Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Was kommt nach dem Vollstillen?

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pomona
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von pomona »

Es gibt auf jeden Fall auch eine Studie mit Kindergartenkindern, dass diese mehr vom normalen Mittagessen essen, wenn der Nachtisch (in vorher festgelegter Menge, also in Schälchen gefüllt) gleichzeitig mit dem Mittagessen angeboten wird - das wäre ja wenigstens ein Argument gegen Druck beim Essen. Da könnte ich evtl. nächste Woche rausfinden wer die gemacht hat, falls Dir das helfen würde.

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Elena
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Elena »

Missy hat geschrieben:Du wirst keine Studien zu dem Thema finden,
Das fürchte ich auch.

Mir geht der Probierzwang zwar auch auf die Nerven, aber hier wird er in milder Form praktiziert. Ich halte ihn auch deshalb für Quatsch, weil er bei meinen Kinder folgendes bewirkt:
- Sie probieren mikroskopisch kleine Mengen (1/4 Reiskorn und so) und das geht dann als probieren durch. Sie machen sich einen Spaß draus, die Probierportion so klein wie möglich zu machen und erzählen mir nachher kichernd davon.
- Sie tun so, als ob sie probiert hätten, d.h. sie schmieren sich Gemüse auf den Teller und an die Gabel, so dass es aussieht, als hätten sie es gegessen.
- Sie geben ihre Probierportion heimlich an den Tischnachbarn weiter.

Mit andern Worten: Meine Kinder lernen, wie man geschickt bescheißt. Ist auch manchmal nützlich. :roll: Was sie durch den Probierzwang aber definitiv nicht lernen, ist Neugier auf unbekanntes Essen.

Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, wenn ihr Eltern mal konkret aufschreibt und sammelt, welche Auswirkungen der Probierzwang nach euren Beobachtungen auf eure Kinder hat. Und das dann ans Team weitergeben. Und gleichzeitig betonen, dass euch selbstverständlich auch daran gelegen ist, dass die Kinder sich vielseitig ernähren und auch mal Neues probieren, dass das aber nach eurer Beobachtung nicht mit Probierzwang gefördert werden kann?

In unserm alten Kindergarten haben die Eltern reihum gekocht und waren beim Essen dabei. Dort wurde das sehr geschickt gehandhabt: Wenn es z.B. Gemüsesuppe mit Baguette gab, kam es vor, dass manche Kinder nur Baguette aßen. Die wurden dann angehalten (aber nicht gezwungen), das Baguette auch mal in die Suppe zu tauchen. Und sie haben es IMMER gemacht, sobald die Aufmerksamkeit des Erziehers (und damit der Druck) nicht mehr da war. Außerdem haben wir oft zum Nachtisch frisches Obst am Tisch mit den Kindern geschnitten. Da wurden Mengen gegessen, die mich immer staunen ließen. Und zwar, weil der Vorgang des Obstschneidens und Verteilens so spannend war. Wenn ich dagegen anschaue, wie hier im Kindergarten die Plastikschüssel mit undefinierbarem Quarkinhalt gebracht werden... da hätte ich auch keine Lust drauf. Ich staune oft, wie in Schule oder KiGa Dosenerbsen als "gesundes Gemüse" angepriesen und als etwas hingestellt werden, das zu essen irgendwelche Vorteile mit sich bringt. *würg* Ich habe meinen Kindern genau erklärt, warum ich solche Art Gemüse nicht esse.
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Nautilus
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Nautilus »

