromosomenanalyse, Lumbalpunktion, etc.)
Da liegen auch noch gar keine Ergebnisse vor, heraus kam aber ein gravierender Eisenmangel (Wert war bei 68 :? ), der nun mit Eisentropfen behandelt wird.
Die Ärzte sahen den Hauptgrund für diesen Mangel darin, dass Kjell eben noch soviel stillt und durch die Nahrung nicht genug Eisen aufnimmt.
Ich war mir bisher immer recht sicher, dass er aber das Eisen auch durch die Milch bekommt. Ich habe definitiv keinen Eisenmangel und ernähre mich ausgewogen (naja, mit leichtem Hang zum Süßen).
Wie ist das denn nun? Geht das Eisen mit der Muttermilch über oder hätte ich den jungen Mann viel rigoroser ans Essen bringen müssen, damit er eben nicht einen solchen Mangel ausbildet?
Lieben Dank für Antwort und einen herrlichen Sommertag für Euch,
Andrea
Andrea mit I. (01/03), L. (04/05) und E.(05/07) und K. (03/09) und den angeheirateten wilden Kerlen J. und R.(12/96)
Lila
alter SuT-Hase
Beiträge: 2216
Registriert: 20.06.2007, 23:58

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von Lila »

Hi Andrea,

ich kann dir leider keine fundierten Antworten liefern, weiß aber dass meine Freundin - eine super Stillberaterin der LLL - so was weiß, vielleicht kontaktierst du also auch eine Stillberaterin.

Bist du dir sicher, dass du keinen Eisenmangel hast? Wurde er auch auf B12-Mangel getestet?

Meine Kinder werden vegetarisch ernährt, die Große wurde zwei Jahre ohne tierische Produkte ernährt (so lange wurde sie gestillt, danach gab es Käse und Joghurt) und hat sehr lange voll gestillt (12 Monate ... kurz bisschen gegessen, dann wieder 90% gestillt bis 15 Monate, dann habe ich die Beikosteinführung dadurch verstärkt, dass ich das Stillen reduziert habe) ... sie hatte nie einen Mangel, war motorisch sehr fit, ich habe den Eisenstatus überprüfen lassen (mit zwei Jahren), mein Kia meinte, dass dies selten sei, dass ein Kind dennoch genug Eisen hätte ... zumindest in dem Alter und bei der Ernährung ... ich glaube auch, dass es nicht Standard ist, dass ein Kind über einem Jahr durch Mumi genügend Eisen hat ... zumindest ist dies meine Erfahrung, da ich ein paar Frauen kenne deren Kinder +9 Monate in einen (leichten bis starken) Eisenmangel gerutscht sind.
Also es kann gehen, aber es muss nicht gehen.

Ich würde die Tropfen geben, ist der Eisenmangel weg kommt der Appettit, allerdings muss er nichts zwangweise Steaks essen, wie gesagt, hier werden zwei Kinder vegetarisch ernährt ohne Eisenmangel.

Hoffe, du bekommst noch fachlichere Antworten und wünsche euch alles Gute.
Lila mit zwei Kindern (*2003 und *2006)
antaria
hat viel zu erzählen
Beiträge: 172
Registriert: 30.06.2008, 06:50
Wohnort: Hessen

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von antaria »

Grüß Dich, Lila und herzlichen Dank für Deine Antwort!
Die Tropfen bekommt der junge Mann jetzt eh und wir waren heute auch nochmal zur Blutwertkontrolle, um zu schauen, ob die Therapie anschlägt.
Ob direkt auf Vit B12-Mangel untersucht wurde, kann ich gar nicht sagen, aber bei der Fülle an Blutuntersuchungen, die der arme Tropf durchstehen musste, war das wohl eher auch dabei.
Ich war da vielleicht einfach zu sehr im Vertrauen auf die Muttermilch und habe von daher den Kostaufbau erst einmal gar nicht forciert.
Jetzt sind wir da schon hartnäckiger.
Nach einer Woche Eisentropfen fällt uns halt schon auf, dass er viel wacher ist, also auch tatsächlich weniger schläft.
Es wäre ja toll, wenn es *nur* das Eisen wäre, was ihm für seine Entwicklung fehlt, aber dann hoffe ich ganz arg, dass er die Anämie nicht schon viel zu lange hat.

Viele liebe Grüße,
Andrea
jusl
Jusl Almighty
Beiträge: 16266
Registriert: 19.03.2007, 10:54
Wohnort: nördlich des Weißwurstäquators

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von jusl »

Hallo,

Ursache und Wirkung sind letztlich wohl schwerlich nachvollziehbar. Genauso denkbar ist doch, dass Dein Sohn AUF GRUND seines Eisenmangels nichts Festes gegessen hat (Appetitlosigkeit ist ein klassisches Symptom). Aus diesem Grunde sollten auch alle Kinder, die deutlich nach dem 7. Monat immer noch nichts festes essen, dem KiA vorgestellt werden, damit er überprüfen kann, ob eine Eisenmangelanämie vorliegt (diese extra Untersuchung fiele dann genau in den Zwischenraum zwischen U5 und U6 und kann bei VOLLSTILLbabys nur empfohlen werden)

Schwerem Eisenmangel, der sich bereits aufs Essverhalten auswirkt, ist ohnehin kaum "mit Essen" beizukommen - so viel Innereien kann kein Mensch essen am Tag ;-) - sprich: das muss medikamentös behandelt werden.

