Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

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jusl
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von jusl »

Katha hat geschrieben:
klimaforscherin hat geschrieben:Aus Interesse!
"Beratungsfähigkeit" setzt ja noch viel mehr voraus als Fachwissen.
Zweiter Punkt: eine noch ungewisse Zukunft (also Zeitresourcen für evt. Beratung), aber zumindest die Möglichkeit, die Ausbildung in der EZ zu machen.
An der Stelle kreisen meine Gedanken auch ;)
Und bzgl. Beratung habe ich Angst, dass ich mittlerweile "zu" SuT und AP bin, dass nicht mehr unvoreingenommen die Mutter pro Stillen beraten könnte, wenn sie dann nach 6Monaten abstillen will (ich weiß, jeder Tag zâhlt) etc. Bzw. Dann zu missionarisch werde
Wie schafft Ihr das?
Vielleicht noch kurz hierzu:
Hier im SuT finden sich dazu zahlreiche Beispiele. Jungmutter fragt an, sie will ihr Minibaby abstillen, will wissen wie das geht und welche SÄuglingsnahrungs am besten ist. Die Threads, die sich dann entwickeln, sind sicher im Detail unterschiedlich, aber sie weisen auch gemeinsame Strukturen auf, insb. bei den Verläufen, an deren Ende sich die Mutter entschließt, doch noch nicht abzustillen. ;-) Jemand fragt "warum denn jetzt schon?!?", jemand anderes schreibt was von 6M2J+, der nächste äußert Verständnis "hatte ich auch mal vor, aber mein Baby und ich fanden Stillen so schön, dass wir einfach weitergemacht haben"... und so weiter. Die Jungmutter fühlt sich verstanden, erzählt mehr von sich "muss abstillen weil ich wieder arbeite/Medikamente nehme", "will meinen Körper wieder für mich haben" oder "ach so?!? Ich wusste gar nicht, dass man auch länger stillen kann". Dann kommen die passenden Infos und Erfahrungsberichte zu "ich arbeite vollzeit und stille trotzdem" oder der Hinweis auf Stillverträglichkeit der Medikamtente oder ein eher psychologisches Gespräch über Erschöpfung, Einsamkeit und Entlastungsmöglichkeiten. Jungmutter freut sich, stillt weiter, Problem gelöst.

Ein missionarischer Ansatz ist da gar nicht nötig ("Mission" beinhaltet für mich eindeutig, andere Leute UNGEBETEN mit Ansichten und Dogmen zuzuschütten!). Die ratsuchende Mutter hat ja GEFRAGT. Das heißt, sie MÖCHTE ausdrücklich Info, Hilfe oder Ermutigung und ist entsprechend offen dafür.
"Zu SuT und AP" kann man bzgl. der Inhalte also eigentlich gar nicht sein. ;-) Allerdings sind natürlich Wohlwollen und v.a. GEDULD nötig. Die individuelle Lösungen werden grundsätzlich GEMEINSAM mit der ratsuchenden Mutter erarbeitet. Einfach nur Infos hinknallen hilft überhaupt nicht - wäre dem so, könnte ich ihr ja einfach Stillbuch XY ab Seite 236 empfehlen, da steht die Lösung... Es geht um den menschlichen Kontakt, ums aufeinander Eingehen. Man muss als Beraterin geduldig sein können, damit die Mutter in ihrem EIGENEN Tempo Erkenntnisse SELBST erlangen, Erfahrungen SELBST machen und für sie sichere Wege SELBST finden und gehen kann.

LG
Julia
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klimaforscherin
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von klimaforscherin »

Zum obigen Beispiel: so würde man aber als Beraterin nicht vorgehen, oder?
Sondern Ehen nach den Gründen fragen.

Spontan fallen mir aber auch 2 Faelle ein, in denen die Mütter keine Beratug gesucht, sondern Bestätigung gesucht haben. Ich weiß nicht genau, ob sie es gefunden haben (beides Threads zum Abstillen). Im einen gab es viele Anregungen und Erfahrungsberichte und Mutmacher, im anderen ging es leider auch in die Richtung "Missionieren". Im ersten Fall ist es eine eigene Entscheidung (auch wenn ich sie selbst nicht so ganz nachvollziehen kann). Im zweiten Fall auch, aber hier sah man recht deutlich, dass hier nicht jede eine Ausbildung hinter sich hat.