Das brauchst Du überhaupt nicht zu diskutieren:
Zum Essen zwingen fällt eindeutig nicht mehr in die Erziehungskompetenz und -berechtigung einer Einrichtung, daher würde ich das für mein Kind schlicht - schriftlich - untersagen und fertig, natürlich noch alle Erzieher davon selbst in Kenntnis setzen. Ist ähnlich wie beim Erlauben von Fotografien und ähnlichem, hier geht es um das Recht, dem eigenen Körper nur die Nahrung zuzuführen, die man auch essen möchte. Das würde ich wirklich gar nicht diskutieren und Eure Nichteinwilligung/Euer Verbot "nett" bzw. neutral vermitteln, ohne Rechtfertigung und grosse Worte, schlicht, dass Ihr das für Euer Kind ablehnt und daher untersagt.
Ich habe das bislang bei wenigen Dingen gemacht bzw. machen müssen, da fährt man einfach am besten, wenn man das pädagogische Vorhaben nicht wertet, auch nicht indirekt, sondern schlicht für sich ablehnt. Je nach Reaktion kann man dann ja immer noch begründen, dass man Zwangsmethoden generell ablehnt, gerade beim Thema Essen ohnehin und auch ggf kein Interesse daran hat, das Kind an viele unbekannte Geschmäcker heranzuführen. Wenn Ihr natürlich für alle Kinder etwas ändern möchtet, solltet Ihr darüber diskutieren. Aber keinesfalls müsst Ihr es hinnehmen, weil die Erzieher sich nicht umstimmen lassen.
Eine persönliche Erfahrung kann ich noch beisteuern: ich habe bis ins Jugendalter teilweise ziemlich begrenzt gegessen, vieles rundweg abgelehnt und war im Leben nicht bereit, z.B. im Restaurant statt dem bekannten, leckeren Essen ein unbekanntes zu bestellen. So what? Heute probiere ich viel eher, ernähre mich ausgewogen und habe keine Nährstoffmängel. Man sollte auch mal einbeziehen, warum gerade Kinder teilweise "vorsichtig" essen. Ggf macht das nämlich für ihren speziellen Körper durchaus Sinn, mal abgesehen davon, dass man das Ziel, Kinder an Geschmäcker heranzuführen, so sicherlich noch nie erreicht hat, dafür braucht's wohl nur die erneute Lektüre des...Struwwelpeter (?oder?Der lieber verhungert? Wer ist das nochmal? ). Ich erinnere mich im Gegenteil an wenige höchst unerfreuliche Machtkämpfe mit meiner Mutter mit der Folge, dass ich die wenigen Sachen, die ich uuuunbedingt probieren sollte, bis heute nicht esse bzw. probiert habe. Also zu dem ganzen Stress auch noch das Ziel aber sowas von verfehlt.

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Nautilus
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Nautilus »

Uff! Es war der Struwwelpeter/Suppen-Kaspar (das wollte ich zuerst schreiben), nochmal Glück gehabt ;).

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Elena
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Elena »

Nautilus hat geschrieben:Das brauchst Du überhaupt nicht zu diskutieren:
Zum Essen zwingen fällt eindeutig nicht mehr in die Erziehungskompetenz und -berechtigung einer Einrichtung, daher würde ich das für mein Kind schlicht - schriftlich - untersagen und fertig, natürlich noch alle Erzieher davon selbst in Kenntnis setzen.
Naja, typischerweise ist der Zwang ja kein absoluter Zwang in dem Sinne, so dass dem Kind etwas mit Gewalt in den Mund gesteckt wird. Sondern es gilt sowas wie "die zweite Portion Nudeln gibts erst, wenn man am Salat geknabbert hat" oder "kein Nachtisch ohne Kartoffeln vorher". Da ist das schon schwieriger.
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Elena »

Ergänzung: Ich finde bei dem Thema schwierig, dass es wirklich Kinder gibt, die mit ein bisschen Anstiegen oder Motivieren tatsächlich gerne probieren. Und ich versuche zuhause ja auch zu motivieren, wenn auch sehr zurückhaltend. Ich finde es auch durchaus positiv, wenn die Erzieher darauf schauen, dass ein Kind nicht jeden Tag nur Nachtisch isst. Deshalb finde ich es schwierig, pauschal solche Essensregeln zu verurteilen, die man zwar zuhause nicht bräuchte, die sich aber in einer großen Gruppe durchaus bewähren können.
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Elena
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Elena »

Elena hat geschrieben:mit ein bisschen Anstiegen
"mit ein bisschen Anstupsen" sollte das heißen... :roll:
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Nautilus
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Nautilus »

Elena, wenn man die ersten Absätze des Eingangspost liest, geht es hier aber nicht um Essensregeln, wie Du sie für Einrichtungen ok findest (ich im Übrigen "Nachtisch erst nach Hauptgang" auch zuhause), sondern um Probierzwang: die Kinder müssen von allem probieren.


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Nautilus
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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Nautilus »

Wie sieht denn der "Zwang" aus? Ist er subtil, das Kind ausschließend oder mit Strafen belegt? In ersterem Fall ist einfach Untersagen wahrscheinlich schwieriger, Du hast ja auch bereits was angesprochen,,dennoch: wenn Du einfach schriftlich hinterlegst,,dass beim Essen kein Druck welcher Art auch immer ausgeübt werden darf, müssen sie sich dran halten.

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Re: Literatur zum Thema Probierzwang gesucht

Beitrag von Elena »

Nautilus hat geschrieben:Elena, wenn man die ersten Absätze des Eingangspost liest, geht es hier aber nicht um Essensregeln, wie Du sie für Einrichtungen ok findest (ich im Übrigen "Nachtisch erst nach Hauptgang" auch zuhause), sondern um Probierzwang: die Kinder müssen von allem probieren.
Stimmt, wobei ich mich da genau wie du frage, wie dieser Zwang konkret ausgeübt wird. Ich vermute auch, eher subtil. Da wäre es - auch für die Argumentation dagegen! - wichtig zu wissen, wie das genau vonstatten geht.
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