Nährstoffbedarf ist eine sehr individuelle Angelegenheit, und die Startvoraussetzungen für Babys ebenso. Muttermilch enthält wenig, aber dafür sehr gut resorbierbares Eisen. Ein frühgeborenes Kaiserschnittbaby wird aller Voraussicht nach im ersten LJ schon während der Vollstillzeit Eisensupplemente brauchen und profitiert besonders von einer klugen Auswahl von Beikost-Nahrungsmitteln. Auf der anderen Seite gibt es kräftige vollgestillte Einjährige, die nicht die Spur einer Eisenmangelänmie zeigen.
Pauschalaussagen, die allen Kindern gerecht werden, sind bei diesem Thema nicht möglich, deshalb auch die Empfehlung:
lieber auf Nummer sicher gehen, und bei einer Vollstillzeit länger als 6 Monate ärztlich bestätigen lassen, dass das Kind noch gut gedeiht.

Gut, dass Ihr da jetzt in angemessener Behandlung seid, und schön, dass die Therapie bereits anschlägt!

LG und alles Gute weiterhin,
Julia
antaria
hat viel zu erzählen
Beiträge: 172
Registriert: 30.06.2008, 06:50
Wohnort: Hessen

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von antaria »

jusl hat geschrieben:Ein frühgeborenes Kaiserschnittbaby wird aller Voraussicht nach im ersten LJ schon während der Vollstillzeit Eisensupplemente brauchen und profitiert besonders von einer klugen Auswahl von Beikost-Nahrungsmitteln.


Jetzt musste ich aber wirklich schlucken, weil Kjell, wenn auch ein spätes, dann aber doch immer noch ein Frühchen ist, das per sekundärer Sectio geholt wurde... Von Eisentropfen haben uns in Folge aber sowohl Hebamme, als auch betreuende Ärztin abgeraten, weil es den Kindern nur Bauchweh und Verstopfung machen würde...
Wir waren ja bei allen Untersuchungen und nichtsdestotrotz ist er komplett durch die Maschen gefallen, obwohl wir schon laaaaaange vermuteten und auch äußerten, dass er uns Gedanken macht. An einen Nährstoffmangel hat aber niemand (wir auch nicht) gedacht.

Wir haben auch gerade den Blutwert bekommen und der hb ist jetzt wieder bei 9,5 *schnauf*
Und jetzt hoffen wir dann wirklich ganz arg, dass der Mangel nicht schon seit dem Zeitpunkt bestand, ab dem Kjell uns nicht mehr *normal* vorkam...
Vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Das hat mir viel zu Denken gegeben.
Liebe Grüße,
Andrea
jusl
Jusl Almighty
Beiträge: 16266
Registriert: 19.03.2007, 10:54
Wohnort: nördlich des Weißwurstäquators

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von jusl »

Von Eisentropfen haben uns in Folge aber sowohl Hebamme, als auch betreuende Ärztin abgeraten, weil es den Kindern nur Bauchweh und Verstopfung machen würde...
Wir waren ja bei allen Untersuchungen und nichtsdestotrotz ist er komplett durch die Maschen gefallen, obwohl wir schon laaaaaange vermuteten und auch äußerten, dass er uns Gedanken macht. An einen Nährstoffmangel hat aber niemand (wir auch nicht) gedacht.

Hm *achselzuck* - das ist natürlich bedauerlich. Schließlich ist es keineswegs Geheimwissen, dass bestimmte Umstände (Frühgeburt, Small-for-Date-Babys, Kaiserschnitt, kein Auspulsieren der Nabelschnur, bestimmte Erkrankungen) das Risiko für Eisenmangelanämie deutlich erhöhen. Der Großteil der Eisenreserven gelangt erst in den letzten Schwangerschaftswochen ins Kind - wenn diese letzten Wochen fehlen, ist das Eisen oft schon in den ersten Lebensmonaten bzw. von Anfang an knapp.

Von Eisentropfen haben uns in Folge aber sowohl Hebamme, als auch betreuende Ärztin abgeraten, weil es den Kindern nur Bauchweh und Verstopfung machen würde...

Bauchweh und Verdauungsstörungen sind häufige Begleiterscheinungen, die sich allerdings oft deutlich abmildern lassen durch individualisierte Dosierungsempfehlungen (z.B. immer ganz spät abends, oder Minimengen mehrmals täglich, oder auch eine große Ladung einmal pro Woche... da gibt's verschiedene Ansätze, und es lohnt sich auszuprobieren, welche am besten fürs eigene Kind passen). In jedem Falle sollte Eisenmangelanämie behandelt bzw. drohender Anämie vorgebeugt werden - die Angst vor eventuellen Nebenwirkungen sollte einen nicht von notwendiger Therapie abhalten.


Vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Das hat mir viel zu Denken gegeben.

Gern geschehen. Meistens können Entwicklungsverzögerungen durch konsequente Therapie aufgeholt werden, und bei Euch schlägt's ja auch schon an. Alles Gute weiterhin für Euch!

LG,
Julia
antaria
hat viel zu erzählen
Beiträge: 172
Registriert: 30.06.2008, 06:50
Wohnort: Hessen

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von antaria »

Ich muss das nochmal hochholen, weil ich gerade ehrlich baff bin. Seit wir dem jungen Mann die Eisentropfen geben (und das sind ja gerade mal zwei Wochen) entwickelt er sich kometenhaft und ist von einem im Seil hängenden, viel schlafenden, megahypotonen Jungen zu einer energieversprühenden, wilden Mischung geworden.
Er läuft jetzt (für seine Begriffe) rasend schnell an Möbeln, Zäunen und unseren Hunden entlang und ist in sich ein ganz anderes Kind geworden.
Ich bin richtig begeistert darüber, dass er seine Launen entdeckt hat und seinen Ärger, vor allem aber seine Lebensfreude lautstark kundtut.
Ich bin jetzt guter Hoffnung, dass wir schnell alles aufholen, was wir die ganzen Monate verschlampt haben und den Stein, der mir die letzten Tage vom Herzen geplumpst ist, hat man sicher noch ganz weit weg fallen hören können.

Die Ärztin, die uns so vehemnt von Eisentropfen abgeraten hat und Kjells Entwicklung bis zum 1.Geburtstag als vollkommen zeitgerecht erkannt hat, werde ich nach unserem Urlaub nochmal aufsuchen.
Sie hat so viele Kinder in Behandlung und vielleicht mag sie beim nächsten Mal etwas aufmerksamer sein, zumal wir ganz deutlich gesagt haben, dass wir den Eindruck haben, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt.

Viele Grüße,
Andrea
Andrea mit I. (01/03), L. (04/05) und E.(05/07) und K. (03/09) und den angeheirateten wilden Kerlen J. und R.(12/96)
Lila
alter SuT-Hase
Beiträge: 2216
Registriert: 20.06.2007, 23:58

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von Lila »

das liest sich toll!

alles gute weiterhin.
Lila mit zwei Kindern (*2003 und *2006)
Miracleine
Prof. Dr. SuT
Beiträge: 8296
Registriert: 27.02.2010, 21:31
Wohnort: Wedel bei Hamburg

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von Miracleine »

Andrea das klingt wirklich klasse! Viel Freude weiterhin mit Eurem jetzt "Quirl". :D

Ich mochte mich hier dann auch nochmal dranhängen: Der Zwerg von meiner Freundin, fünf Wochen zu früh geboren, jetzt fünf Wochen alt, schläft eigentlich den ganzen Tag. Er ist rund um die Mahlzeiten maximal eine Stunde wach. Da er alle dreineinhalb bis vier Stunden stillt, ist das über den Tag verteilt nicht gerade viel.

Ist das normal bei Frühchen oder sollte sie da auch schon mal den Eisenwert checken lassen? Ich habe "leider" mit dem Schlafen komplett andere Erfahrungen gemacht, so dass ich ihr da nichts zu sagen könnte.
A. mit Mini-Mann 04/09 und Zaubermaus 08/11
antaria
hat viel zu erzählen
Beiträge: 172
Registriert: 30.06.2008, 06:50
Wohnort: Hessen

Re: Eisenwerte beim stillenden Kleinkind

Beitrag von antaria »

Ich kann jetzt nur aus dem Bauch heraus antworten.. Der Kleine ist ja noch so frisch, dass ich den vielen Schlaf total normal finde.
Kjell war die ersten Monate (wohl sogar eher das erste halbe Jahr) eigentlich gar nicht wach- zumindest nicht über Stunden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Deiner Freundin dazu geraten wurde Eisentropfen zu geben. Ich habe ja nun mehrfach unsere ganzen Kliniksbefunde gewälzt und gesehen, dass in dem Entlassungsbericht nach der Geburt und der überstandenen Infektion auch drin steht, dass Kjell Eisen hätte bekommen sollen.
Abklären würde ich das vermutlich aber trotzdem- aus unserem Hintergrund heraus. Der Eisenmangel hat sich mittlerweile gegeben, die Werte sind normal und Kjell hat letzten Sonntag mit 19 1/2 Monaten die ersten ganz freien Schritte gemacht *freu* Entwicklungsverzögert ist er aber nach wie vor.
Es müsste doch jetzt eh noch eine U-Untersuchung stattfinden, oder? Zumindest das Gewicht von Frühchen wird doch im Verlauf noch länger kontrolliert. Da würde ich dann den Arzt befragen.
Alles Liebe Dir und alles Gute für den Kleinen,
Andrea
Andrea mit I. (01/03), L. (04/05) und E.(05/07) und K. (03/09) und den angeheirateten wilden Kerlen J. und R.(12/96)
Antworten

Zurück zu „Stillforum“