Jusl, du hattest einer Userin letztens eine Ausbildung nahegelegt, nimmt das Thema Toleranz einen zentralen Punkt ein? Wie viele beginnen eine Ausbildung mit dem Hintergrund "Mission"? Ist es in solchem Falle hilfreich?
Bei den Trageberaterinnen ist dies ja auch ein Punkt, Stichwort "keiine Beratung ohne Auftrag", allerdings nicht zentral.
Grüße
klimaforscherin
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Mondenkind
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von Mondenkind »

Naja, dies ist ein Forum, sind ja nicht alles Beraterinnen hier, das da auch viel missioniert werden will ist ja klar. "Keine Beratung ohne Auftrag" ist in jeder Beraterinnenausbildung eigentlich ein zentraler Punkt.
Liebe Grüße, Mondenkind, Modteam Stillberatung

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jusl
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von jusl »

Zum obigen Beispiel: so würde man aber als Beraterin nicht vorgehen, oder?
Sondern Ehen nach den Gründen fragen.
Das stand doch ebenfalls oben, die Frage "warum denn?", die praktisch immer irgendeine Userin aufwirft.

Der Gesprächsführungsstil muss variabel sein. Genausowenig wie ich eine ratsuchende Mutter ausschließlich mit eigenen Erfahrungen zuschwallen kann, kann ich inquisitorisch permanent nach den Gründen fragen. Es ist das Spektrum aus sachlicher Info, eigener Erfahrung, freundlicher Ermutigung und Anregung zur Selbstreflexion, das eine Beratung erfolgreich macht, und dessen "Mischung" auf jede ratsuchende Mutter neu abgestimmt werden muss. Im 1:1-Gespräch muss ich das als Beraterin komplett selbst leisten, hier um Forum übernimmt ein Teil davon die Userschaft, und ich muss oft nur noch Fehlendes auffüllen. Das gefällt mir persönlicher hier sehr gut.
Jusl, du hattest einer Userin letztens eine Ausbildung nahegelegt, nimmt das Thema Toleranz einen zentralen Punkt ein? Wie viele beginnen eine Ausbildung mit dem Hintergrund "Mission"? Ist es in solchem Falle hilfreich?
Die Frage verstehe ich irgendwie nicht, was ist ein Hintergrund Mission? Und was soll dann hilfreich sein? Bitte erklär das noch mal genauer ;-)
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Kirschquark
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Re: AW: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von Kirschquark »

Das war die Userin, die nicht verstehen konnte, warum manche Leute Kinder bekommen und sie dann "so schlecht" behandeln, also nicht stillen, und die deswegen, aus der Missionierungsmotivation heraus, später mal eine Ausbildung zu Sillberaterin machen möchte.
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Sakura
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von Sakura »

klimaforscherin hat geschrieben:Zum obigen Beispiel: so würde man aber als Beraterin nicht vorgehen, oder?
Sondern Ehen nach den Gründen fragen.
hi klimaforscherin,

bei mir sind die seminare noch ganz frisch, und ich kann nur sagen, ich war begeistert über das, was ich gelernt habe. BESONDERS der teil gesprächsführung. ganz viele (alle?) fragen, die du hier stellst, werden dort beantwortet. das seminar hat mich so beeindruckt, dass ich wage zu behaupten, dass sich seither mein gesprächsführungsstil auch im ganz normalen leben in "heiklen" situationen komplett gewandelt hat. hängt natürlich immer von der referentin ab, ich habe bei den seminaren ja mehrere erlebt, aber unsere gesprächsführungs-referentin war einsame spitze.

finanzielles: idealerweise werden die seminare kostendeckend abgehalten (soweit ich weiß???), in begründeten ausnahmefällen schießt der AFS einen teil der summe zu (z.b. seminar auf dem platten land, und die mindestteilnehmerzahl wird knapp unterschritten. so war es bei uns.)

thema missionieren: diese frage war tatsächlich in sämtlichen seminaren ein thema, immer von den teilnehmerinnen angeschnitten. und es war unter den teilnehmerinnen die gesamte bandbreite an meinungen vertreten. ich glaube, dazu muss jede frau ihre eigene haltung finde, und diese - wie alle haltungen im leben - bei bedarf revidieren. grundsätzlich ist es doch aber in jeglichem guten beratungsgespräch so, dass die gesprächspartnerin explizit um rat fragen sollte, ehe die beratende mit ratSCHLÄGEN loslegt.

ich habe noch lange vor den AFS-seminaren (umgeben von jede menge stillenden neumamas) schon viele gespräche zu stillen, stillproblemen, abstillen und beikost gehabt. meine erfahrung war, dass ratschläge, die sachlich begründet vorgetragen werden, in der regel dankend angenommen werden, VORAUSGESETZT, die betreffende mutter WOLLTE tatsächlich einen rat. wenn eine mutter dinge lediglich feststellt und vorträgt ("mein 8 monate altes kind wird am wochenende abgestillt, danach gibt es nur noch die flasche"), dann hat sie NICHT um rat gefragt. allein auf diese feststellung hin mit ratschlägen um sich zu werfen, etwa gar noch wenn noch 3 andere mamis mit babys mit latte macchiato dabei sitzen, ist dann klar zum scheitern verurteilt.
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katopua
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von katopua »

Hallo,

ich wollte einfach mal eine Anregung/Frage bezüglich der Übernahme der Ausbildungskosten loswerden.

Ich habe vor einiger Zeit eine Selbsthilfegruppe aus einem ganz anderen Bereich ins Leben gerufen und länger geleitet. Meiner Auffassung nach ist ja eine Stillgruppe auch so etwas wie eine angeleitete Selbsthilfegruppe.

Viele Krankenkassen haben einen ziemlich großen Budgetposten für die Unterstützung von Selbsthilfegruppen eingerichtet. Oftmals bleibt aus diesem Topf sogar etwas übrig, weil nur wenige Selbsthilfegruppen entsprechende finanzielle Hilfen beantragen. Wir hatten damals mehrere KK'n angeschrieben und haben so viel Geld bekommen, dass es nach 3 Jahren noch nicht aufgebraucht war. Es gibt bestimmte Regeln zur Verwendung und man muss dann auch eine Jahresabrechnung machen und an die KKn schicken, von denen man Geld bekommen hat. Aber soweit ich mich erinnern kann, ist die Aus- und Fortbildung einer Gruppenleiterin/-gründerin darüber förderbar und ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus möglich wäre, Ausbildungskosten zur Stillberaterin von KK'n bezuschusst bekommen, wenn man eine Stillgruppe ins Leben rufen möchte. Insbesondere wenn es in der Gegend noch keine derartigen Angebote gibt.

Am besten sollte man sich damit an eine örtliche Selbsthilfekontaktstelle wenden (heißen z.B. Kibis, Sekis, Kiss oder ähnlich). Die beraten und unterstützen die Gründung von Selbsthilfegruppen, helfen bei Anträgen (z. B. zur finanziellen Unterstützung), Problemen etc. und stellen oft kostenlose oder günstige Gruppenräume zur Verfügung.
Hier in S-H findet man bei den meisten Selbsthilfekontaktstellen auch Stillgruppen oder Stillberatungen.

Wo man die nächste Selbsthilfekontaktstelle findet, schaut man am besten auf der Nakos-Seite in den "Roten Adressen" nach:
http://www.nakos.de/site/
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Baobab
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von Baobab »

Hallo

Hat jemand Erfahrung mit der Ausbildung zur Stillberaterin (in meinem Fall ginge nur LLL), wenn die naechste Stillberaterin, und damit der naechste LLL Stilltreff, etwa 2-3 Stunden weit weg sind?

Bei der LLL steht ja, dass man Treffen besuchen soll, wenn moeglich.
2-3 Stunden einfacher Weg faende ich schon sehr viel und wuerde fuer mich persoenlich unter "nicht moeglich" fallen.

Wie laeuft eine Ausbildung in so einem Fall ab?

Baobab :)
Mit der Großen (05/11), dem Mittleren (07/14), dem Ministernchen (11/15) und der Kleinen (6/18)
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klimaforscherin
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von klimaforscherin »

klimaforscherin hat geschrieben:Das finde ich sehr interessant, was du schreibst. Ich kenne die gesellschaftliche Situation in den USA gar nicht.
Was wir hier haben, kann man vergleichsweise als luxuioes betrachten.
Aber wenn nunmal das Buch vor dem Hintergrund geschrieben wurde, dann finde ich mich darin einfach nicht wieder. Es muss so ein Buch auch für unseren gesellschaftlichen Kontext geben.
In der "Stillzeit" war die Broschüre "Stillen nach dem 1.Lebensjahr" angekündigt.
Julia, wann gibt es sie? Im Onlineshop stand nix davon.
Grüße
klimaforscherin
mit Wetterfrosch 2010 und Schwälbchen 2012

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jusl
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Re: Stillberaterin der IBCLC, LLL oder AFS

Beitrag von jusl »

Der AFS-Vorstand war/ist leider nicht in der Lage, Layout und Druck zu realisieren. Wir haben aber zum Glück schnell einen anderen Verlag gefunden und sind dort bereits in der redaktionellen Endphase. Ich gebe hier gerne Bescheid, wenn ich den Drucktermin kenne. ;-)

LG
Julia
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